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Flugzeug mit Kondensstreifen und Schriftzug CO2 | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 26.08.2020
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2020

Norwegen macht den Europäern ein verlockendes Angebot: Es will die gesamten CO2 Emissionen aus der europäischen Industrie aufnehmen und in leeren Erdgasfeldern unter der Nordsee deponieren. Ist das die Rettung vor dem Klimagau?

Norwegen hat Jahrzehntelang Milliarden mit den Gaslieferungen nach Europa verdient. Jetzt ist die Hälfte der Förderstätten erschöpft. Das reichste Land der Erde sucht nach einem neuen Geschäftsmodell. Und so hat das norwegische Parlament beschlossen, ein technisches Konzept für die Speicherung von CO2 unter der Nordsee zu entwickeln.

Die Technik hinter dem Projekt „Polarlicht" heißt Carbon Capture and Storage, kurz CCS. Dabei soll das CO2, das bei Prozessen in der Zement-, Chemie- oder Metallindustrie Europas unvermeidlich anfällt, aufgefangen und in den bestehenden Gasleitungen oder mit Schiffen nach Norwegen transportiert werden. Dort soll es an den Erdgasplattformen in die erschöpften Erdgasfelder ein Kilometer unter dem Meeresboden gepumpt werden.

Die Technik ist in kleinem Maßstab bereits erprobt. Weltweit existieren 17 Anlagen, in denen Kohlendioxid aus den Abgasen von Kraftwerken und Industrieanlagen mit Hilfe der sogenannten Aminwäsche abgetrennt wird. Norwegen hat Erfahrung damit am Sleipner Feld und dem Snohvit Feld in der Nordsee gewonnen. Dort wird das CO2 bei der Erdgasförderung abgetrennt und direkt wieder in die Lagerstätten zurückgepumpt, um den Förderdruck zu erhöhen.

Im Rahmen von „Polarlicht" wird die Technik u.a. im größten Zementwerk Norwegens, sowie dem größten Müllkraftwerk Norwegens am Rande Oslos entwickelt. Dort existiert bereits eine Demonstrationsanlage. Und hier verspricht man sich für die Zukunft sogar mehr als eine klimaneutrale Verbrennung: Da ein Großteil des Mülls aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, die beim Wachstum CO2 gebunden haben, könnte die Anlage insgesamt CO2 negativ werden: Solche sog. negativen Emissionen sind im langfristigen internationalen Klimaschutz bereits eingeplant: Mindestens 10 Milliarden Tonnen CO2 werden voraussichtlich spätestens ab Mitte des Jahrhunderts jährlich aus der Atmosphäre gefischt werden müssen, um das 2 Grad Ziel zu erreichen.

Redaktion: Carola Richter

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