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Voller Kühlschrank und gewaschene Wäsche Wohnen im „Hotel Mama“

Alexander geht es wie vielen anderen Studierenden in deutschen Großstädten. Er kann nicht dort wohnen, wo er möchte. Nachdem seine Eltern allerdings nur 30 Kilometer von der Uni entfernt wohnen, hat er sich für "Hotel Mama" entschieden.

Von: Anette Orth

Stand: 08.07.2019

Alexander ist 25 Jahre alt und studiert Deutsch und Geschichte auf Lehramt Gymnasium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er  jobbt neben dem Studium in einem Baumarkt und verdient dort etwa 400 Euro im Monat. Zuwenig, um von zu Hause auszuziehen.

Klar möchte er in eine Studenten-WG ziehen, gerne mitten in der Stadt, aber wie so viele, kann er sich das finanziell nicht leisten. Also fährt er jeden Tag eine Stunde von Fürstenfeldbruck in die Uni und abends wieder zurück zu Mama und Papa. Um sich nicht ganz so schlecht zu fühlen, hilft er viel im Haushalt: Spülmaschine aus- und einräumen oder einkaufen gehen. Er hofft, sein Studium bald abzuschließen und Geld zu verdienen. So viel, dass er sich mehr „als einen Tiefgaragenplatz“ in München leisten kann.

"Ich versuche jeden Tag irgendetwas in der Wohnung zu helfen, staubsaugen gehört zu meinen Aufgaben. Aber in einer WG müsste ich mich ja auch an den Putzplan halten."

(Alexander)

Ein Fünftel der deutschen Studierenden wohnt noch zu Hause bei den Eltern.

Meist sind es finanzielle Gründe, warum Studierende noch im Elternhaus leben. Wer in der gleichen Stadt studiert, in der die Eltern wohnen, hat es zudem schwerer einen Platz in einem Studentenwohnheim zu bekommen. Prinzipiell unterstützt der Großteil der Eltern ihr Kind finanziell während des Studiums. Wohnt „das Kind“ während des Studiums noch zu Hause, ist das auch eine Form der finanziellen Unterstützung: der Studierende spart sich schließlich die Miete und weitere monatliche Ausgaben, wie beispielsweise die Verpflegung.

Alex ist zweisprachig in Athen aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schule. Seine Mutter ist Griechin, der Vater Deutscher. Vor einigen Jahren sind sie in die Nähe von München gezogen, auch um Alex ein Studium in Deutschland zu ermöglichen. Der Zusammenhalt in der Familie ist sehr groß und das hat für Alex durchaus Vorteile.

"Meine Eltern unterstützen mich auch mental durch das Studium zu kommen. Sie treiben mich an. Das klingt vielleicht nervig, aber mir hilft es oft, mit dem Lernen anzufangen."

(Alexander)

Tendenziell leben Studierende aus den südlichen oder südöstlichen europäischen Ländern noch im Elternhaus.

Alex hofft, in spätestens einem Jahr, sein Studium abzuschließen. Dann möchte er an einer deutschen Schule, irgendwo auf der Welt als Lehrer arbeiten. Vielleicht in Italien oder in Mexiko. Und dort zusammen mit seiner Freundin wohnen.


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