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Gesundheit Biologika - Neue Therapie bei Asthma und Sinusitis

HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow stellt eine neue Therapieform vor, bei der schweres Asthma und chronische Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis) mithilfe biotechnologischer Verfahren behandelt werden.

Stand: 20.09.2021

Frau mit Asthma   | