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Tutorial Bewerbungsgespräch

Du bist dem ersehnten Praktikum oder deinem Traum-Job ganz nah. Doch nun trennt sich die Spreu vom Weizen: Der Arbeitgeber lädt zum Vorstellungsgespräch. Wie du dich von deiner besten Seite zeigst und worauf Personaler besonders achten, verrät Campus Coach Marietta Esche.

Von: Sabine Pusch und Christoph Wittmann

Stand: 10.07.2019

„Campus Coach“ - Erfolg für Studium & Karriere

Folge 3: Campus Coach – Die erfolgreiche Bewerbung!

In einer neuen Folge beantwortet Karriere- und Job-Coach Marietta Esche typische Fragen, die vor und während eines Bewerbungsgesprächs auftauchen: Wie bereite ich mich inhaltlich und fachlich vor? Wie sieht das richtige Outfit aus? Wie verhalte ich mich beim ersten Kennenlernen? Dazu Tipps vom Coach für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch: Seriosität, Authentizität, Taktik der Gesprächsführung und Professionalität – das sind nur einige Skills,  um bei der Bewerbung gut zu punkten und Konkurrenten auszustechen.

Dress-Code

Was das Outfit betrifft, ist Vorstellungsgespräch nicht gleich Vorstellungsgespräch. Früher war’s einfacher: die Männer im Anzug, die Frauen im Kostüm. Mittlerweile muss man unterscheiden - je nach Branche und nach Firmenkultur! Unterm Strich geht es hier um Anpassung, also der Bewerber soll beweisen, dass er die Spielregeln der Branche kennt. Bei klassischen Büro-Jobs - am konservativsten sind nach wie vor die Banken - punktet man mit einem seriösen Erscheinungsbild. Für die Herren bedeutet das Anzug und Krawatte, für die Damen zumindest ein Blazer. Die Kleidung sollte auch nicht zu bunt sein und die Haare gebändigt. Im Bereich der Medien und IT-Berufe geht es legerer zu und mehr darum, die Persönlichkeit und Individualität auszudrücken. Wenn der Chef außerdem selbst Jeans und T-Shirt trägt, wird er nicht zwingend von seinen Bewerbern die ganz feine Robe erwarten. Zwischen den beiden Extremen gibt es eine Vielzahl von Abstufungen. Doch wie finde ich heraus, wie das Unternehmen tickt, welchen Branchengepflogenheiten es folgt? Wenn die Möglichkeit besteht, kann man auch ehemalige Bewerber bzw. aktuelle Angestellte um Rat fragen. Die haben alle schon mindestens ein Vorstellungsgespräch bei dieser Firma hinter sich.

Tipp: 

Klingt einfach, trotzdem: Auf ein gepflegtes Äußeres achten! Also, sind die Schuhe geputzt, die Fingernägel sauber und die Haare gewaschen? Wer so aussieht, als könne er sich selbst nicht in Ordnung halten, dem wird das für den Job auch nicht zugetraut.

Vorbereitung 1: Selbstbefragung

Auch wenn’s nervt: Am Anfang muss man sich immer erst mit sich selbst beschäftigen, also herausfinden, wer man eigentlich ist, was man gut kann, die Frage der Eignung - was will man selbst, was ist das Ziel und was hat dieses Ziel mit dieser Firma zu tun, was ist die Motivation? Um die beiden Punkte Eignung und Motivation kreisen später im Endeffekt alle Fragen des Vorstellungsgesprächs. Je mehr Gedanken man sich vorher gemacht hat, desto weniger wird man während des Gesprächs auf dem falschen Fuß erwischt. Wofür schlägt mein Herz? Worin bin ich gut? Wenn ich studiere, wenn ich mit anderen zusammen bin, in meiner Freizeit? 

Tipp: 

Wer nicht Lust hat, sich mit diesen Fragen allein zu beschäftigen, kann sie auch mit einem guten Freund, einem Familienmitglied oder jemandem von außen, z.B. einem Coach, besprechen.

Vorbereitung 2: Unternehmen

Viele Fragen zum Thema „Eignung“ zielen natürlich auch auf die andere Seite. Die muss ja schließlich auch passen. D.h. man sollte sich intensiv mit dem potentiellen Arbeitgeber auseinandersetzen. Wie viel Mitarbeiter arbeiten dort, welche Geschäftsfelder, welche Abteilungen gibt es, welche Philosophie, welche Geschichte steckt hinter dem Unternehmen, welche Personen führen den Betrieb? Antworten auf all diese Fragen findet man in der Regel auf der Webseite des Unternehmens.

Tipp:

Checke die Homepage genau und prüfe dich selbst in einem kleinen Test, ob die wichtigsten Eckdaten und Personalien zum Unternehmen drauf hast.

