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Wirtshaustipp Gasthaus "Zum Unterwirt" in Gern, Eggenfelden

Haben Sie es in den letzten Wochen auch so vermisst, sich in einen Biergarten oder in ein Wirtshaus zu setzen und es sich dort schmecken zu lassen? Endlich dürfen Restaurants und Gaststätten in Bayern - unter Sicherheitsauflagen - wieder öffnen. Da haben wir unseren Wirtshausexperten Andi Christl selbstverständlich gleich um einen Tipp gebeten.

Stand: 22.05.2020 | Archiv

"Zum Unterwirt" aussen | Bild: BR

Das Besondere am "Unterwirt" 

"In Zeiten von Wirtshaussterben und Personalnot ist der Unterwirt ein Vorzeigebeispiel für junge, bayerische Gastronomie. Traditionelle Werte vermischen sich hier mit dem sogenannten Blick über den Tellerrand.

Der Gastraum besticht durch eine originalgetreue Einrichtung. Die Balken an der Decke hängen recht niedrig, es gibt einen Herrgottswinkel, die Krüge der Stammgäste werden auf einem speziellen Regal präsentiert und die Stühle sowie Tische aus Holz haben sicherlich schon einige Gäste erlebt. Dank der dunkelgrünen Vorhänge und des einfachen Lichtkonzepts wirkt der Raum aber trotzdem freundlich, hell und modern. Im Nebenraum befindet sich eine alte Kegelbahn, die vor allem für Geburtstags- oder Firmenfeiern genutzt werden kann.

Diesem urigen Wirtshaus hauchen die Brüder David und Lukas sowie Chefköchin Ronja seit Mai 2018 neues Leben ein. Das Team im Unterwirt verkörpert das junge Bayern genauso, wie ich es mir vorstelle: traditionell, gemütlich und trotzdem weltoffen und neugierig. Aus den Boxen klingt keine Volksmusik, sondern vor allem Lieder der oberbayerischen Band Koflgschroa. Hier bekommen die Gäste keinen Filterkaffee, sondern jede Tasse wird zeitgemäß an der Siebträgermaschine gezogen und Servicekräfte in Lederhosen oder Dirndl haben Seltenheitswert. Hier wird Tradition gelebt, gekocht und nicht einfach nur getragen."

Küchenart

"Wenn die Soße bassd, dann bassd ois!"

Ronja, Küchenchefin

"Dieser Satz von Küchenchefin Ronja ist einfach, vielsagend und definitiv wahr. Deshalb bereitet sie auch alle Soßen-Ansätze und Suppen frisch zu. Auf der Standartkarte finden sich ausschließlich bayerische Klassiker, wobei einige dieser Gerichte einen modernen Anstrich bekommen haben. So wird der Schweinebauch nicht einfach im Ofen gebacken, sondern ‚sous vide‘ gegart und das Blaukraut gerne mal in Frühlingsrollen gepackt.

Alte bayerische Gerichte wie Rinderrouladen oder Zunge finden Gäste genauso auf der Karte wie heimische Steckrüben oder Schwarzwurzeln. Ronja möchte in Vergessenheit geratene Zutaten so zubereiten, dass sie auch jungen Leuten wieder schmecken. Gleichzeitig tobt sich die Küchenchefin auf der Wochenkarte aus und macht gerade hier auch mal Ausflüge in die italienische oder asiatische Küche.

Sie schafft es, die Liebe, die sie für ihren Beruf und die regionalen Produkte hat, auf den Teller zu bringen. Damit ist sie für mich eine großartige Köchin. So geht junge, bayerische Küche im Jahr 2020!"

Der Hauptgang: Geschmorte Ochsenbackerl mit Blaukraut-Frühlingsrolle und Kartoffel-Karotten-Püree

"Obwohl oder gerade weil die Ochsenbackerl hier ganz klassisch zubereitet werden, läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an dieses fabelhafte Gericht denke. Die Konsistenz der Backerl war nicht gut, sondern perfekt!

Die Soße wurde klassisch mit Wurzelgemüse angesetzt, tomatisiert und mit Rotwein und einer hausgemachten Jus aufgegossen.

Das Kartoffelpüree wurde mit karamellisierten Karottenwürfeln verfeinert und ohne Muskatnuss abgeschmeckt. Nur Salz, Milch und Butter komplementieren den Eigengeschmack der regionalen Kartoffeln.

Weil das Blaukraut in Frühlingsrollenteig eingerollt und anschließend goldgelb ausgebacken wird, erhält die ansonsten recht weiche Beilage den nötigen Biss.

Mein persönliches Highlight dieses Hauptgangs war aber auf jeden Fall die großartige Soße."

Die Nachspeise: Hausgemachtes Fichtenhonigparfait mit Birnenkompott

"Für den Fichtenhonig landen frische Fichtennadeln zusammen mit regionalem Waldhonig für ca. fünf Monate im Glas. In dieser Zeit geben sie ihren einzigartigen Geschmack an den Honig ab.

