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Wein Das sollten Sie über Güteklassen beim Wein wissen

Stehen Sie auch oft ratlos vor dem Weinregal im Supermarkt? Das Angebot ist groß und die vielen Angaben auf den Weinetiketten wollen erstmal entschlüsselt werden. Eine der wichtigsten Angaben ist dabei die Güteklasse. Doch was sagen Begriffe wie "Qualitätswein", "Prädikatswein", "Auslese" oder "Spätlese" über die Qualität bzw. den Geschmack des Weines aus? Sommelière Conny Ganß klärt auf. Und sie stellt vier besonders empfehlenswerte Weine vor.

Stand: 25.03.2020 | Archiv

ARCHIV - 20.07.2019, Rheinland-Pfalz, Mainz: Ein Besucher des Marktfrühstücks gibt zwei Gläser Wein über den Tresen. Die leicht sinkende Nachfrage nach Wein hat sich im vergangenen Jahr für deutsche Winzer kaum bemerkbar gemacht. Foto: Andreas Arnold/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bild: dpa-Bildfunk/Andreas Arnold

Für Weinfreunde ist die Güteklasse die entscheidende Angabe auf dem Etikett. Speziell in Deutschland wird zwischen den einzelnen Weinqualitäten sehr genau differenziert.

Güteklassen

Grundsätzlich teilen wir in Deutschland Wein in drei verschiedene Qualitätsstufen ein. Am besten stellt man sich eine "Qualitäts-Pyramide" vor:

Basis ist die Qualitätsstufe "Deutscher Wein". Dieser Begriff ersetzt seit August 2009 den Begriff "Tafelwein". Die Qualitätsanforderungen sind niedriger als die von Qualitäts- und Prädikatsweinen. Im Vergleich zu anderen Weinbaunationen produzieren wir in Deutschland nur geringe Mengen dieser Güteklasse. Eine Stufe darüber steht der "Landwein". Diese Stufe steht für Weine mit einer geschützten geografischen Angabe. Er ist ein unkomplizierter Wein, der typisch für seine Region ist. Qualitätswein ist die größte Gruppe deutscher Weine. Hier gilt eine streng regulierte Anforderung an die Weine. Von den zugelassenen Rebsorten, über die besondere Herstellung bis hin zu einer amtlichen sensorischen und analytischen Prüfung wird alles überprüft und kontrolliert. Die höchste Qualitätsstufe bilden Qualitätsweine mit Prädikaten, sogenannte "Prädikatsweine". Hier gelten die höchsten Qualitätsanforderungen hinsichtlich der Reife, Harmonie und Eleganz. Sie werden wie folgt eingeteilt (aufsteigend):

  • Kabinett: feine, leichte Weine aus reifen Trauben mit geringem Alkoholgehalt
  • Spätlese: reife, elegante Weine mit feiner Frucht, die etwas später geerntet werden
  • Auslese: edle Weine aus vollreifen Trauben, unreife Beeren werden ausgesondert
  • Beerenauslese: volle, fruchtige Weine aus überreifen, edelfaulen Beeren
  • Eiswein: aus Trauben, die in gefrorenem Zustand unter -7 C° gelesen und gefroren gekeltert werden
  • Trockenbeerenauslese: aus rosinenartig eingeschrumpften, edelfaulen Beeren; damit ist die Trockenbeerenauslese die Spitze der Qualitätspyramide.

Persönliche Weinempfehlungen von Conny Ganß

Drei Weine, die Conny Ganß Meinung besonders gut sind.

2017 Silvaner trocken Qualitätswein, Weingut Zehnthof Luckert

Anbaugebiet: Franken

Preis: ca. 8,60 Euro

Conny Ganß: "Die Luckerts, das sind Ulrich, Wolfgang und Philipp mit ihren Familien. Das familiengeführte Weingut aus Sulzfeld am Main ist seit 2009 komplett Bio zertifiziert. Ihre Weine zeigen deutlich und stolz, woher sie kommen: vom fränkischen Muschelkalk. Es ist ein karger Boden, der nicht einfach zu bearbeiten ist. Doch die Luckerts schaffen es durch viel Erfahrung und Liebe zur Natur, Weine mit Komplexität und Herkunft zu erzeugen. Der 'kleine' Gutswein Silvaner ist voller typischer Silvaner-Noten aus Franken. Er zeigt sich frisch und hat eine feine Cremigkeit. In der Nase kommen sofort Aromen von Zitrusfrucht, etwas Birne, saftiger weißer Pfirsich und typischer feiner Blütenduft durch. Am Gaumen spürt man die cremige Struktur und trotzdem ist er fränkisch trocken, d. h. er ist wirklich ganz trocken.

