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Kräuter Auflagen, Kompressen und Wickel mit Kräutern

Die guten alten Wadenwickel zur Fiebersenkung kennt jeder. Doch es gibt noch mehr Wickel, Auflagen und Kompressen gegen verschiedene andere Beschwerden. Kräuterexpertin Monika Engelmann erklärt die richtige Technik und verrät ihre besten Kräuter-Wickel - zum Beispiel bei Bauchschmerzen, Erkältungen und Muskelverletzungen.

Stand: 03.01.2022 | Archiv

Handtücher und Kamille  | Bild: Colourbox

Wickel sind um einen ganzen Körperteil (wie Hals, Bein, Brust) angelegte Tücher. Auch Auflagen, Umschläge und Kompressen gehören zur Familie der Wickel. Hier wird allerdings im Unterschied zum Wickel nur die betroffene Stelle einer bestimmten Körperregion behandelt.
Wickel haben eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Es gibt unzählige verschiedene Arten von Wickeln für alle möglichen Beschwerdebilder. Am bekanntesten ist ihre Anwendung bei Fieber, Erkältungskrankheiten, Muskelverspannung, Bauchkrämpfen und zur Leberreinigung.
Temperierte - kalte, warme oder heiße - Wickel üben einen Reiz auf den Körper aus. Sie regen so die Durchblutung und den Stoffwechsel des behandelten Körperteils an. Oft werden Wickel zudem mit Substanzen wie Quark, Heilkräutern oder Ölen versehen, deren heilende Wirkstoffe über die Haut aufgenommen werden.

Ein Wickel besteht grundsätzlich aus drei Lagen:

  • Feuchtwarmes oder feuchtkaltes Innentuch: Es nimmt das Wasser und die heilenden Zusätze auf. Geeignet sind hier saugfähige Baumwolle und kühlendes Leinen.
  • Zwischentuch: Es hat die Aufgabe, das Außentuch vor Feuchtigkeit zu schützen.
  • Außentuch: Es hält warm und fixiert den Wickel. Hier ist ein Woll- oder Frotteetuch zu empfehlen.

Wichtig:

Die Wärme darf sich nicht stauen. Verwenden Sie also keinesfalls eine wasserundurchlässige Plastikschicht!

Tipps für Wickel

  • Bereiten Sie alles gut vor.
  • Achten Sie auf eine sorgfältige Durchführung.
  • Planen Sie ausreichend Zeit für eine anschließende Ruhephase ein.
  • Achten Sie auf sanfte Reize und halten Sie die Reizstärke so gering wie möglich. Je stärker der Reiz, umso größer die Belastung für den Körper. Und je jünger und schwächer die erkrankte Person, umso geringer sollte der Reiz und die Anwendungsdauer sein.
  • Wenden Sie kalte Wickel nur bei warmen Beinen und Füßen an.

Kräuter-Wickel:

Kamillen-Wickel bei Bauchschmerzen und Unruhe

Wirkung:

  • beruhigend
  • durchblutungsfördernd
  • durchwärmend
  • entspannend
  • krampflösend
  • muskelentspannend
  • schmerzlindernd
  • stoffwechselanregend

Anwendungsgebiete:

  • Anregung der Lebertätigkeit
  • Blähungen
  • Magen-Darm-Krämpfe
  • Menstruationsschmerzen
  • Unruhe und Schlaflosigkeit
  • Unterstützung beim Fasten

Das brauchen Sie:

  • heißer Kamillentee (2 EL Kamillenblüten auf 1 Liter kochendes Wasser, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen)
  • Innen- und Außentuch (beide Tücher sollten breit genug sein, um die Bauchregion zu bedecken und zugleich ausreichend lang, um etwa 1,5-mal um den Leib geschlungen zu werden)
  • weiteres Tuch (zum Auswringen des Innentuches)
  • größere Schüssel
  • mäßig gefüllte Wärmflasche

Vorbereitung:

  • Kamillentee ansetzen.
  • Außentuch - auf ungefähr 30 bis 40 cm Breite gefaltet - auf beiden Seiten aufrollen und unter dem Rücken des zu Behandelnden ins Bett legen.
  • Auswringtuch über die Schüssel legen.
  • Das auf etwa 25 bis 30 cm breit gefaltete und von beiden Seiten aufgerollte Innentuch darauflegen.
  • Mit heißem Kamillentee übergießen.
  • Nun kräftig auswringen.

