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In Floss im Oberpfälzer Wald Überraschungsbesuch

Interessante Menschen gibt es in Bayern überall - nur entdecken muss man sie! Wir waren deshalb wieder zu einem „Überraschungsbesuch“ unterwegs. Dabei entscheidet der Zufall, wohin die Reise gehen soll. Nur eines war diesmal klar: Wir besuchen einen Ort in der nordöstlichen Oberpfalz.

Stand: 05.03.2016 | Archiv

Wir fahren nach Floß im Landkreis Neustadt an der Waldnaab - eine Art Durchgangsort auf dem Weg ins benachbarte Flossenbürg, wie uns eine Einheimische erzählt. Am Marktplatz beginnen wir unsere Suche nach interessanten Menschen, die uns einen Einblick in ihr Leben geben.

Markt Floß in der Oberpfalz.

Im Pfarramt treffen wir Santtu Weniger, den Ehemann der Pfarrerin im Ort. Der gebürtige Finne zog mit seiner Frau vor sechs Jahren von Nürnberg nach Floß - damals bekam seine Frau hier ihre erste Pfarrei zugeteilt.

"Als wir hierher kamen, hat der Vertrauensmann des Kirchenvorstands gesagt, das ist wie in dem Film von den Sch'tis: Man weint, wenn man her muss, und man weint, wenn man wieder weg muss. Und ich glaub so wird es sein, wenn wir irgendwann wieder gehen."

Santtu Weniger

Oben in dem Kirchturm wohnte im vergangenen Jahrhundert eine neunköpfige Familie - direkt über den Glocken! Einen von ihnen gibt es noch: Es ist der 90-jährige Karl Kett, der uns zeigen will, wie er damals mit seinen Geschwistern auf engem Raum gelebt hat. Nicht nur für ihn eine anstrengende Reise in die Kindheit - denn dazu müssen wir alle erst einmal knapp 100 steile Stufen hochsteigen...

Lotte Höllerer hält sich täglich mit Gymnastik fit.

Auf unserer Suche nach Geschichten begegnen wir noch Lotte Höllerer. Früher hat sie Foxtrott und Tango getanzt - heute leitet die 88jährige ein Mal pro Woche die Senioren-Gymnastik im Ort. Dabei überlässt sie nichts dem Zufall: Für jede Übung hat sie handverlesene Musik aus dem Radio aufgenommen und wechselt alle acht Tage die Kassetten durch - damit bei den Teilnehmern ja keine Langeweile aufkommt.

Und schließlich treffen wir noch Elisabeth Lehner. Als Helferin vom Arbeitskreis Asyl kümmert sie sich um die Flüchtlinge in Floß. Früher hatten die Ehrenamtlichen ein Haus zu betreuen, heute sind es vier. In den letzten Monaten sind viele junge Männer hinzugekommen.

"Ich denk immer, auch von der Bevölkerung her, dass da schon schnell ein Stab drüber gebrochen wird, der nicht ganz so gut ist, deshalb machen wir auch immer solche Abende und sagen: kommt und lernt sie kennen."

Elisabeth Lehner

Am Abend findet ein Tanzabend für Flosser und Flüchtlinge statt. Elisabeth Lehner hofft, dass auch Einheimische kommen und sie ein paar neue Helfer hinzugewinnen kann...

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Floß liegt am gleichnamigen Fluss etwa 13 Kilometer westlich von der Grenze zu Tschechien und wird auch als "Eingangstor zum Oberpfälzer Wald" bezeichnet. Mehr als 3.400 Menschen leben hier.


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