Dieser Silvaner ist ein super Beispiel, wie hochwertig und handwerklich der ‚Einstieg‘ auf Qualitätsniveau sein kann und sollte. Toller Trinkfluss, macht Spaß und ist eine wunderbar genussvolle Visitenkarte des Hauses Zehnthof Luckert. Genießen Sie diesen ehrlichen Silvaner am besten zu Gerichten wie gebratene Lachsforelle mit Blumenkohl auf Kartoffelpüree."

2017 Nierstein Riesling Kabinett, Weingut Schätzel

Anbaugebiet: Rheinhessen

Preis: ca. 16 Euro

Conny Ganß: "Auf die Frage, welchen Wein er jemandem sozusagen als Einstiegswein empfehlen würde, der sein Weingut noch nicht kennt, antwortete der Winzer Kai Schätzel: "Kabinett! Das ist unsere Visitenkarte. Gewachsen in besten Lagen im Niersteiner Roten Hang. Mit belebender Balance und federleicht, mit nur 7,5 Prozent Alkohol!' Kai Schätzel betreibt bei seinem Riesling Kabinett selektive Handlese mit vielen Durchgängen, um nur die perfekt reifen Trauben zu ernten. Biodynamischer Anbau mit viel Respekt gegenüber der Mutter Natur und dem Vater Rhein, das ist seine Philosophie. Seine Weine für die Stufe des Kabinetts stammen in der Regel aus den ersten Lesedurchgängen des Jahres. In die Nase steigen einem sofort feine Zitrusnoten, etwas Quitte und Orangenzeste.

Dieser Wein ist schon in der Nase unverkennbar und eindeutig ein Kabinett im Schätzel-Style. Am Gaumen zeigt der Kabinett sein feines Spiel frischer Zitrusfrucht, Mineralik und hoch eleganter, süßer Abrundung. Frisch, animierend und trinkig, mit Spannung – so muss ein leichtfüßiger Riesling Kabinett sein! Ob zu asiatischen Gerichten oder einer gebratenen Wachtel mit Kartoffelgratin - dieser Riesling ein harmonischer Begleiter!"

2016 Berg Rottland Riesling Spätlese, Weingüter Wegeler

Anbaugebiet: Rheingau

Preis: ca. 19 Euro                             

Conny Ganß: "Der Berg Rottland gilt neben dem Berg Schlossberg als die beste Lage des Rüdesheimer Bergs und liegt westlich des Ortsrandes von Rüdesheim. Der Lagename kommt aus dem mittelhochdeutschen 'rotten' und steht für Rodungen im 11. Jahrhundert. Die später geernteten reifen Trauben aus dieser großartigen Lage ergeben einen feinen und eleganten Wein mit voller Frucht und Tiefgang. Dieser Wein duftet nach zarter Aprikose, Birne, weißem Pfirsich, etwas Mirabelle und reifer Quitte. Am Gaumen gesellen sich florale Noten und ein Hauch von Grapefruit hinzu. Der Wein ist animierend und belebend mit delikater Frucht und Spannung im Körper. Das macht Lust auf mehr.

Der Berg Rottland Riesling aus dem berühmten und prestigeträchtigen Hause der Weingüter Wegeler überzeugt auf ganzer Linie. Er zeigt auf schönste Art die Besonderheit des Rieslings aus Deutschland und die ganze Klasse der Prädikatsweine. Dieser Wein passt wunderbar zum saftigen Rinderbraten oder zu zart rosé gebratenen Kalbsmedaillons mit Sauce Béarnaise."

2010    Kanzemer Altenberg Riesling Auslese, Bischöfliche Weingüter Trier

Anbaugebiet: Mosel

Preis: ca. 21 Euro

Conny Ganß: "Die Lage Kanzemer Altenberg ist kein Berg, sondern eine Steilwand. Die Sonnenstrahlen werden hier voll eingefangen und im kargen Schieferboden gespeichert. Nur mit viel Handarbeit kann in so einer steilen Lage gearbeitet werden. Hier erreichen die Trauben höchste Reife und dank dem Schieferboden eine präzise und erfrischende Säure. Die Auslese entstand durch strenge Selektion von Hand in dieser sehr steilen Lage. In der Nase kommen einem sofort Aromen von reifem Pfirsich und Aprikose entgegen. Dazu ein würziger, rauchiger Touch mit etwas Muskat.

Dieser Riesling aus dem Hause der Bischöflichen Weingüter Trier ist klar und opulent, aber nicht dick, sondern fein und saftig. Durch die vollreifen Trauben gepaart mit der spektakulären Lage des Kanzemer Altenbergs wird diese 2010er Auslese noch lange sehr viel Freude bereiten. Eigentlich schmeckt der Wein solo am besten. Sie können ihn aber auch gerne zu einem Blauschimmelkäse oder einem schönen Aprikosen-Crumble genießen.“


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