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Programmschwerpunkt "70 Jahre Israel" Zeuge der Zeit: Rabbi Dr. Henry G. Brandt Von der Suche nach dem Verlorenen

Samstag, 12.05.2018
22:50 bis 23:35 Uhr

  • Video bereits in der Mediathek verfügbar

ARD alpha
2018

"Wir sitzen hier gemeinsam im gleichen Boot. `Ich helfe Dir, du hilfst mir. So wuchsen wir auf. Das war Freiheit."

Erinnert sich Henry  Brandt, wenn er von seiner Ankunft als 12jähriger in Tel Aviv im Jahre 1939 spricht. Die Freiheit. Nur kurz zuvor hätte Familie Brandt sie fast verloren.

Bis zum letzten Moment wollte Vater Friedrich Brandt es nicht wahrhaben. Seine Heimat Deutschland, für die er im ersten Weltkrieg als Patriot gekämpft hatte, würde ihn und seine Familie schützen. Aber weit gefehlt. Es wurde bedrohlich. Für alle Juden. Die beiden Schwabinger Schuhgeschäfte der Familie Brandt wurden enteignet, die geliebte liberale Hauptsynagoge am Lenbachplatz noch vor der Reichspogromnacht abgerissen. Mit einem der letzten Schiffe nach Palästina gelingt der Familie die Flucht. Für Henry G. Brandt, der damals noch Heinz-Georg heißt, ist es eine Flucht nach vorn. Ein Abenteuer.

In diesem erstmals so ausführlichen Interview erzählt der heute 90jährige Rabbiner Henry G. Brandt von seinen verschiedenen Leben: Seinem Kindheitstraum, Straßenbahnfahrer in München zu werden. Seinem leidenschaftlichen Einsatz als junger Hagana-kämpfer beim Unabhängigkeitsprozess des Staates Israel.

Seinem Leben als Marktanalyst bei Ford in England und seiner Berufung zum Rabbiner, die ihn über unterschiedliche Länder zurück nach Bayern führte und zu einem der prägendsten Persönlichkeiten im liberalen Judentum Europas sowie im interkonfessionellen Dialog machte.

Was letztendlich  ein rosaroter Elefant mit Henry G. Brandts Rückkehr nach Deutschland zu tun hatte – auch davon erzählt der vielfach auszeichnete Rabbiner auf seine kluge, humorvolle und einnehmende Weise in diesem Film.

Autor: Michaela Wilhelm-Fischer
Redaktion: Andreas Bönte

Die Reihe "Zeuge der Zeit" spürt dem Schicksal von Menschen nach, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene den Terror des NS-Regimes erleiden mussten.