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BR24-Wahlfahrt "Ich brauche schnelleres Internet auf dem Land"

Patrick Schönberger hat ein Problem - als IT-Unternehmer im Bayerischen Wald macht ihm das langsame Internet dort zu schaffen. Er konfrontiert in der Wahlfahrt Joachim Herrmann, Florian Pronold und Claudia Roth mit seiner Frage. Und, wer hat Euch überzeugt? Diskutiert mit!

Von: Mira-Sophie Potten

Stand: 08.08.2017 | Archiv

Wahlfahrt Breitbandversorgung | Bild: Salvan Joachim / BR

"Wie wollen Sie den Breitbandausbau auf dem Land vorantreiben?" Patrick Schönberger, IT-Unternehmer aus Viechtach

Wenn Patrick Schönbergers Kunden in seine Firma kommen, klagen sie oft über das schlechte Mobilfunknetz. An sich genießt der Unternehmer das Landleben. Als IT-Firma mit nationalen und internationalen Geschäftsbeziehungen sind er und seine Mitarbeiter allerdings dringend auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen. Der Breitbandausbau auf dem Land dauert dem Viechtacher viel zu langsam.

Alle Politiker, alle Antworten:

Florian Pronold, SPD:

"Die SPD wird eine neue Investitionsoffensive in Deutschland starten. Unser Ziel: 2025 wollen wir in Deutschland eine der modernsten digitalen Infrastrukturen erreichen. Die wichtigsten Schritte: Die Entwicklung der fünften Generation der mobilen Datenübertragung (5G-Standard) muss vorangetrieben und die Glasfasernetze müssen ausgebaut werden."

Claudia Roth, Die Grünen:

"75 Prozent aller Haushalte sollen bis 2021 mit Glasfaseranschlüssen versorgt und die restlichen 25 Prozent mit mindestens 50 Mbit/s angeschlossen sein. In circa der Hälfte der noch nicht mit Glasfaser erschlossenen (vor allem ländlichen) Gebiete ist ein Ausbau wirtschaftlich allerdings nicht rentabel – und wird deshalb von den privaten Unternehmen nicht in Angriff genommen. Hier muss der Bund einspringen: Wir Grüne wollen die verbleibenden Telekom-Aktien im Bundesbesitz im Wert von annähernd 10 Milliarden Euro veräußern und den Erlös in eine staatliche Breitbandgesellschaft einbringen, die dann gemeinsam mit kommunalen Unternehmen den Breitbandausbau voranbringt."

Joachim Herrmann, CSU:

"Bis 2018 wird in Deutschland die Breitbandversorgung flächendeckend ausgebaut. Jetzt gehen wir weiter: Unser Ziel ist Glasfaser in jeder Region und in jeder Gemeinde. Hierzu werden wir den flächendeckenden Ausbau von modernsten Glasfasernetzen vorantreiben und bis 2025 realisieren. Daneben schaffen wir bereits bis 2020 die Voraussetzungen für den Ausbau für den neuen superschnellen 5GMobilfunk und werden ihn bis 2025 zum Abschluss bringen." 

Martin Hebner, AfD:

"Notwendig ist die Glasfaser-Versorgung aller Gebiete, also auch  auf dem Land. Wie die Anbindung an die Verkehrsnetze des 19. und 20. Jahrhunderts, der Straße und Schiene, ist jetzt auch die  Anbindung an Glasfaser eine Infrastruktur-Aufgabe des Staates. Man  darf hier nicht weiter warten, bis ein Unternehmen das irgendwann  einmal übernimmt, sondern das ist eine dringende Infrastruktur-Aufgabe  unseres Landes." (AfD-Spitzenkandidat Martin Hebner wollte an der Aufzugfahrt zum Bedauern der Redaktion nicht teilnehmen, beantwortete aber – wie alle anderen – die Fragen schriftlich.)

Klaus Ernst, Die Linke:

"Die Linke will den Breitband-Versorgungsauftrag gesetzlich verankern. Damit soll die digitale Spaltung Deutschlands verhindert und ein flächendeckender Breitbandausbau mit einer Mindestübertragungsgeschwindigkeit von 50 Mbit pro Sekunde endlich umgesetzt werden. Kostenlose Wifi-Hotspots müssen Teil der öffentlichen Infrastruktur im ländlichen Raum werden. Allen Kommunen muss der Ausbau der Breitbandinfrastruktur ermöglicht werden."

Daniel Föst, FDP:

"Für die FDP ist flächendeckendes schnelles Internet Teil der Infrastruktur und Infrastruktur ist Staatsaufgabe. Wir wollen dass der Bund seine direkten und indirekten Aktienbeteiligungen an der Deutsche Telekom AG und der Deutsche Post AG vollständig verkauft und aus diesen Verkaufserlösen einen „Gigabit-Fonds“ auflegt, über den der flächendeckende, technologieoffene Ausbau des schnelles Internet in Deutschland finanziert wird."

Und, wer hat Euch überzeugt?


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M. M., Donnerstag, 14.September 2017, 19:50 Uhr

19. Das Landleben hat wie fast alles eben nicht nur Vorteile

Zitat: "An sich genießt der Unternehmer das Landleben"
Der Unternehmer hat durch das Landleben sicher einige Vorteile. Spontan fallen mir da günstigere Grundtstückspreise, niedrigere Mieten, ggf. niedrigere Personalkosten, niedrigere Lebenshaltungskosten etc. ein. Wie fast überall im Leben gibt es eben auch Nachteile wie z.B. eine schlechtere Infrastrukturanbindung.
Dass sich in vielen ländlichen Gegenden eine performante Infrastruktur für die Telekommunikationsunternehmen nicht rechnet ist klar und kann diesen auch nicht unmittelbar "angekreidet" werden. Eine gewisse Grundversorgung muss sicher gewährleistet sein (z.B. ein DSL >= 25.000) aber für alles darüber hinaus sehe ich nicht die Allgemeinheit in der Pflicht. Wenn der Unternehmen mit dem was da ist so gar nicht klarkommt muss er eben seinen Standort wechseln.
Wie wäre es denn wenn der betreffende Unternehmer um schneller in die Arbeit zu kommen demnächst einen 3-spurigen Autobahnausbau bis vor seine Tür fordert ....