Anreise

Das Ziel ist, entspannt und pünktlich anzukommen. Das Verkehrsmittel, das beides in gleichem Maße garantiert, ist das richtige. Die öffentlichen Verkehrsmittel bieten sich aufgrund ihrer relativ großen Verlässlichkeit an. Doch auch wenn Du's mit Auto oder Rad hinbekommst, ist das ok. Doch die beiden haben einige Tücken: Wer jetzt mit dem Rad einmal quer durch die Stadt fährt, ist vielleicht sportlich ausgelastet, aber vermutlich verschwitzt und nicht mehr in dem Zustand, in dem er sich präsentieren sollte. Beim Autofahren kommen lästige Unwägbarkeiten wie Stau und Parkplatzsuche dazu, die auf die Stimmung schlagen können. Um nicht total entnervt zum Gespräch zu kommen, sollte man deshalb mit dem Auto noch mehr Puffer einrechnen und noch früher zuhause losfahren. Man sollte sich auch im Vorfeld über den Treffpunkt des Termins informieren, sei es über einen Lageplan oder eine Nachfrage im Sekretariat. Auf jeden Fall Extra-Zeit einplanen, um sich auf einem großen und unbekannten Firmengelände zu orientieren. Die richtige Zeit, um beim Treffen anzukommen, sind etwa fünf bis zehn Minuten vor dem Termin.

Tipp:

Nicht überpünktlich sein. Wer viel zu früh ankommt, sollte lieber noch etwas spazieren gehen.

Begrüßung

Es ist ja fast schon eine Binsenweisheit, aber es stimmt: Der erste Eindruck ist sehr wichtig! Dabei geht es vor allem um nonverbale Kommunikation. D.h. man sollte seinem Gegenüber fest in die Augen schauen, immer wieder Blickkontakt suchen, mit einem sicheren Händedruck begegnen, also nicht mit nassen, verschwitzten, ängstlichen Händen. Das strahlt nicht nur Sicherheit aus, sondern das gibt einem auch selbst Sicherheit. Du solltest darauf achten, dass du deine Gesprächspartner mit Namen begrüßt (die entnimmt man meistens der Einladung). Wem du dabei zuerst die Hand gibst, ist eine knifflige Frage. Im beruflichen geht man nach Hierarchie, die ist aber nicht unbedingt immer erkennbar. Also fährst du in der Regel gut damit, wenn du die Dame zuerst begrüßt. Meine Erfahrung ist, dass das (nicht mehr) so eng gesehen wird.

Tipp:

Bei all den angeblichen Regeln und Etiketten, die wichtigste Lektion nicht vergessen: Bleib authentisch und sei du selbst. Dazu gehört Mut, aber nichts hinterlässt ein eigenartigeres Bauchgefühl als ein Bewerber der sich krampfhaft verstellt. 

„Psycho“-Fragen

Das Bewerbungsgespräch ist auch für die Personaler eine echte Herausforderung. Sie wollen nicht nur die perfekt vorbereiteten Bewerbungs-Profis kennenlernen, sondern auch wissen, wie die BewerberInnen reagieren, wenn sie überrascht werden. „Was denken Sie, wie viel Smarties passen in einen Smart.“ Grundsätzlich ist der Sinn dieser Fragen herauszufinden, wie der Bewerber mit Unvorhergesehenem und mit der plötzlichen Stresssituation umgeht. Wird er total nervös, pampig, verliert er sein Selbstvertrauen? 

Tipp:

Einfach Ruhe bewahren, durchatmen, innehalten und eine echte, authentische Antwort geben. Es geht nicht darum, richtig oder falsch zu antworten, sondern darum, souverän zu bleiben.

Stärken-/ Schwächenfragen

Zwei Fragen, die fast immer kommen und die trotzdem schwierig sind: Kann man sich selbst zu sehr loben? Bleibt man bescheiden oder verkauft man sich dann unter Wert? Spricht man offen über seine Schwächen oder verspielt man sich dann alle Möglichkeiten? Die Kunst ist, den richtigen Mittelweg zu finden, zwischen authentischen und taktischen Komponenten. Wer nur eine Rolle spielt, tut seinem Gegenüber keinen Gefallen und sich selber auch nicht. Trotzdem sollte man an der Stelle auch taktisch denken. Bei der Frage nach den eigenen Schwächen geht es darum, die Frage umzudeuten, darzustellen, dass man in einem persönlichen Entwicklungsprozess ist und man an sich arbeitet. Auf der einen Seite etwas Echtes anbieten und auf der andern Seite trotzdem nichts zu erwähnen, was essentielle Grundvoraussetzung für den Job ist.

Schon im Vorfeld sollte man sich Gedanken machen, wohin man das Gespräch lenken und was man von sich preisgeben möchte. Was soll von mir hängen bleiben 

Tipp:

Fragen, die sehr in den persönlichen Bereich gehen, z.B. Religion, Schwangerschaft etc., gehören nicht in ein Vorstellungsgespräch. Es ist ein Zeichen von Professionalität, nicht zu Privates zu erzählen, sondern mit gebotener Freundlichkeit und Höflichkeit die Grenze ziehen

Links: 

Unsere Reihe "Campus Coach“ hilft Studenten bei der Vorbereitung ihrer Lebens- und Karriereplanung. Zum Service gehört ein Online-Angebot rund um Coaching, Karriere und Bewerbung mit Tipps von Experten, dazu Videos rund um die Themen Lernen und Job.


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