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Anti-asiatischer Rassismus

RESPEKT Anti-asiatischer Rassismus

Stand: 26.05.2021

  • Anti-asiatischer Rassismus ist, wenn Menschen asiatischer Herkunft allein wegen ihres Aussehens oder ihres Namens als "anders" eingeteilt und damit als weniger wert oder als Gefahr eingestuft werden.
  • Anti-asiatischen Rassismus gibt es seit der deutschen Kolonialzeit.
  • Kaiser Wilhelm II prägte um 1900 das Bild der "gelben Gefahr".
  • Ab 1950 und vor allem ab 1970 kamen mehrere 10.000 Menschen aus Vietnam als Vertragsarbeitskräfte in die damalige DDR.
  • Nach dem Ende der DDR kam es 1991 in Hoyerswerda und 1992 in Rostock-Lichtenhagen zu Pogromen gegen Vietnames:innen.

Rassismus gegen als "Asiat:innen" wahrgenommene Menschen gibt es in Deutschland schon seit Ende des 19. Jahrhunderts, seit der deutschen Kolonialzeit. Nachdem das Corona-Virus in China entdeckt wurde, bekam dieser Rassismus nun ein "Update".

Stereotype – auch in den Medien

Auch in den Medien werden Stereotype leider oft verbreitet: Schminktipps zu Fasching, um als japanische Geisha durchzugehen oder Witze über den Ursprung des Corona-Virus in einer Comedy-Sendung mit Verweis auf die vermeintlich asiatische Unsitte, "alles" zu essen. Der Hannoveraner Journalist Frank Joung winkt im RESPEKT-Interview ab: Tragik und Komik liegen beim anti-asiatischen Rassismus oft nah beieinander. Die Unwissenheit über Asien, über die Menschen und die unglaubliche Vielfalt dort sei so groß, da habe es Rassismus leicht. Und dann sprach auch noch der ehemalige US-Präsident vom "China-Virus" ...

Alle in einen Topf

Der asiatische Raum umfasst mehr als ein Drittel der gesamten Landmasse der Erde. Mehr als 4,5 Milliarden Menschen leben dort. Der anti-asiatische Rassismus unterscheidet die Menschen nicht nach ihrer Herkunft, sondern wirft (fast) alle in einen Topf. So geben nicht wenige Vietnames:innen vor, aus Japan zu kommen. Das kürzt Diskussionen ab und überhaupt ist Japan bei vielen Deutschen angesehener als Vietnam. Menschen mit Migrationsgeschichte haben mitunter solche Sorgen, dass ihre Kinder diskriminiert werden, dass sie ihnen deutsche oder englische Namen geben. So haben es Cindys und Constantins Eltern damals gemacht.

"Ich kenne so viele Asiatinnen, die sich die Haare färben. Die wollen halt dann irgendwie blonde Haare haben oder braune Haare, aber bloß keine schwarzen Haare."

Cindy Tran, Restaurant-Betreiberin

Angriffe auf Asiat:innen haben eine lange Geschichte

  • In zum Teil erfundenen Reiseberichten ab dem 13. Jahrhundert wurde ein Bild von Asien verbreitet, das bis heute nachwirkt. Asiat:innen galten demnach als anders, als exotisch und als gefährlich.
  • Die deutschen Kolonien in Asien Ende des 19. Jahrhunderts waren geprägt von Rassismus.
  • Um 1900 wehrten sich chinesische Kämpfer:innen der sogenannten Boxerbewegung gegen den Imperialismus.
  • Ab Anfang der 1990er-Jahre begingen Rechtsradikale und Neonazis eine Serie rassistisch motivierter Angriffe und Brandanschläge, auch gegen als asiatisch wahrgenommene Menschen.
  • Seit Beginn der Corona-Pandemie berichten als asiatisch wahrgenommene Menschen vermehrt von rassistischen Beleidigungen und von körperlichen Übergriffen im öffentlichen Raum.

Sexualisierung: die große Gefahr für Asiat:innen

Nhi Le, Journalistin und Speakerin, beschreibt zwei Schubladen, in die asiatische Frauen gesteckt werden: Einmal die Drachenlady oder Dragonlady. Das sei eine kalkulierende, manipulative und emotionslose Frau, die ihren Körper gezielt zur Manipulation einsetze. Und dann das andere Extrem: die zarte Lotusblüte: Eine unterwürfige, dienende, fast willenlose Frau. Das Schlimme seien die Schlüsse, die (westliche) Männer daraus oft zögen: Nämlich, dass es "okay" sei, Asiat:innen sexuell zu missbrauchen, weil es "in ihrer DNA" angelegt sei. Das kann auch verbal geschehen, etwa indem sie Frauen völlig unsensibel darüber ausfragen, wie sie so im Bett seien. Das ist sehr verletzend und brutal.

"Gerade dieses Bild der zarten Lotusblüte, das begegnet vielen Betroffenen dann auch im Alltag, dass sie als sexuell verfügbar, unterwürfig, fast auch schon dienend verstanden wird."

Nhi Le, Journalistin und Speakerin

Mehr Rollen-Vielfalt in Serien

Frank Joung hat sich viel mit Stereotypen asiatischer Männer befasst, etwa in Filmen. Sein Wunsch ist, dass in Serien Asiaten für ganz normale Menschen besetzt werden: also der beste Freund oder der Typ, der irgendwie hinten langgeht, als Statist. Er sagt: "Ich will halt keine Touristen mehr sehen, die aus Bussen aussteigen. Ich möchte nicht mehr sehen, dass man in einen asiatischen Shop geht, wo der Typ dann mit Akzent redet." Denn es gebe so viele asiatisch aussehende Menschen, die perfekt Deutsch oder Englisch sprächen, da könne man ja wirklich mal aufhören mit diesen ewigen Sonderrollen.

"Das ist natürlich auch ein Bild, was lange vorherrschte, dass asiatische Männer einfach unmännlich sind. Also kommen sie nicht in Liebesbeziehungen vor, sie sind halt entweder Kämpfer oder Trottel."

Frank Joung, Podcaster

Einfach Spaß mit Musik

Die Band Harakiri Clan, das sind unter anderem Yang Mablo: Seine Eltern kommen aus Hongkong; Chopstick 420: Seine Eltern sind Vietnamesen. Und Lil Azizi: Er ist Uigure, das ist eine muslimische Minderheit im Nordwesten Chinas. Sie wollen eine neue Perspektive in die deutsche Pop- und Hip-Hop-Landschaft bringen und Vorbild sein für Jugendliche mit asiatischen Wurzeln. Was sie verbindet: die Liebe zu Anime-Filmen und natürlich zur Musik. Auch wenn sie immer wieder mal Erfahrungen mit Diskriminierung machen, wollen sie darüber nicht singen.

"Wir wollen ja nicht Aufmerksamkeit, weil wir gemobbt werden oder so. Wir werden auf jeden Fall so akzeptiert, wie wir sind."

Viet Thanh 'Chopstick 420' Nguyen, Musiker beim 'Harakiri Clan'

Autorin: Monika von Aufschnaiter

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