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Augengesundheit Blaulicht - Stress für die Augen?

Wir setzen unsere Augen immer stärker dem LED-Licht von Smartphones, Tablets und Computern aus. Und das bedeutet: viel Blaulicht. Ob das wirklich so schädlich ist, wie viele vermuten, und wie wir unseren Augen helfen können, weiß Augenärztin Dr. Alexandra Király-Bösl.

Stand: 10.01.2022

Blau leuchtendes Smartphone | Bild: dpa-Bildfunk / Fabian Sommer

Wir schauen immer öfter aufs Smartphone oder Tablet. Oder sehen fern. Das bedeutet für unsere Augen: viele Stunden, Tag für Tag, aus nächster Nähe in erleuchtete Bildschirme blicken. Experten sprechen von digitalem Sehstress. Beim konzentrierten Blick auf den Computer, aufs Tablet oder aufs Handy sinkt die Lidschlagfrequenz, dadurch kann sich der Tränenfilm nicht mehr gleichmäßig auf dem Auge verteilen. Die Folge: die Augen werden trocken, sie brennen, jucken und werden rot.

Bildschirme verbreiten blaues Licht

Die Displays von Handys, Tablets und Co. nutzen heute zur Hintergrundbeleuchtung vorwiegend Leuchtdioden (LED = light-emitting diode). Um weißes Licht zu erzeugen, mischen sie vor allem gelbes und blaues Licht. Und insbesondere das blaue Licht kann die Augen anstrengen.

Warum ist blaues Licht anders als beispielsweise Sonnenlicht?

Das Licht, das auf unsere Augen trifft, lässt sich in sichtbares Licht und in nicht sichtbare Strahlung im ultravioletten und Infrarotbereich unterteilen. Das Spektrum des Sonnenlichts ist gleichmäßig über den gesamten Wellenlängenbereich verteilt. Das Spektrum von LED’s hingegen befindet sich deutlich im blauen Bereich. Anders als UV-Licht, das im vorderen Augenbereich absorbiert wird, dringt energiereiches blaues Licht fast ungefiltert durch das Auge auf die Netzhaut. Durch die starke Verbreitung von LED’s (zum Beispiel auch in Lampen), durch deren andere spektrale Lichtzusammensetzung und durch unser verändertes Sehverhalten sind wir blauem Licht heute stärker ausgesetzt als früher.

Schadet blaues Licht den Augen?

Die Studienlage zur Wirkung von blauem Licht auf die Augen zeigt: blaues Licht könnte Schäden an Netzhaut und Sehzellen hervorrufen. Es entstehen Sauerstoffradikale, die zum Tod von Sehzellen führen können. Ein Schaden, der nicht wiedergutzumachen ist, denn abgestorbene Sehzellen werden nicht mehr ersetzt. Das heißt: Die Sicht verschlechtert sich. Wie viel blaues Licht dazu allerdings notwendig ist, ist noch nicht klar definiert.

Die gute Nachricht: Im Oktober 2021 hat die Ophthalmologische Gesellschaft (die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland) veröffentlicht, dass das Blaulicht wohl nicht so schädlich ist wie vermutet. Die Intensität des Blaulichts an einem Wintertag draußen sei um ein Vielfaches höher als das Blaulicht einer Computer-LED.

Gibt es einen Zusammenhang von Blaulicht und Kurzsichtigkeit?

Kurzsichtigkeit nimmt stark zu. In Europa ist mittlerweile fast jedes zweite Schulkind von der Augen-Fehlentwicklung betroffen, in Asien bereits 90 Prozent der jungen Menschen. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist allerdings nicht das Blaulicht schuld, sondern das nahe Schauen auf die Bildschirme von Handys, Tablets und Computern, die sogenannte Naharbeit.

Was kann den Augen helfen?

Wenn wir tagsüber auf Bildschirme schauen, haben wir enge Pupillen und bekommen weniger blaues Licht ab. Tun wir das dagegen bei Dunkelheit, ist die Pupille geweitet, um möglichst viel Licht einzufangen und die Augen sind dem Blaulicht besonders stark ausgesetzt.

  • Genügend Umgebungslicht kann den Augen also helfen. Das heißt: beim Fernsehen oder am Computer das Licht anmachen.
  • Machen Sie Augenyoga: Schauen Sie öfter mal in die Ferne und blinzeln Sie bewusst.
  • Es gibt Brillen mit einer leichten Gelbtönung bzw. einem Blaulichtfilter. Allerdings ist der Nutzen eines solchen Blaulichtfilters nicht belegt und deshalb aus augenärztlicher Sicht keine Verbesserung. Er kann Ihnen aber helfen, sich sicherer zu fühlen.
  • Bei Smartphones und Tablets lässt sich außerdem bei den Einstellungen ein Blaulichtfilter aktivieren. Er schwächt den Blauanteil des Lichts ab, das Licht wird wärmer und weicher. Insbesondere am Abend soll dies für einen besseren Schlaf sorgen, da das Blaulicht im Verdacht steht, die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu hemmen (deshalb wird die Einstellung auch als "Nachtmodus" oder "Night Shift" bezeichnet).

Da Augenerkrankungen schleichend auftreten, lassen Sie ihre Augen am besten ab einem Alter von 40 Jahren bei einem Augenarzt checken. Für Kinder gilt: Nicht mehr als 30 Wochenstunden Naharbeit fürs Auge und mindestens 15 Stunden ins Freie gehen, um Kurzsichtigkeit zu verhindern.

Fazit

Dass die LED’s der Bildschirme den Augen schaden, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Allerdings kann Naharbeit die Augen stressen. Begrenzen Sie deshalb am besten die Bildschirmzeit, insbesondere bei Kindern, und machen Sie am PC immer wieder Pausen. Trainieren Sie Ihre Augen mit Augenyoga und schicken Sie sie öfters mal auf die "Reise" ins Freie.

Gute (Augen-)Gesundheit wünschen Ihnen Dr. Alexandra Király-Bösl und "Wir in Bayern"!


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