alpha-thema: Akupunktur Newton Placeboeffekt: Glaube als Medizin

Moderation: Matthias Euba

Placebos. In klinischen Studien sind die wirkstofflosen Pillen unentbehrlich. Sie helfen heraus zu finden, ob eine neue Arznei tatsächlich wirkt. Placebos sind also Scheinmedikamente, gegen die sich neue Medikamente bewähren müssen. Dabei zeigt sich, dass auch die Versuchspersonen, die nur das Placebo bekamen, eine positive oder negative Wirkung verspürten. Placebos wirken manchmal sogar stärker als echte Medizin. Sie können auch starke Beschwerden auslösen, den sogenannten Nocebo-Effekt.

Erst seit kurzer Zeit ist der mysteriöse Placebo-Effekt selbst Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Sie hat durch moderne bildgebende Verfahren wie der Magnetresonanztomographie einen Aufschwung erlebt. Hirnscans können zeigen: Die Wirkung von Scheinmedikamenten ist nicht nur Einbildung, es werden tatsächlich dieselben Hirnareale aktiviert und körpereigener Opioide ausgeschüttet wie bei echten Therapien.

„Newton“ besuchte Placebo-Forscher in Österreich und Deutschland, die mit raffinierten Experimenten das Geheimnisse der Placebos erkunden wollen. Zum Beispiel im Sport: Positive Erwartung verleiht Flügel! Wer glaubt, ein leistungsförderndes Medikament zu nehmen, hat tatsächlich mehr Ausdauer und Kraft.

Bei psychischen Problemen wie krankhaftem Ekel oder Spinnenphobie zeigen Gehirnscans, dass selbst einfache Zuckerpillen die Beschwerden erstaunlich gut lindern. Besonders effektiv wirken Scheinmedikamente in der Schmerzbehandlung, vor allem dann, wenn ein kompetenter Arzt dem Patienten alles erklärt, die Infusion anhängt oder einfühlsam die vermeintliche Schmerz-Salbe aufträgt. Dieser „Weißkittel-Effekt“ erklärt auch die oft erstaunlichen Heilerfolge alternativer „Heilmethoden“ wie der Homöopathie, die ja per Definition Placebos ist, weil die Globuli und Tropfen ja keinen Wirkstoff enthalten.

Doch dazu muss das Setting passen: Neben der “Droge“ Arzt ist auch das Ritual der Einnahme und das Placebo selbst wichtig, wie Farbe und Form Weiße Tabletten helfen gegen Schmerz, rosa Pillen gegen Depressionen, grüne fördern den Schlaf. Je teurer die Tablette, desto wirkungsvoller. Je kleiner, desto feiner. Kapseln gelten als besonders wirksam, schmerzhafte Therapien wie Spritzen und Infusionen sind noch effektiver. Je invasiver, desto stärker ist die Wirkung. Und am besten hilft eine Scheinoperation.

Redaktion: Gábor Toldy