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Medizin Niedriger Blutdruck - harmlos oder Alarmsignal?

Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für Herzinfarkt und Schlaganfall. Niedriger Blutdruck hingegen gilt allgemein als harmlos. Ob dem wirklich so ist? Informationen und Tipps gegen niedrigen Blutdruck von Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann.

Stand: 07.12.2016 | Archiv

Niedriger Blutdruck - harmlos oder Alarmsignal? | Bild: colourbox.com

Beim Blutdruckmessen gibt es zwei aussagekräftige Werte: den oberen (systolischen) Wert und den unteren (diastolischen) Wert. Man sagt, der Blutdruck ist X zu Y. Der erstgenannte Wert entspricht der Systole, der Zweitgenannte der Diastole.

Ein Blutdruck mit folgenden Werten gilt als zu niedrig:

  • bei Frauen unter 100/60 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule)
  • bei Männern unter 110/70 mmHg
  • (Sehr) kalte Hände und Füße
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel (vor allem nach schnellem Aufstehen oder am Morgen)
  • Ohrensausen
  • Sehstörungen (Augenflimmern, Schwarzsehen)
  • Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Blässe
  • Neigung zu Ohnmacht
  • Hoher Puls: Das liegt daran, dass das Herz schneller schlägt, wenn der Blutdruck zu niedrig ist, um die Versorgung der Organe mit Nährstoffen zu gewährleisten und den Kreislauf stabil zu halten.

Niedriger Blutdruck ist häufig anlagebedingt. Oft sind vor allem junge, schlanke Frauen davon betroffen.

Es können aber auch Krankheiten dafür verantwortlich sein:

  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Blutarmut
  • Herzmuskelschwäche, z. B. nach einem Herzinfarkt
  • Verengung der Herzkranzgefäße (Angina pectoris)
  • Venenschwäche (Krampfadern). Hier ist der Blutdruck v. a. im Stehen niedrig, weil das Blut in den geweiteten Venen versackt.
  • Nervenerkrankungen

Auch Medikamente kommen als Ursache für niedrigen Blutdruck in Frage:

  • Diuretika (wassertreibende Arzneimittel)
  • Betablocker (Blutdrucksenker), vor allem zu Behandlungsbeginn
  • einige Antidepressiva oder Antipsychotika

In den meisten Fällen ist niedriger Blutdruck nicht gefährlich, vor allem nicht für junge Menschen, sofern abgeklärt wurde, dass keine Krankheit dafür verantwortlich ist.

Bei Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen oder Arterien kann ein niedriger Blutdruck jedoch dazu führen, dass lebenswichtige Organe nicht ausreichend durchblutet und somit geschädigt werden.

Wenn der diastolische Wert unter 40 mmHg sinkt, wird die Nierendurchblutung problematisch.

Zudem besteht vor allem bei älteren Patienten eine Sturzgefahr, wenn ihnen nach dem schnellen Aufstehen schwindelig wird.

Ist die Ursache für den niedrigen Blutdruck eine Krankheit, muss diese behandelt werden.

Kann der niedrige Blutdruck für den Patienten gefährlich werden oder sind die Symptome extrem belastend, werden Medikamente (meist Sympathomimetika oder Alpha-Adrenorezeptor-Agonisten) eingesetzt. Ansonsten wird niedriger Blutdruck meist nicht medikamentös behandelt, da er in der Regel keine Gefahr für die Gesundheit darstellt.

  • Kreislauf durch regelmäßige Bewegung (am besten an der frischen Luft) ankurbeln. Der Blutdruck erhöht sich dadurch zwar nicht dauerhaft, aber Symptome wie Kreislaufbeschwerden und Schwindel werden weniger.
  • Falls Ihnen Morgens nach dem Aufstehen schwindelig ist, fangen Sie am besten schon vor dem Aufstehen im Bett damit an, Ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Gute Übungen sind z. B. mit den Beinen in der Luft radeln oder die Beine im Liegen ausstrecken und wieder anziehen.
  • Wechselduschen regen den Kreislauf an und fördern die Durchblutung.
  • Essen Sie ruhig viel Salz. Das treibt den Blutdruck in die Höhe.
  • Tragen Sie Kompressionsstrümpfe wenn Sie an Krampfadern leiden, damit das Blut nicht in den Beinen versackt.
  • Trinken Sie viel.
  • Aufenthalt in klimatischen Reizzonen wie Hochgebirge oder Nordsee tut dem Kreislauf gut.

Achtung

Dass  ein Gläschen Sekt bei niedrigem Blutdruck hilft und den Kreislauf in Schwung bringt, ist ein Irrglaube. Es erweitert die Adern und man kippt noch schneller um.


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