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Gesundheit Erste Hilfe: Herzdruckmassage

Wenn Sie einen Menschen auffinden, der bewusstlos ist und/oder keine Lebenszeichen mehr von sich gibt, genügt es nicht, den Rettungsdienst zu alarmieren. Dieser braucht in der Regel zu lange zum Einsatzort. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten Sie unbedingt Erste Hilfe leisten. Wie das funktioniert, erklärt Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann.

Stand: 05.01.2017 | Archiv

Erste Hilfe: Herzdruckmassage | Bild: Colourbox

Notruf 112

Bei Lebensgefahr schnell handeln!

  1. Setzen Sie unverzüglich einen Notruf (112) ab. Sagen Sie unbedingt, dass der Patient bewusstlos ist und/oder keine Lebenszeichen mehr von sich gibt. Dann wird in jedem Fall ein Rettungswagen mit Notarzt und kein einfacher Krankenwagen geschickt.

2. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten Sie unbedingt versuchen, den Patienten zu reanimieren, denn der Notarzt braucht in der Regel mindestens 8 Minuten zum Einsatzort. Das ist zu lange. Pro Minute ohne Reanimation (Wiederbelebungsmaßnahmen) sinkt die Überlebenschance eines Patienten um etwa 10 Prozent. Nach 5 Minuten liegt sie nur noch bei 50 Prozent und nach ungefähr 8 bis 10 Minuten kommt meist jede Hilfe zu spät. Zudem treten bereits nach etwa 5 Minuten ohne Reanimation irreparable Hirn- und Organschäden auf. Darum ist schnelles Handeln enorm wichtig.

Was ist bei der Reanimation zu beachten?

Häufig wird empfohlen, 30 mal Herzdruckmassage und zwei Atemgaben im Wechsel zu machen. Das macht Sinn, wenn Sie ein Profi oder zu zweit sind, d. h. einer macht die Herzdruckmassage, ein zweiter die Atemspende. Sind Sie alleine, verzichten Sie besser auf die Atemspenden. Durch die Beatmung gelangt zwar Sauerstoff ins Blut, das durch die Herzdruckmassage durch den Körper transportiert wird. Bei Laien ist die Unterbrechung der Herzdruckmassage in solch einem Fall aber meist zu lange. Und der im Körper vorhandene Sauerstoff reicht in der Regel aus, bis der Rettungsdienst eintrifft.

 Wenn Sie alleine sind

Drücken Sie die Mitte des Brustkorbes zweimal pro Sekunde 5 bis 10 cm tief ein. Halten Sie durch, bis der Rettungsdienst vor Ort ist, auch wenn Sie das Gefühl haben, es hat keinen Sinn mehr. Ziel ist nicht primär, das Herz wieder zum Schlagen zu bringen, sondern die Sauerstoffversorgung des Gehirns sicherzustellen, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Wenn Sie zu zweit sind

Beginnen Sie mit 30 mal Herzdruckmassage. Drücken Sie dazu die Mitte des Brustkorbes zwei Mal pro Sekunde 5 bis 10 Zentimeter tief ein. Darauf folgen zwei Atemgaben, entweder über die Nase oder den Mund. Überstrecken Sie dazu den Kopf nach hinten. Anschließend folgen wieder 30 mal Herzdruckmassagen und zwei Atemgaben - immer im Wechsel.

Besteht bei der Herzdruckmassage nicht die Gefahr, dem Patienten die Rippen zu brechen?

Viele Ersthelfer haben Angst, Patienten bei der Herzdruckmassage die Rippen zu brechen. Sie müssen sich aber vor Augen halten, dass ein Rippenbruch im Vergleich zum Sterben das geringere Übel ist. Und selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass eine gebrochene Rippe die Lunge verletzt, ist das in dem Moment, in dem es um das Überleben des Patienten geht, nicht wichtig. Falls er überlebt, können die Verletzungen später im Krankenhaus behandelt werden.


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