Anwendung:

  • Die ausgewrungenen Tücher schnell zum Bett bringen, auspacken und die Temperatur des Innentuches prüfen.
  • Dann das Innentuch auf das Außentuch legen und um den Bauch des zu Behandelnden faltenfrei aufrollen.
  • Mit dem Außentuch einpacken und fixieren.
  • Wärmflasche auflegen und gut unter in der Bettdecke packen.

Anwendungsdauer:

Den Wickel nach 15 bis 30 Minuten abnehmen und mindestens eine halbe Stunde warm nachruhen.

Achtung:

Nicht bei Fieber, allgemeiner Schwäche, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder bekannter Allergie gegen Korbblütler anwenden.

Meerrettich-Kompresse bei Erkältungen und Kopfschmerzen

Wirkung:

  • reizt die Haut (beabsichtigt)
  • schleimlösend
  • schmerzlindernd
  • stark durchblutungsfördernd
  • wärmend

Anwendungsgebiete:

  • Stirn- und Kieferhöhlenentzündung
  • festsitzender Schnupfen
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Blasenentzündung

Das brauchen Sie:

  • frische Meerrettichwurzel
  • feine Reibe
  • Teller
  • Innentuch (kleines Geschirr- oder Gazetuch)
  • Außentuch (Wollschal oder Handtuch)
  • Stoppuhr
  • Hautpflegeöl (beispielsweise Mandelöl)

Vorbereitung:

  • Meerrettich reiben und auf dem Geschirrtuch auf einer Fläche von 10 x 10 cm fingerdick ausbreiten und festdrücken.
  • Die Meerrettichauflage sorgfältig im Tuch einschlagen, sodass der Meerrettich gut verpackt ist und nichts rausfallen kann.

Anwendung bei Stirn- und Kieferhöhlenentzündung, Schnupfen, Kopfschmerzen oder Migräne:

  • Das Meerrettichpäckchen mit der nur von einer Stoffschicht bedeckten Seite in entspannter Haltung im Nacken auflegen.
  • Hals inklusive der Kompresse mit dem Wollschal umwickeln und fixieren.
  • Bei erstmaliger Anwendung nur etwa 4 Minuten (Stoppuhr stellen) einwirken lassen. Wird die Kompresse gut vertragen, kann die Anwendungsdauer später auch auf 10 Minuten ausgeweitet werden.
  • Anschließend die Kompresse abnehmen und die gerötete Stelle mit einem pflegenden Hautöl einreiben.
  • Dann die Nackenregion mit einem Halstuch warmhalten, etwas nachruhen und das Wärmegefühl genießen.
  • Die Kompresse kann nach Abklingen der Hautrötung bei Bedarf wiederholt werden.

Anwendung bei Blasenentzündung:

  • In der Blasengegend (Unterbauch) auflegen und mit einem gefalteten Handtuch bedecken.

Achtung:

Die Meerrettich-Kompresse reizt die Haut und kann möglicherweise stark brennen, daher die empfohlene Anwendungsdauer keinesfalls überschreiten. Wird es zu heiß oder unangenehm, die Anwendung abbrechen.
Nicht direkt im Gesicht oder bei bekannter Unverträglichkeit von Senföl anwenden!

