BR Fernsehen - Wir in Bayern


28

Allgemeinmedizin Übermäßiges Schwitzen: Ursachen und Behandlung

Wir schwitzen in den verschiedensten Situationen: bei Hitze, bei körperlicher Anstrengung, aber auch wenn wir beispielsweise sehr aufgeregt sind. Das ist ganz normal. Es gibt aber auch Menschen, die unter übermäßigem Schwitzen leiden. Das kann für die Betroffenen nicht nur sehr belastend, sondern auch ein Hinweis auf eine Krankheit sein. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, wie das Problem behandelt werden kann und welche Ursachen zugrunde liegen können.

Stand: 14.07.2021 | Archiv

Eine zu hohe Körpertemperatur ist für jedes Lebewesen gefährlich. Der menschliche Körper muss eine Körpertemperatur von 37 Grad halten, damit er problemlos arbeiten kann.
Die Natur hat verschiedene Mechanismen hervorgebracht, um die Gefahr der Überhitzung abzuwenden: Hunde und Vögel hecheln, Elefanten fächern mit ihren Ohren, Pferde, Esel, Affen und Menschen schwitzen.
Der menschliche Körper besitzt über zwei Millionen Schweißdrüsen. Diese liegen in der Unterhaut und sind über den ganzen Körper verstreut. In besonders hoher Dichte kommen die Drüsen in den Fußsohlen, Handflächen und Achseln vor, weshalb dort verstärkt Schweiß austritt.
Wird der Körper zu warm, produzieren die Drüsen Schweiß und leiten ihn zu den Poren an die Hautoberfläche, wo er austritt, verdunstet und die Haut kühlt.
Aber nicht nur Überhitzung, auch emotionale Erregung wie Lampenfieber, Prüfungsangst und Wut sowie scharfe oder stark gewürzte Speisen und Alkohol können uns zum Schwitzen bringen.
Menschen, die an übermäßigem Schwitzen, der sogenannten Hyperhidrose leiden, schwitzen auch ohne diese Auslöser - meist anfallsartig und stark. Das kann nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen extrem einschränken, sondern auch ein Hinweis auf eine zugrundeliegende Krankheit sein.

Ursachen für übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose)

Beim übermäßigen Schwitzen wird zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose unterschieden, wobei die primäre Hyperhidrose häufiger vorkommt.

Bei der primären Hyperhidrose liegt keine eindeutig erkennbare Ursache für die vermehrte Schweißproduktion vor. Sie ist häufig erblich veranlagt und es wird davon ausgegangen, dass das Schweißzentrum im Hypothalamus auf kleinste Reize überreagiert.

Die sekundäre Hyperhidrose kann verschiedene Ursachen haben:

  • akute und chronische Infektionskrankheiten (mit Fieber) wie Corona, Influenza, grippale Infekte, Blutvergiftung, Malaria, HIV oder Tuberkulose
  • (starkes) Übergewicht (die Wärmeregulation ist durch das Unterhautfettgewebe gestört)
  • Stress, seelische Belastungen
  • Nebenwirkung von Medikamenten wie etwa Betablocker, Antidepressiva, Schilddrüsenmedikamente, Kortison-Präparate oder Arzneimittel gegen Erektionsstörungen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Diabetes
  • Hormonumstellung bzw. Schwankungen bei Frauen in den Wechseljahren, der Schwangerschaft, im Wochenbett oder vor der Menstruation
  • Testosteron-Mangel bei Männern (Hypogonadismus)
  • Parkinson
  • Krebserkrankungen
  • Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • rheumatische Erkrankungen
  • Fibromayalgie
  • Anämie (Blutarmut)
  • Leberzirrhose
  • Angststörungen (Panikattacken)
  • Mangelernährung (beispielsweise Magersucht)
  • Drogen- oder Alkoholmissbrauch

Wann zum Arzt bei starkem Schwitzen?

Patienten, die ohne erkennbaren Grund unter starken Schweißausbrüchen leiden, sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, da eine Krankheit dahinterstecken kann, die behandelt werden muss.

