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Erbe und Bürde Das Nürnberger Zeppelinfeld

Wie soll man nach gut 70 Jahren mit einem Nazi-Erbe umgehen? Diese Frage wird im Augenblick an einem sehr besonderen Gebäude diskutiert, dem ehemaligen Reichsparteigelände in Nürnberg. Die Stadt hat jetzt mit Probe-Instandsetzungsmaßnahmen begonnen.

Stand: 23.04.2015 | Archiv

Seit 1973 steht das Zeppelinfeld in Nürnberg unter Denkmalschutz. Doch mittlerweile ist es in einem baulich schlechten Zustand. Die Stadt Nürnberg probiert nun an zwei Stellen des fast 140.000 Quadratmeter großen Geländes Instandsetzungsmaßnahmen aus, an der Zeppelintribüne und an der Wallanlage. Das stößt bei manchen auf Unverständnis. Sie finden es nicht sinnvoll, dass in den Erhalt Millionen hineingesteckt werden sollen und möchten das historisch kontaminierte Gelände verfallen lassen.

Hat die Stadt zu lange mit den Instandsetzungsmaßnahmen gewartet? Mathias Pfeil ist oberster Denkmalschützer in Bayern. Für ihn ist es verständlich, dass die Stadt Nürnberg nach dem Krieg andere Sorgen hatte, als den Erhalt der Zeppelintribüne. Die Schäden, die jetzt sichtbar sind, sind die Folgen davon, dass die notwendigen Gelder zum Erhalt früher nicht aufgewendet wurden.

Robert Minge vom Hochbauamt Nürnberg ist zuständig für die Instandsetzungsmaßnahmen.

Robert Minge, Architekt vom Hochbauamt Nürnberg, ist für die Instandsetzungsmaßnahmen des Geländes zuständig. Lange hat er dafür recherchiert. Im Stadtarchiv hat er alte Baupläne gefunden, sie liefern ihm wichtige Hinweise auf die Baugeschichte.

"Wir wollen es eben nicht renovieren, wir wollen es baulich sichern, Fachleute sagen, dass ist eine Instandsetzung, weil darunter geht es nicht, rein baulich. Wir wollen so viel Original wie möglich baulich erhalten. Wollen keine Rekonstruktion hier machen. Und wollen, dass sich Besucher diesem Gelände gefahrlos nähern"

Robert Minge, Hochbauamt Nürnberg

Kontrollierter Verfall oder Instandhaltung?

Schäden an einer Treppe

Hermann Glaser, der ehemalige Kulturdezernent der Stadt Nürnberg, kritisiert dass ein Konzept für die gesamte Anlage fehlt. Er spricht sich für einen sogenannten kontrollierten Verfall aus - zumindest an manchen Stellen. Für ihn ist wichtig, dass den Besuchern die Geschichte des Geländes aufgezeigt wird. Seiner Meinung nach sprechen die Steine nicht für sich allein.

Oberbürgermeister Ulrich Maly setzt sich dagegen für den Erhalt ein. Der kontrollierte Verfall – wie immer er auch aussehen würde – würde auch Geld kosten und wäre eigentlich nicht durchführbar, weil die Stadt die Verkehrssicherungspflicht hat.

Bislang wird das Gelände als Freizeitanlage genutzt

Eines ist sicher, wenn die ersten Probe-Instandsetzungsmaßnahmen abgeschlossen sind und die Kosten der Sanierung klar werden, werden die eigentlichen Diskussionen um die Finanzen und die zukünftige Nutzung erst losgehen. Bislang wird das Nazidenkmal auch als Freizeitanlage genutzt. Wie die zukünftige Nutzung aussehen wird, das hängt wohl auch davon ab, in welchem Umfang dann letztlich die Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt werden.


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