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Zum 125. Geburtstag von Johannes R. Becher Der Dichter Johannes R. Becher - Mörder, Junkie und Minister "Deutsche Lebensläufe"

Johannes R. Becher | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 22.05.2016
23:00 bis 00:00 Uhr

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2001

Johannes R. Becher, Dichter und Revolutionär, ist zweifellos eine Jahrhundertgestalt. Er hat vier Geschichtsepochen erlebt und war in ihre Wechselfälle verstrickt: Kaiserreich, Weimarer Republik, Exil in der Sowjetunion und Gründerzeit der DDR. Er war ein Wanderer zwischen den Welten: zwischen Geist und Macht, Kunst und Politik - ein bürgerlicher Intellektueller, der in das Lager des Kommunismus wechselte und seinen Preis dafür bezahlte. Bechers Leben ist reich an Widersprüchen, außergewöhnlich und gleichzeitig auch exemplarisch für alle Epochen. Der expressionistische Aufstand gegen die Welt der Väter, die verzweifelte Hoffnung, mit Gewalt aller Gewalt ein Ende zu setzen - alles dies verband ihn mit den linken Autoren seiner Zeit. Aber anders als die meisten hat er diese Richtung auch durchlebt. Becher gehörte zum frühen Expressionismus und er hat sich der Kommunistischen Partei untergeordnet, als damit noch reale Verfolgung verbunden war und auch als er an deren Macht - als Kulturminister in der DDR - partizipieren konnte. Becher war kein mutiger Mensch, sondern eher ängstlich und zeitlebens von dem Drang getrieben, eine große Rolle spielen zu wollen. Ost und West hatten ihn auf Klischees, als "Dichter des Friedens" oder "Verräter am Geiste" reduziert. Die Filmautoren Ulrich Kasten und Jens Fietje Dwars wollten das Gesicht und die widersprüchlichen Menschen erkunden und mit ihm das zu Ende gehende Jahrhundert begreifen. Günter Kunert, Ralph Giordino, Hans Mayer, Wolfgang Leonhardt u.a. werden als Zeitzeugen in den Film einbezogen.

Redaktion: Gábor Toldy