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Schulfernsehen Bayerns dunkles Zeitalter - Auf dem Weg zum Stammesherzogtum

Mitglieder der Bajuwarengruppe Kirchheim (bei München) an der Feuerstelle in einem rekonstruierten Haus. | Bild: BR/Elli G. Kriesch

Mittwoch, 21.10.2020
09:30 bis 10:00 Uhr

ARD alpha
2011

Vor rund 1500 Jahren, nach dem Ende des Römischen Weltreiches, blieb die Zeit auf den Territorien der einstigen Provinzen Raetien und Noricum, dem heutigen Bayern, nicht stehen. Erst viel später sind allerdings die Bajuwaren überliefert, die das Machtvakuum füllten. Was geschah in diesem "dunklen Zeitalter"? Woher kamen die Bajuwaren, wie konstituierte sich ihr Herzogtum? Welche Rolle spielten die verbliebenen Romanen? Über diese Epoche des Umbruchs existieren nur rare schriftliche Quellen. Deshalb rätselten die Wissenschaftler lange über das Zusammenwachsen des bajuwarischen Stammesherzogtums und seiner Bevölkerung. Inzwischen bringen spektakuläre Entdeckungen der Archäologen Licht ins Dunkel dieser bewegten Jahrhunderte der bayerischen Frühgeschichte. Presenter Harald Schulze begibt sich auf Spurensuche und schlägt die Brücke zwischen Ausgräbern, Historikern und Naturwissenschaftlern. Dass weitaus mehr Romanen die Zeitenwende mit gestalteten, belegen vor allem Friedhöfe, nicht nur in den einstigen städtischen Zentren, wie Augsburg, sondern auch auf dem Lande. Darüber hinaus überlebten Teile der römischen Infrastruktur, wie das römische Straßensystem und in manchen Regionen auch die Verwaltung, den offiziellen Abzug der Römer. Nach allem, was wir heute wissen, scheint demnach kein großes Chaos ausgebrochen zu sein.
Mithilfe von Funden aus Gräbern entschlüsseln die Archäologen, dass sich allmählich vor allem Germanen aus unterschiedlichen Völkerschaften neben der romanischen Restbevölkerung ansiedelten. So legten Pioniere der Ostgoten von der italischen Halbinsel, der Langobarden, der Alamannen und der Franken das Fundament des bajuwarischen Herzogtums. Als Adelige oder Bauern bauten sie es mit auf. Mit der neuen Strontium Analyse versuchen Anthropologen an den Zähnen der Bestatteten die Herkunft abzulesen. Sensationell sind auch ihre Ergebnisse einer exotisch anmutenden Bestattung einer Frau mit künstlich nach oben deformiertem Schädel von Burgweinting bei Regensburg. Dieses kuriose Schönheitsideal verbreitete sich zur Zeit des Hunnenkönigs Attila auch im Westen. Dass diese Frau tatsächlich von einer Asiatin abstammt, belegt nun die DNA-Analyse. Auf der Suche nach einer neuen Heimat wagten sich Menschen aus weit entfernten Regionen bis ins heutige Bayern. So gewähren die Neuentdeckungen und neue wissenschaftliche Methoden Einblicke in eine Zeit, als im heutigen Bayern römische mit germanischen Traditionen verschmolzen und Adeligen aus einem bunten Völkergemisch der Brückenschlag zwischen Antike und Mittelalter gelang.

Redaktion: Werner Reuß

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