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Forensischer Psychiater Nedopil, Norbert

Prof. Dr. Norbert Nedopil ist seit 20 Jahren Leiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik der Universität München und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge und Fachbücher.

Stand: 07.01.2013 | Archiv

"Gut, man hat dann seitdem viel stärker gefragt: 'Wenn man so jemanden irgendwann wieder aus dem Gefängnis entlässt, wird er dann wieder gefährlich sein?' Der Täter, der Nathalie Astner umgebracht hat, war ja jemand, der erst ein Jahr vorher aus dem Gefängnis entlassen worden war, ohne dass man bei ihm eine Fachprognose gemacht hätte. Nach diesem Fall hat man dann gesagt, dass man bei allen diesen Tätern, die man entlässt, eine solche Prognose machen muss. Das hat dazu geführt, dass wir heute enorm viele Prognosen machen müssen. Und das hat dazu geführt, dass nun bereits sehr früh gefragt wird: 'Muss so jemand in eine psychiatrische Klinik kommen? Muss er behandelt werden? Soll er in eine sozialtherapeutische Abteilung in einer Haftanstalt kommen? Muss er dort behandelt werden? Kann man ihn entlassen, wenn er behandelt worden ist? Bleibt er eine Gefahr für die Öffentlichkeit, wenn er nicht behandelt ist? Muss er also nach Verbüßung der Haftstrafe in die Sicherungsverwahrung kommen?' Die Sicherungsverwahrung ist ja 1998 dramatisch ausgeweitet worden. Es muss also seitdem noch zusätzlich bei sehr vielen Menschen eine Prognose abgegeben werden, ob sie raus kommen können. Denn die Sicherungsverwahrung bedeutet ja, dass so jemand unbefristet in Verwahrung genommen wird und dass seine Entlassung komplett von der Prognose abhängt."

Norbert Nedopil

Zur Person

  • Geboren
  • 26. September 1947 in Eutin
  • Schule
  • Volksschule in Meitingen
  • Gymnasium in Augsburg
  • 1964–1965 High-School in Boone, Iowa
  • 1968 Abitur
  • Ausbildung
  • Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 1975 Promotion
  • Beruf
  • Professor für Forensische Psychiatrie

Funktion und Ämter

  • Aktuelle Funktion
  • Leiter der Abteilung Forensische Psychiatrie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Ämter/berufliche Stationen
  • 1976 Approbation, Assistenzarzt an der Lippeschen Nervenklinik in Bad Salzufen
  • 1977 Assistent an der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 1979 Weiterbildung im BKH Kaufbeuren
  • 1983–1984 Weiterbildung in der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 1984 Weiterbildung an der Abteilung für Forensische Psychiatrie der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 1986 Arzt für Psychiatrie
  • 1988 Habilitation
  • 1989 Professor für Forensische Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
  • Seit 1992 Leiter der Abteilung Forensische Psychiatrie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Veröffentlichungen

  • Forensische Psychiatrie. Klinik, Begutachtung und Behandlung zwischen Psychiatrie und Recht (zusammen mit Jürgen Leo Müller,), 4., überarbeitete Auflage, Stuttgart u. a.: Thieme, 2012.
  • (Hrsg. zusammen mit Jürgen Leo Müller u. a.) Sicherungsverwahrung - wissenschaftliche Basis und Positionsbestimmung, Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagesgesellschaft, 2012.
  • (Hrsg.) Die Psychiatrie und das Recht - Abgrenzung und Brückenschlag. Jubiläumsschrift zum vierzigjährigen Bestehen der Abteilung für Forensische Psychiatrie der Psychiatrischen Klinik der Universität München, Lengerich u. a.: Pabst, 2011.
  • Prognosen in der forensischen Psychiatrie. Ein Handbuch für die Praxis, Lengerich u. a.: Pabst, 2005.
  • Beispiel-Gutachten aus der forensischen Psychiatrie (zusammen mit Martin Krupinski), Stuttgart / New York: Thieme, 2001.
  • Kraft schöpfen durch gesunden Schlaf (zusammen mit Eckart Rüther), Kissing: WEKA, 1980.

Erstsendung: 16.01.2013


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