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Fischmeister Familie Gastl am Starnberger See

Die Jahreszahl 1840 steht über der Eingangstür des Fischerhofs Gastl in Leoni – doch die Fischer-Tradition, die beim Starnberger See auf dem Anwesen liegt und von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist viel älter.

Stand: 14.07.2015 | Archiv

In den alten Urkunden heißen die Fischer meist Peter mit Vornamen. Peter – dieser Name entstand in Anlehnung an den Apostel und Fischer Petrus. So entstand auch der Angler- und Fischergruß „Petri Heil“. Doch die Zeiten ändern sich. Heute heißt der Fischmeister in Leoni Andreas Gastl-Pischetsrieder. Er ist das vierte Kind der fünf Geschwister vom Fischerhof Gastl.

Fischer konnten schon früher nicht nur vom Fischen allein leben und suchten nach weiteren Standbeinen, auch in der Familie Gastl ist es so. 2010 starb der Vater und Sohn Andreas übernahm den Betrieb – unterstützt von seiner Mutter Elisabeth. Sein älterer Bruder Peter leitet den Bootsverleih neben dem Seehotel.

Die Fischer-Tradition reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück: der Hof der Gastls in Leoni

Wenn Andi genügend Fische mit nach Hause bringt, dann macht sich Mutter Elisabeth ans Räuchern. Auch Filets der Brachsen, Nervlinge und Seekarpfen kommen über das Buchenfeuer im Räucherofen. Eine Spezialität sind die Gastlschen Räucherfischsemmeln – frisch von Elisabeth Gastl zubereitet. Elisabeth ist es auch, die meist die frischen Renken und die geräucherten Fische im Fischerhof verkauft. Und auch die vermietete Ferienwohnung wird von ihr betreut.

Viele Badegäste schätzen das Eisboot auf dem Starnberger See

Bis 2005 gab es einen kleinen Kiosk auf dem Gelände des Fischerhofs. Eis, Süßigkeiten und Postkarten gab es zu kaufen. Doch es war mühsam für die Familie, den Kiosk zu bewirtschaften – und so steht nun ein Eisautomat da. Und Andi Gastl dachte sich noch einen speziellen Service für die Badegäste aus: das Eisboot. So kurvt er bei schönem Wetter mit seinem Boot und einer großen Eisbox am Ostufer hin und her und verkauft direkt am Strand Eis. Eben wieder ein neues Standbein für den findigen Fischer...

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Das Fischrecht am Starnberger See üben derzeit 35 Familien aus. Vertreten werden sie von der Fischereigenossenschaft Würmsee. Die Genossenschaft hat das Recht zu Fischen vom Staat gepachtet und gibt es an ihre Mitglieder weiter. Am Starnberger See liegt das Fischereirecht auf den Anwesen der Fischerfamilien. Mitglied können nur ausgebildete Fischwirtschaftsmeister werden. Zudem muss der Betreffende notariell nachweisen, dass er das Anwesen übernehmen kann, auf dem ein Fischereirecht besteht. Meist werden diese Rechte von Generation zu Generation weitergegeben.


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