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Gedanken zum Dreikönigsfest Mit Äbtissin M. Laetitia Fech OCist

"Damit aus Wissen Weisheit wird, braucht es mehr als den Kopf", sagt M. Laetitia Fech. Am Dreikönigsfest lädt die Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Waldsassen dazu ein, wie die Sterndeuter der Sehnsucht des Herzens zu folgen.

Stand: 05.01.2015 | Archiv

Stiftsbibliothek Waldsassen | Bild: BR/Andrea Stengel

Zu allen Zeiten schon hat es die Menschen gedrängt, den großen und kleinen Fragen des Lebens auf die Spur zu kommen. Doch Sinn und Erfüllung des Lebens bestehen nicht nur aus der Anhäufung von Erkenntnissen. "Wissen allein bläht auf", warnte bereits der heilige Bernhard von Clairvaux im 12. Jahrhundert.

Sehnsucht des Herzens als Leitstern

Wohin es führen kann, wenn nicht die Sehnsucht des Herzens der treibende Motor für die Gestaltung des Lebens ist, zeigt Äbtissin M. Laetitia Fech in der Stiftsbibliothek der Abtei Waldsassen. Zehn kunstvoll geschnitzte, lebensgroße Holzfiguren, Personifikationen verschiedener Spielarten des Hochmuts, tragen die Empore des Raumes und machen anschaulich klar, wozu es führen kann, wenn sich die Menschen mit all ihrem Wissen nur um sich selbst drehen.

Für die Sterndeuter aus dem Morgenland dagegen ist die Sehnsucht des Herzens zum Leitstern geworden, der sie zu Gott und zu einem erfüllten Leben führt. Ihr Beispiel zeigt, so die Äbtissin, Wege auf, die Enge des Alltags zu verlassen und sich neu zu orientieren.    

Die Sendung ist untertitelt - Bayerntext-Seite 150.

Manuskript Format: PDF Größe: 20,36 KB

Sprecherin der Sendung: Äbtissin M. Laetitia Fech OCist

Als vierte Äbtissin leitet die Zisterzienserin M. Laetitia Fech seit 1995 die Abtei Waldsassen. Als sie mit erst 38 Jahren als damals jüngste Äbtissin des ganzen Ordens ihr Amt antrat, lagen große Herausforderungen vor ihr. Das Kloster befand sich Ende des vergangenen Jahrtausends in baulicher, wirtschaftlicher und personeller Hinsicht an der Grenze der Überlebensfähigkeit. Seit Äbtissin Laetitias Amtsbeginn hat sich der Konvent durch mehrere Neueintritte deutlich verjüngt.

Unter ihrer Leitung wurde mit einer Generalsanierung der Gebäude begonnen, 1998 ein Kultur- und Begegnungszentrum mit Umweltstation und 2008 das Gästehaus St. Joseph mit Restaurant, Seminarräumen und einem Klosterladen eröffnet. Außerdem richtete Äbtissin Laetitia im Kloster eine Meisterwerkstatt für Paramentenstickerei ein.

Für ihre Verdienste um Sanierung und Erhalt der historischen Gebäudesubstanz erhielt sie 2003 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2005 die Auszeichnung „Pro meritis scientiae et litterarum“ des Freistaats Bayern. Außerdem wurden ihr 2007 die Bayerische Denkmalschutzmedaille, 2009 die Bayerische Verfassungsmedaille verliehen.

Kontakt:
Zisterzienserinnenabtei Waldsassen
Basilikaplatz 2
95652 Waldsassen

Der Orden

Die Zisterzienser sind ein kontemplativer Orden, der durch Reformen aus dem Benediktinerorden hervorgegangen ist. Gegründet wurde er im Jahr 1098 in Frankreich. Die Zisterzienser waren der erste zentral organisierte Orden der Christenheit. Ihr Name leitet sich vom Ursprungskloster Cîteaux ab.

Die Mönche und Nonnen leben nach der Regel des heiligen Benedikt. Ihr Leben ruht auf zwei Säulen: auf Gebet und Arbeit. Einer der bedeutendsten Vertreter des Ordens war der heilige Bernhard von Clairvaux. Er sorgte für die Ausbreitung der Zisterzienser in ganz Europa. Heute gibt es weltweit rund 2300 Zisterzienser in 159 Klöstern.

Der Drehort - Stiftsbibliothek der Abtei Waldsassen

Die Stiftsbibliothek der Abtei Waldsassen gilt als eine der bedeutendsten Bibliotheken Süddeutschlands. Vor der Säkularisation umfasste sie nahezu 20.000 Bücher. Die heutige Ausstattung des Raumes mit ihren prachtvollen Schnitzereien entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Besonders bemerkenswert sind zehn lebensgroße Holzfiguren des aus Waldsassen stammenden Schnitzers Karl Stilp, die die Empore des Saales tragen und vermutlich unterschiedliche Facetten des Hochmuts veranschaulichen: Dummheit, Zorn, Eigenbrötelei, Spottlust, Prahlerei, Ignoranz, Hoffart, Eitelkeit, Neugierde und Heuchelei.


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