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ARD-Deutschlandtrend Diesel-Gate schadet Ansehen der Politik - besonders Merkel

Die Politik regiert im Abgasskandal an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei. Laut ARD-Deutschlandtrend glauben die Deutschen, dass die Politik vor allem im Sinne der Autoindustrie handelt. Das schadet dem Ansehen. Besonders betroffen davon ist CDU-Kanzlerin Merkel.

Von: Daniel Pokraka

Stand: 09.08.2017 | Archiv

Kanzlerin Merkel am VW-Stand der IAA 2015 | Bild: pa/dpa/Peter Back/Geisler-Fotopress

Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Deutschen sind der Meinung, bei der Aufarbeitung des Abgasskandals stünden die Interessen von Autobauern und Arbeitsplätzen im Vordergrund. Ähnlich viele Bürger (66 Prozent)sagen im ARD-Deutschlandtrend von Infratest dimap für die Tagesthemen: Priorität haben sollten stattdessen der Schutz der Umwelt und die Gesundheit der Bürger.

Dazu passt, dass die große Mehrheit (67 Prozent) der Bevölkerung der Politik vorwirft, mit der Autoindustrie zu nachsichtig umzugehen. Nur 21 Prozent halten den Umgang für angemessen. Außerdem hat eine Mehrheit der Deutschen wegen des Diesel-Skandals ihr Vertrauen in die Autoindustrie verloren (57 Prozent).

56 Prozent: "Abgasskandal schadet der deutschen Wirtschaft langfristig"

Ein ähnlich großer Teil der Deutschen glaubt, dass der Skandal der deutschen Wirtschaft langfristig schadet (56 Prozent); 41 Prozent sehen das nicht so. Zum Vergleich: Nachdem 2015 der Manipulationsskandal von Volkswagen bekannt geworden war, glaubte nur eine Minderheit (38 Prozent) an einen langfristigen Schaden für die Wirtschaft.

Parallel zur Diskussion über den Abgasskandal sind die Beliebtheitswerte fast aller Spitzenpolitiker abgerutscht. Besonders hart erwischt hat es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, -10 Prozentpunkte), die im Vormonat allerdings einen außergewöhnlichen guten Beliebtheitswert hatte vorweisen können. 59 Prozent der Deutschen sind aktuell mit ihrer Arbeit zufrieden. Bei SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sind es 33 Prozent (-4).

Auch Horst Seehofer (CSU, -3), Christian Lindnder (FDP, -6), Sahra Wagenknecht (Linke, -6) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne, -4) haben an Beliebtheit verloren. Die beliebtesten deutschen Politiker sind Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU, 64 Prozent) und Außenminister Sigmar Gabriel (SPD, 63 Prozent).

Kanzler-Direktwahl: Schulz holt etwas auf

Könnte man den/die Bundeskanzler/in direkt wählen, würde sich laut Infratest dimap nach wie vor eine Mehrheit für Merkel entscheiden (52 Prozent). Merkel büßt allerdings im Vergleich zum Vormonat fünf Prozentpunkte ein, während ihr Herausforderer Martin Schulz zwei hinzugewinnt (30 Prozent).

Bei der Frage, welche Partei die nächste Bundesregierung anführen sollte, haben sowohl CDU/CSU als auch die SPD zwei Prozentpunkte hinzugewonnen (49:38). Das erscheint insofern erstaunlich, als Union und SPD bekanntlich schon heute regieren und die Zufriedenheit der Deutschen mit dieser Regierung im August abgenommen hat. Dem ARD-Deutschlandtrend zufolge sind 51 Prozent der Deutschen unzufrieden oder eher unzufrieden (+7 Prozentpunkte). Zufrieden oder eher zufrieden sind 47 Prozent (-8).

Sonntagsfrage: CDU/CSU bleibt deutlich stärkste Kraft

Wäre am Sonntag Bundestagswahl, käme die Union nach wie vor auf 39 Prozent. Die SPD folgt mit deutlichem Abstand dahinter (24 Prozent, +1 Prozentpunkt). Die Linke verharrt bei 9 Prozent, die Grünen bei 8. FDP (8 Prozent) und AfD (8 Prozent) verlieren im Vergleich zur Juli-Umfrage je einen Punkt.

Rechnerisch möglich und politisch denkbar wären bei einem solchen Ergebnis zwei Bündnisse - eine Fortsetzung der großen Koalition (Union/SPD) und ein "Jamaika"-Bündnis (Union/Grüne/FDP).


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