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Mental Health: Wie krank macht Corona?

RESPEKT Mental Health: Wie krank macht Corona?

Stand: 07.07.2021

  • Jugendliche brauchen Freiheit und soziale Kontakte, um sich zu entwickeln. Deshalb leiden sie besonders unter den einschränkenden Maßnahmen.
  • Sehr viele junge Menschen leiden an Depressionen, Ess- und Angststörungen oder Suchtverhalten.
  • Sie haben das Gefühl, vergessen und allein gelassen worden zu sein.
  • Wer Hilfe braucht, muss lange auf einen Therapieplatz warten.

Darum ist es für Jugendliche besonders hart

Die Corona-Maßnahmen schränken alle Menschen ein - doch Jugendliche leiden ganz besonders darunter. Denn anders als Erwachsene sind sie in einer sehr prägenden Entwicklungsphase – entscheidend für ihre psychische Gesundheit. Die wiederum ist Grundlage für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Teilnahme am Sozialleben.

Selbstvertrauen, Selbstliebe, Erfolgserlebnisse in der Gruppe, Bestätigung und einfach gemeinsam Spaß haben: Das sind Fähigkeiten und Bedürfnisse, die für die Jugend extrem wichtig sind. Dazu sind aber bestimmte Voraussetzungen nötig: Sicherheit und Freiraum, Perspektiven, eine Peergroup. In der Pandemie fehlt das alles.

Jugendliche zur Corona-Krise

"Das ist die Phase, in der ich mir irgendwie einen Platz in der Welt in der Gesellschaft suche. Und das ist halt einfach quasi nicht möglich."
"Hauptsächlich fehlt einfach die Freiheit. Durch Corona fühlt man sich so eingeschränkt und eingesperrt."
"Ich vermisse das Reisen extrem. Ich würde einfach spontan irgendwo hingehen können, ohne irgendwie vorher nachzudenken."

"Am Anfang, wo wir eine strenge Quarantäne hatten. Da dachte ich mir schon so: Ich bin hier eingesperrt."

Saral, lebt mit ihrer Familie im Flüchtlingsheim zu viert in einem Zimmer - zum Schlafen, Essen, Lernen ...

"Viele Jugendliche haben durch das Eingesperrtsein zu Hause stark zugenommen", sagt Lucia Thüroff von der Stiftung Gesellschaft macht Schule. "Die Jungs zocken die ganze Zeit und sind aggressiver, die Mädchen weinen häufiger."

"Sobald sie wieder in die Schule kommen, werden sofort Proben und Schulaufgaben geschrieben, in denen sie dann schlecht sind, weil sie einfach nichts gelernt haben dazwischen."

Lucia Thüroff von der Stiftung Gesellschaft macht Schule

Psychische Krankheiten und Ängste haben zugenommen

  • Schon vor der Pandemie litt jedes vierte Schulkind in Deutschland unter psychischen Problemen, zum Beispiel an Depressionen oder Angststörungen.
  • Das Home-Schooling hat es schlimmer gemacht: laut Studie einer Uniklinik von 2021 leidet fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten.
  • Sorgen und Ängste, wie Zukunftsangst und überdurchschnittliche Ängstlichkeit, haben zugenommen. Mittlerweile ist etwa ein Drittel der Jugendlichen davon betroffen.
  • Besonders stark sind Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen betroffen.

Zahlen und Fakten: Quellen

Wer hilft, wenn es dir schlecht geht?

Zu erkennen, wo Suchtverhalten beginnt oder ein "Blues" in eine Depression übergeht, ist gar nicht einfach. Wer sich längere Zeit über sehr müde und traurig fühlt und keine Kraft hat, morgens aus dem Bett zu kommen, sollte Hilfe suchen. Auch wenn es schwer ist, einen Therapieplatz zu bekommen. Allein zu leiden ist am Schlimmsten. Gerade weil Eltern ja auch oft nicht erkennen, was los ist, oder weil sie selbst mit der Situation überfordert sind.

Nummer gegen Kummer: Wenn du dich gerade mit deinen Problemen alleine fühlst, ist das Kinder- und Jugendtelefon für dich da. Montags bis Samstags von 14 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 116 111 oder per Mail oder Chat (anonym und kostenlos vom Handy und Festnetz).
Werkzeugkasten der Initiative #WIRSINDZUSAMMENALLEIN - eine Kampagne zur Stressbewältigung und Stärkung von Resilienz in der Corona-Krise
Corona und Du: Infoportal zur psychischen Gesundheit für Kinder und Jugendliche

Autorin: Monika von Aufschnaiter

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