Süddeutscher und gleich weg, Donnerstag, 14.September 2017, 15:52 Uhr

18. Verwirrung

Wenn Patrick Schönbergers Kunden in seine Firma kommen, klagen sie oft über das schlechte Mobilfunknetz. ... Als IT-Firma mit nationalen und internationalen Geschäftsbeziehungen sind er und seine Mitarbeiter allerdings dringend auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen. Der Breitbandausbau auf dem Land dauert dem Viechtacher viel zu langsam.

So was hat nun Mobilfunk mit Internetverbindung über Glasfaser zu tun? Übrigens ISDN war vor Jahrzehnten auch die eierlegende Wollmilchsau der Deutschen Bundespost, die Telekom schaltet nun alle ISDN-Zugänge aggressiv ab.

  • Antwort von M. M., Donnerstag, 14.September, 20:12 Uhr

    Wenn es zu technisch wird ist bei vielen Damen und Herren der schreibenden Zunft genauso wie bei vielen Politkern schnell das Ende der Fahnenstange erreicht :).
    ISDN wurde meiner Meinung nach einfach von der IP-basierten Kommunikationsationstechnik, die auch einfach viel mehr Komfort und Möglichkeiten bietet, überholt bzw. abgehängt. Dass die Telekom auf Dauer keine so alten Systeme parallel zu den moderen Systemen betreiben will oder kann ist aus technischer Sicht durchaus verständlich. Der komplette Umstieg auf den IP-basierten Anschluss ist daher meiner Meinung nach ok und auch mit relativ wenig Aufwand verbunden bzw. durchführbar.

Oliver M., Donnerstag, 14.September 2017, 15:33 Uhr

17. Und erneut stellt sich mir die Frage bei solchen Themen ...

... ob das alles einfacher wäre, wenn die Deutsche Bundespost Telekom damals nicht privatisiert worden wäre. Das ist schon nachvollziehbar, dass auf Wachstum und Gewinn getrimmte, privatwirtschaftlich geführte Unternehmen nicht teures Geld ins letzte Eck für Breitbandausbau investieren. Denn die Kosten dafür kommen über Gebühren rein - wenig Anschlüsse = wenig Einnahmen = kaum Refinanzierung.
Ist vergleichbar mit Nahverkehr in entlegene Gegenden - alleine unrentabel, im Gesamtverbund und aus einer Hand aber durchaus tragbar und notwendig. Für Breitbandausbau gilt im Grunde genommen dasselbe.
Aber will man ja nicht mehr, solche Konstrukte aus einer Hand ...

  • Antwort von Truderinger, Donnerstag, 14.September, 15:57 Uhr

    @Oliver M.: Können Sie sich noch an die damaligen Telefongebühren erinnern? Privatisierung bedeutet auch mehr Wettbewerb und der führte gerade in diesem Fall zu massiven Gebührensenkungen. Der Rest Ihrer Ausführungen ist natürlich vollkommen richtig. Privatisierung bringt leider nicht nur Vorteile.

Stefanie, Donnerstag, 14.September 2017, 15:18 Uhr

16. Die altbekannten Absichtserklärungen

Überzeugen kann mich niemand. Belanglose Absichtserklärungen, konkrete Maßnaen Fehlanzeige. Lediglich der Mann von der FDP bringt einen Vorschlag. Aber was für einen Quatsch. Der will wieder mal privatisieren, oder mal geradeaus ausgedrück, das mit Steuermitteln geschaffenen Eigentum des Volkes verramschen. Dabei ist doch die dümmliche Privatisiererei der Vergangenheit genau die Wurzel des heutigen Dilemmas. Hätte man die Netzinfrastruktur in Staates Händen belassen, könnte man jetzt mit Steuergeldern diese Infrastruktur im großen Stile modernisieren. Und: die Investitionsmittel zu einem großen Teil sogar wieder refinanzieren, nämlich indem man den Internetprovidern Lizenzen zur Nutzung der Netzinfrastruktur gegen Entgelt zur Verfügung stellt. Wie gesagt. So recht kann keiner überzeugen. Sicher aber ist, der FDP-Mann mit seiner ewig gestrigen und kontraproduktiven Privatisierungsideologie bekommt meine Stimme ganz gewiss nicht.

Frank Cebulla, Donnerstag, 14.September 2017, 14:50 Uhr

15. Marode Infrastruktur in allen Bereichen in D

Nach dem Versagen der aktuellen Politik auch auf diesem Feld, wird das Problem Internet und nicht nur das, immer wieder schön geredet und der Bürger verblödet.
Als Beispiel von vielen bei mir:
O2/E-Plus schafft es nicht in einem Vorort von IN nahe der Autobahn einen Handyempfang mit Internet herzustellen
und das seit 5 Jahren. Habe gekündigt, es langt.
Deutschlands Infrastruktur marode wo man hinguckt und die Frau Merkel (linke GroKO) haut Polit-Sprüche raus, die ich als Lüge bezeichne.
Am 24.9.17 ist Zeit zur Umkehr und die habe ich jetzt schon genutzt!