Der hausgemachte Fichtenhonig wird mit Eigelb in einem Topf schaumig geschlagen. Langsam, damit das Ei nicht gerinnt, gibt Ronja dann heiße Milch zu der Masse. Ist diese anschließend zur Rose abgezogen, lässt man das Ganze erst einmal auskühlen. Nachdem geschlagene Sahne untergehoben wurde, landet die Parfaitmasse in kleinen Förmchen, die anschließend ins Tiefkühlfach kommen.

Für das Birnenkompott werden die Früchte geschält, vom Kernhaus befreit und in Scheiben geschnitten. In einer Pfanne wird Zucker karamellisiert, die Birnen hinzugegeben, alles mit Birnenbrand flambiert und so lange gedünstet, bis das Kompott die gewünschte Konsistenz erreicht haben.

Den letzten Schliff bekommt das Dessert durch eine knackige Nuss-Mischung. Warm, kalt, weich, knusprig – auch beim Dessert hat Ronja alle Regeln der gehobenen Küche beherzigt. Auch dieses Gericht kann ich ohne Bedenken weiterempfehlen!"

Preise

"Weil mich der Hauptgang absolut überzeugt hat, würde ich dafür auch weit über 20 Euro auf den Tisch legen. Im Unterwirt zahlen Sie für die Ochsenbacken mit Beilage 18,50 Euro. Das Dessert ist mit 6,20 Euro auf der Speisekarte zu finden. Unterm Strich muss man aber sagen, dass hier jeder Geldbeutel etwas Passendes findet. Brotzeiten kosten zwischen 3 und 7 Euro, für ein Mittagsgericht zahlt man ca. 8 Euro."

Adresse

Zum Unterwirt
Hofmark 24
84307 Eggenfelden
Tel: 08721/126767
unterwirt-gern.de

Bis auf eine kleine Stufe zu den Toiletten ist dieses Wirtshaus barrierefrei.

Anreise

"Eggenfelden liegt zwischen Landshut, Passau und Burghausen. Es ist auch mit der Bahn gut zu erreichen. Nürnberger sind mit dem Auto rund 2,5 Stunden unterwegs, aus München dauert es ca. 1,5 Stunden. Das Wirtshaus befindet sich im Ortsteil Gern. Vom Bahnhof in Eggenfelden aus dauert der Fußmarsch ca. 20 Minuten."

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten werden momentan wöchentlich angepasst.
Der Biergarten hat derzeit werktags ab 17 Uhr geöffnet. Mittwoch ist Ruhetag.
Essen zum Mitnehmen gibt es mittags von Montag bis Freitag (auch Mittwoch).
Küchenzeiten: 11:30-14:00 Uhr und 17:00-19:30 Uhr

Um einen bestmöglich geregelten Ablauf zu garantieren, werden die Gäste um eine Reservierung (telefonisch oder online) gebeten. Es besteht jedoch keine Reservierungspflicht.
Das System wurde im Garten auf Selbstbedienung umgestellt, damit die Abstände besser eingehalten werden können.

Wichtig: Das Mitbringen der eigenen Mund-Nasenmasken ist dringend erforderlich!

Bei Kontakt zu Covid-19-Fällen in den letzten 14 Tagen oder bei Anzeichen von Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung jeglicher Schwere oder von Fieber ist eine Bewirtung nicht möglich!

Freizeittipp: Bürgerwald in Eggenfelden

"Der Bürgerwald in Eggenfelden ist nicht einfach nur die Summe seiner Bäume. Seit kurzem hat der Forst etwas ganz Besonderes zu bieten: ein animierter Avatar, 3D-Modelle und Spiele erklären das Ökosystem Wald und regen zu verantwortungsbewusstem Handeln an.

Mit Tablets, die Sie im Rathaus kostenlos ausleihen können, lassen sich heimische Tierarten ganz einfach auf den Bildschirm projizieren. Durch eine spezielle AR-Technik und verschiedenen Codes auf dem Boden des Waldes, werden animierte Tiere plötzlich zum Leben erweckt. An weiteren Stationen können mit dem Smartphone QR Codes eingescannt werden, wodurch in Echtzeit Informationen über die jeweilige Station auf dem Bildschirm erscheinen.

Ein besonderer Spaß für junge Besucher, die durch die Tablets ganz schnell vergessen, dass sie eigentlich gerade in der Natur unterwegs sind und einen Waldspaziergang an der frischen Luft machen."

buergerwald.eggenfelden.de

Andi Christls persönliches Fazit zum Unterwirt

"Auch wenn der Unterwirt äußerlich ein klassisches, bayerisches Wirtshaus ist, sind es doch die inneren Werte, die dieses Wirtshaus für mich zu einer absoluten Top Adresse machen."

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