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Gesunde Ernährung: Kochen für ein Menschenrecht

RESPEKT Gesunde Ernährung: Kochen für ein Menschenrecht

Stand: 12.04.2023

Nahrung ist ein Menschenrecht - so steht es im Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Damit soll garantiert werden, dass jede Person einen angemessenen und gesunden Lebensstandard aufrechterhalten kann. Trotz der Verpflichtung von 162 Staaten, dieses Ziel für ihre Bevölkerung zu erfüllen, hungern weltweit um die 800 Millionen Menschen. Wer wenig oder kein Geld hat, kann sich keine gesunde Ernährung leisten.

Aber selbst mit den vorhandenen finanziellen Mitteln ist eine ausreichende Versorgung nicht selbstverständlich. Den einen mangelt es an Zeit, selbst zu kochen, anderen am Wissen. Dabei ist gesunde Ernährung einer unserer wichtigsten Lebensbausteine. Nur wenn wir unseren Körper mit den notwendigen Nährstoffen versorgen, können wir so gut und gesund wie möglich durchs Leben gehen.

Was ist gesunde Ernährung?

  • Die Grundbausteine unserer Ernährung sind Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße und Ballaststoffe.
  • Kohlenhydrate kommen zum Beispiel in Brot, Kartoffeln und Nudeln vor. Häufig essen wir sie auch in Form von Zucker. Kohlenhydrate brauchen wir als Energielieferanten und für das Einlagern von Fettreserven.
  • Fette sind eine wichtige Energiereserve für den Körper. Gute Fette, also ungesättigte Fettsäuren, kommen in pflanzlichen Ölen und Fischöl vor. Schlechte Fette, also gesättigte Fettsäuren finden sich häufig in Wurst, Fertigprodukten oder frittierten Gerichten.
  • Eiweiße sind relevant für die Erneuerung der Zellen und das Immunsystem. Da wir keine Speicher für Eiweiße haben, müssen wir sie regelmäßig in Form von Fleisch, Fisch oder Hülsenfrüchten aufnehmen.
  • Ballaststoffe sind unabdingbar, damit der Darm funktionieren kann und gesund bleibt. Häufig essen wir davon zu wenig. Ballaststoffe kommen in Vollkorngetreiden, Gemüse und Nüssen vor.

Aber: Ist gesunde Ernährung auch mit einem kleinen Budget möglich? Menschen, die Bürgergeld erhalten, steht beispielsweise nur ein Betrag von 5,80 Euro pro Tag für Lebensmittel zur Verfügung. Das ist vergleichsweise sehr wenig – hier mal auswärts essen gehen oder da eine Pizza bestellen scheint da kaum möglich. Bleibt als Alternative also nur, sich Wissen über unverarbeitete Lebensmittel anzueignen und selbst zu kochen. Das ist zwar mühsamer, aber am Ende nicht nur nachhaltig, sondern auch gut für die eigene Gesundheit. Und es kann richtig Spaß machen!

Kochen Lernen von Anfang an

Mit Lebensmitteln umgehen lernen die Schüler:innen am Luisengymnasium in München deshalb von Grund auf: Hier kochen Schüler:innen verschiedener Klassenstufen eine Woche lang für die restlichen 600 Schüler:innen. Dafür steht ihnen eine professionelle Kantinenküche und fachkundiges Personal zur Seite. Fertigprodukte und Tiefkühlwaren sind hier tabu. Die Bandbreite an Gerichten ist sehr abwechslungsreich und reicht von vegetarischen Rezepten über fleischhaltige bis zu süßen Speisen. Die Schüler:innen freut's: Sie haben in der gesamten Woche keinen Unterricht und keine Hausaufgaben. Dafür lernen sie etwas Grundlegendes aus dem alltäglichen Leben. Denn: Die Ernährung wirkt sich in jeder Lebenslage auf unseren Körper aus.

"Die [Schüler:innen] lernen ja in einer Woche nicht das Kochen. Was wichtig ist: Die lernen erst mal, mit Lebensmitteln umzugehen, was man mit Lebensmitteln machen kann, die wissen die wertzuschätzen. Das ist ein Prozess, der geht über fünf Jahre. Wenn die nachher ihr Abitur gemacht haben und die kommen ein Jahr später wieder, gab es bis jetzt noch keinen, der gesagt hat, das war eine scheiß Zeit in der Küche."

Stephan Jäger, Mensa-Chef

Wie krank macht ungesunde Ernährung?

Ernährung beeinflusst uns bereits im Mutterleib. Nehmen Schwangere häufig hoch verarbeitete Lebensmittel, wie etwa Wurstprodukte, Softdrinks oder Süßigkeiten zu sich, steigt das Risiko, dass das Kind später an Übergewicht leidet.

