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alpha-retro: Landleben alpha-retro: Der Bauernknecht Alois Pöchmann (1978)

Der Bauernknecht Alois Pöchmann arbeitet auf einem Hof im Unterallgäu, seit er vor 28 Jahren aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Hier beim Mähen mit der Sense. | Bild: BR

Freitag, 22.05.2020
20:15 bis 21:00 Uhr

ARD alpha
BundesRepublikDeutschland (historisch) 1978

Der Film "Der Bauernknecht Alois Pöchmann" von Richard Blank beginnt ungewöhnlicherweise mit einer längeren Texteinblendung, in der es u.a. heißt: „In diesem Film wird wenig gesprochen. Es wird gezeigt, wie einer arbeitet und wie er durch seine Arbeit sich ausdrückt. Da kann es sein, dass sogar der Bauernknecht gegenüber vielen anderen ein Herr ist.“

Der Film zeigt das Leben und die Arbeit des Bauernknechtes Alois Pöchmann auf einem Hof im Landkreis Illertissen im Unterallgäu. Der Film beginnt mit dem Aufstehen des Knechts und seiner Arbeit im Stall – vor dem Frühstück. Es wird viel gearbeitet in diesem Film, auch auf dem Feld und im Wald. In diesem Dorf Greimeltshofen ist Pöhlmann der letzte Knecht auf einem Bauernhof. Wer kann, fährt in die nächste Stadt zum Arbeiten, in die Industrie.

Pöhlmann ist der Sohn von vertriebenen Bauern aus dem Böhmischen und fing nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft an, als Knecht zu arbeiten: auf dem Hof der Familie Gossner, die im Nebenerwerb noch eine Dorfwirtschaft betreibt. Wenn er noch einmal auf die Welt käme, sagt er, wäre er selbst gerne Bauer – und nicht nur Knecht. Aufgrund seines Dialekts, der dem Oberpfälzischen verwandt ist, spricht er seinen Namen, als er sich vorstellt, so aus: „Ich heiße Pechmann, Alois.“

Die Altbäuerin Franziska Gossner ist Witwe und hat den Hof bereits an den Sohn übergeben – sie wurde später in Ihrem Leben eine hoch geachtete Kreisbäuerin.
Ihr Sohn, der jetzt der Bauer ist, sagt über den Knecht: „Der Lois redet nicht viel, man versteht ihn besser, wenn man ihm bei der Arbeit zuschaut.“ Und genau das macht der Film: präzise und im ruhigen Schnitt dem Tempo der Arbeit angemessen.

Am Ende des Tages geht es im Wirtshaus beim Kartenspielen um die ewige Frage, welche Arbeit die bessere ist: die entfremdete, stupide Fabrikarbeit oder die harte aber sinnstiftende bäuerliche Arbeit? Und dann, dann wirft ein Dorfjugendlicher in diesem Wirtshaus ein Geldstück in die Jukebox und es ertönt wie aus dem Nichts „I Can’t Get No Satisfaction“ von den Rolling Stones. Man darf sich als Zuschauer aussuchen, wer damit gemeint ist.

Nicht nur wegen dieser Szene gegen Ende besticht dieser Film vor allem auch durch die Filmmusik und den Filmschnitt, wodurch eine Romantisierung der harten bäuerlichen Arbeit vermieden wird. Der Sommer, der Acker, die Straße, der Traktor, das Melken mit der Maschine, alles ist in ruhigen Bildern eingefangen, zu denen tatsächlich nur sehr wenig gesprochen wird. Ein großartiger Film.

Redaktion: Martin Posselt