Achtung: Notfall

Ein akuter Schweißausbruch mit kaltem Schweiß, ohne erkennbare äußere Ursache, kann Symptom eines Herzinfarktes sein. Kommen weitere Beschwerden wie Atemnot, Angstgefühle, Schwindel, Schwächegefühl, Übelkeit und Schmerzen oder Engegefühl im Brustbereich oder Arm hinzu, sollten Sie sofort einen Rettungsdienst (112) alarmieren.

Behandlungsmöglichkeiten bei übermäßigem Schwitzen

Bei der sekundären Hyperhidrose wird die zugrunde liegende Krankheit behandelt oder, wenn nötig und möglich, Medikamente ausgetauscht.

Bei der primären Hyperhidrose gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Diese kommen auch in Frage, wenn die Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit bei der sekundären Hyperhidrose alleine nicht ausreicht.

  • Schweißhemmer (Antitranspirantien): Die in Deorollern oder Cremes enthaltenen Metallsalze (meist Aluminiumchlorid) hemmen die Schweißproduktion in den Drüsen.
  • Leitungswasser-Iontophorese: Bei dieser Behandlung wird schwacher Gleitstrom durch den betroffenen Körperteil (in der Regel Hände oder Füße) geleitet – entweder in einem Wasserbad oder mit feuchten Elektroden.
  • Antihidrotika: Diese Medikamente gegen starkes Schwitzen haben jedoch häufig Nebenwirkungen.
  • Botox: Unter die betroffenen Stellen gespritzt, blockiert das Bakteriengift Botulinumtoxin die Schweißproduktion. Die Wirkung hält allerdings nur ein paar Monate an. Dann muss erneut eine Injektion erfolgen.
  • Operation: In schweren Fällen und, wenn keine andere Therapie erfolgreich war, können Schweißdrüsen operativ entfernt werden. 

Tipps gegen (übermäßiges) Schwitzen

  • Versuchen Sie, Ihr Normalgewicht zu erlangen.
  • Tragen Sie lockere, luftdurchlässigeKleidung aus natürlichenMaterialien (Baumwolle, Leinen, dünne Wolle).
  • Tragen Sie Lederschuhe und im Sommer am besten offene Schuhe, wenn Sie an den Füßen schwitzen. Wechseln Sie Ihre Schuhe regelmäßig, damit diese bis zum nächsten Einsatz vollständig trocknen können. Und laufen Sie so oft es geht barfuß.
  • Verzichten Sie auf fette, scharfe und stark gewürzte Speisen.
  • Meiden Sie Alkohol, Nikotin und Kaffee.
  • Rasieren Sie die Achseln, vor allem, wenn Sie dort besonders stark schwitzen.

Wichtig: Ausreichend trinken

Viele glauben, dass sie weniger schwitzen, wenn sie weniger trinken. Vor allem Patienten, die an Hyperhidrose leiden, schränken daher häufig die Flüssigkeitszufuhr stark ein.
Richtig ist, dass man bei extremem Flüssigkeitsmangel irgendwann zu schwitzen aufhört, weil der Körper sparen muss.
Aber: Dann verschlechtern sich die Nierenwerte drastisch und das Blut dickt so ein, dass die Durchblutung der kleinsten Kapillaren gestört ist. Das kann vor allem für Patienten mit Vorerkrankungen gefährlich werden. Für Menschen, die viel Schwitzen ist es sogar besonders wichtig, viel zu trinken, damit der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wird.

Tipps unserer Facebook-Nutzer

"Unsere Tochter hat uns neulich spezielle 'Wanderschals' geschenkt.Wenn man sie in kaltem Wasser tränkt, auswringt und dann um den Hals hängt, kühlen sie für eine sehr lange Zeit. Das hat beim Bergwandern vorletzte Woche sehr geholfen! Ansonsten halt viel trinken, luftig anziehen und möglichst eine Kopfbedeckung tragen."

Michaela Dunn

"Morgens und abends 1 Tasse Salbeitee trinken."

Karin Klotz

Bleiben Sie gesund! Ihr Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"


28