Wirsing-Auflage bei Gelenk- und Muskelverletzungen

Wirkung:

  • desinfizierend
  • durchblutungsfördernd
  • muskelentspannend
  • schmerzlindernd
  • stoffwechselanregend

Anwendungsgebiete:

  • Gelenksentzündungen oder -verletzungen
  • Gicht
  • Zerrungen

Das brauchen Sie:

  • Wirsing
  • Nudelholz oder Wasserflasche
  • Messer
  • Schneidbrett (aus möglichst nicht saugendem Material)
  • Innentuch (Geschirrtuch)
  • Zwischentuch (Handtuch oder Elastikbinde zum Fixieren)
  • Außentuch (größeres Handtuch)
  • Hautpflegeöl

Vorbereitung:

  • Die äußeren, grünen Blätter des Wirsings waschen, trocken tupfen und die dicken Blattadern herausschneiden.
  • Anschießend mit dem Nudelholz walken bis Saft austritt.

Anwendung:

  • Wirsingblätter auf die zu behandelnde Stelle dachziegelartig auflegen und mit dem Zwischentuch beziehungsweise der Elastikbinde fixieren.
  • Anschließend mit dem Außentuch zum Schutz gegen Auslaufen des Pflanzensaftes umwickeln.

Anwendungsdauer:

Die Wirsing-Auflage kann 1 bis 2x täglich über 1 bis 12 Stunden (eventuell über Nacht) angewendet werden. Nach dem Abnehmen der Auflage die Haut mit lauwarmem Wasser reinigen, abtrocknen und mit einem Hautpflegeöl einreiben.

Achtung:

Manchmal verstärkt sich der Schmerz kurz nach dem Auflegen. Sollte dieser nicht binnen 20 Minuten vergehen, die Auflage abnehmen.

Leinsamen-Kompresse bei Stirn- und Kieferhöhlenentzündung und müden Augen

Wirkung:

  • durchblutungsfördernd
  • wärmend
  • schleimlösend
  • entspannend

Anwendungsgebiete:

  • Stirn- und Kieferhöhlenentzündung
  • Schnupfen
  • müde, verspannte Augen
  • sanfte Alternative zu Kartoffel-Brust-Auflage für Kinder mit Husten

Das brauchen Sie:

  • 1 Tasse geschroteter Leinsamen
  • 1,5-fache Menge Wasser
  • Topf
  • Kochlöffel
  • Esslöffel
  • 6 Papierküchentücher (wahlweise Taschentuch - keine Stofftücher, da der klebrige Leinsamenbrei nur sehr schwer aus dem Tuch zu entfernen ist)
  • 2 mäßig gefüllte Wärmflaschen
  • 1 Wolltuch

Vorbereitung:

  • Leinsamen mit Wasser aufkochen, 10 Minuten quellen lassen und dabei immer wieder umrühren.
  • Ist der Brei zäh und dick, hat er die richtige Konsistenz.

Anwendung:

  • 1 EL Brei in die Mitte des Papiertuches geben und auf etwa 6 x 6 cm ausstreichen.
  • Die Ränder des Tuches so einschlagen, dass der Brei nicht austreten kann. Dann das Päckchen gleichmäßig dick plattieren. Auf diese Weise 6 Päckchen anfertigen.
  • Diese zwischen den Wärmflaschen anwärmen.
  • Entspannt hinlegen.
  • Anschließend die Temperatur der ersten Kompresse prüfen und sie dann mit der einschichtig bedeckten Seite auf Stirn und Nasenrücken legen.
  • Mit dem Wolltuch bedecken.

Anwendungsdauer:

Solange liegen lassen bis sie beginnt auszukühlen, dann abnehmen und mit einer zwischen den beiden Wärmflaschen warmgehaltenen Kompressen austauschen.
Temperatur prüfen! Wurden alle Päckchen aufgebraucht, warm eingepackt etwa eine Stunde nachruhen.
Die Behandlung kann bei Bedarf mehrfach täglich angewandt werden.

Achtung:

Sollten sich die Beschwerden durch die Wärme verschlimmern, die Behandlung abbrechen.

Viel Erfolg mit den Rezepten wünschen Monika Engelmann und "Wir in Bayern"!


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