Bei Kindern zwischen drei und 17 Jahren sind etwa 15 Prozent von Übergewicht betroffen. Und sechs Prozent leiden sogar an Adipositas: sehr starkes Übergewicht, das mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Gelenkprobleme und Diabetes Typ 2 führt. Auch die Konzentrationsfähigkeit und die Darmgesundheit können darunter leiden. Adipositas kann außerdem zu Depressionen führen, da neben Entzündungsprozessen im Körper auch soziale Faktoren, wie die Ausgrenzung durch andere oder die eigene Unzufriedenheit mit dem Körper, Einfluss nehmen.

Auch im Erwachsenenalter hat ungesunde Ernährung schwerwiegende Folgen. Übergewicht erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Grund dafür sind Durchblutungsstörungen im Gehirn. Auch andere Krankheiten, wie beispielsweise Krebs oder Alzheimer können auf eine schlechte Ernährung zurückzuführen sein. In Deutschland steht jeder siebte Todesfall im Zusammenhang mit schlechter Ernährung.

Quellen: "Wie krank macht ungesunde Ernährung?" Format: PDF Größe: 313,83 KB

Gesunde Ernährung geht viral

Dass gesundes Essen nicht kompliziert, sondern einfach, lecker und sogar vegan sein kann, das zeigt Maya Leinenbach auf ihrem Instagram-Kanal "Fitgreenmind". Die Schülerin hat dort 2,6 Millionen Follower, die ihr täglich beim Testen neuer Rezepte zuschauen können. Maya hat außerdem bereits ein Kochbuch veröffentlicht. Angefangen hat alles 2019 in der Küche ihrer Eltern. Sehr bald hatte Maya mit ihren Videos großen Erfolg. Ihre Reichweite nutzt sie, um Menschen das Wissen über vegane Ernährung näher zu bringen und dabei auch Personen einzuschließen, die nicht viel Geld für Lebensmittel haben. In Mayas Augen kann gesunde Ernährung nämlich auch günstig gelingen, da nährstoffreiche Lebensmittel wie Haferflocken, Kartoffeln oder Hülsenfrüchte nur einen Bruchteil dessen kosten, was viele nährstoffärmere Fertiggerichte kosten. In Zukunft möchte sie aber auch daran etwas ändern: Mayas Traum ist es, bezahlbare und wirklich gesunde "Convenience Gerichte" in die Regale deutscher Supermärkte zu bringen. Nach dem jetzt anstehenden Abitur will sie diesen Traum verwirklichen.

"Es gibt so zwei Bewegungen. Zum einen gibt es in Großstädten immer mehr Restaurants, wo man auch Sachen to go bestellen kann, wodurch die Leute dann eher weniger zu Hause kochen. Auf der anderen Seite gibt es auch, gerade durch steigende Preise in Restaurants, viele Leute, die dann sagen okay, ich koche doch wieder zu Hause, dann kann ich auch vielleicht ein bisschen gesünder kochen. [...] Also ich denke, das Interesse, selbst zu kochen ist schon auf jeden Fall noch da."

Maya Leinenbach, Fitgreenmind

Eine günstige Knolle als Star auf den Tellern

Aus einfachen Lebensmitteln viel machen ist auch das Erfolgsrezept der Gründer von "Caspar Plautz", Dominik Klier und Theo Lindinger. Den Imbiss auf dem Münchner Viktualienmarkt gibt es seit 2017 und die Hauptrolle spielt dort eine günstige, aber sättigende und wohlbekannte Knolle: die Kartoffel. Beide Inhaber sind keine gelernten Köche. Alles, was sie machen, haben sie sich selbst beigebracht und damit viel Erfolg: Täglich kommen 150 bis 200 Gäste zum Essen. Die Kartoffel wird dabei vom unscheinbaren Statisten zum Hauptdarsteller auf dem Teller. Wie die beiden es geschafft haben, so erfolgreich in der Küche zu werden? Mutig werden und ausprobieren! Doch trotz ihrem Plädoyer für das selbstständige Kochen sehen auch sie Herausforderungen darin, sich mit wenig finanziellen Mitteln ausreichend gesund ernähren zu können.

"Es ist ganz schwer zu sagen, dass man sich davon [dem Bürgergeld] realistisch gesund ernähren kann. Also ich glaube, wenn man selber kocht, und das ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt ansatzweise über die Runden zu kommen, dann, glaube ich, ist es eigentlich unmöglich zu sagen, ich kann darauf achten, wo die Produkte herkommen, weil gute Lebensmittel einfach Geld kosten und es total schade ist, weil es ja immer eine große Diskriminierung ist, die stattfindet, dass man mit Bürgergeld gar nicht erst die Chance bekommt, sich wirklich gesund zu ernähren."

Dominik Klier, Mit-Inhaber von 'Caspar Plautz'

Umso wichtiger ist es, kreativ zu werden und sich zu trauen anzufangen. Das Internet bietet unzählige Inspirationen und hat man mal die Sorge überwunden, dass etwas schiefgehen könnte, lernt man Kochen quasi ganz von alleine.

Autor:innen: Redaktion Lernen und Wissenslab / lmh

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