ARD-alpha

alpha-retro: "Pferde" alpha-retro Die Roßnarrischen (1963)

Montag, 12.04.2021
14:55 bis 15:25 Uhr

  • Schwarz-weiß
  • Video bereits in der Mediathek verfügbar

ARD alpha
BundesRepublikDeutschland (historisch) 1963

Roßnarrische werden in Bayern Menschen genannt, die sich ein Leben ohne Pferde nicht vorstellen können. Und zwar nicht deswegen, weil sie die Pferde als Arbeitstiere benötigen, sondern weil sie Pferde in gewisser Art und Weise lieben. Der Filmautor Fritz Meingast beschrieb zu Beginn der 60er-Jahre für den Bayerischen Rundfunk solche Menschen, vorwiegend aber nicht ausschließlich Männer. Schon damals war das Pferd eigentlich verschwunden aus dem bäuerlichen Alltag und dem Straßenverkehr in Stadt und Land. Dennoch gab es Menschen, die sozusagen am Pferd festhielten und auch die damit verbundene Kultur nicht untergehen lassen wollten. Ob bei allen die Liebe zum Pferd so weit geht wie diesem Knecht, der seit 40 Jahren zusammen mit seinen Pferden im Stall schläft? Wohl nicht. Aber eine gewisse Ahnung hinsichtlich der Ölpreisproblematik hatte einer der im Film auftretenden Bauern auch damals schon: „Wos isn, wenns uns im Irak unt‘ an Ölhahn zuadrahn? Na städ Landwirtschaft do!“ Auf Hochdeutsch: „Ja, was ist denn dann, wenn man uns dort im Irak den Ölhahn zudreht? Dann schaut die Landwirtschaft aber dumm drein!“ Und so fährt er lieber mit seinem Pferdegespann zum Händler, um das Saatgut zu holen. Noch pressiert es ihm ja nicht. Anderen jedoch sehr wohl. Aber auch etliche von denjenigen, die stolz auf ihren Traktor sind, halten sich noch Pferde – aus Tradition, aus Liebe zum Pferd, weil sie pferdenarrisch sind. Und so endet der Film mit dem – bis heute – jährlich stattfindenden Georgiritt der Bauern auf ihren prachtvoll geschmückten Pferden hinauf zum Auerberg bei Schongau.

Redaktion: Martin Posselt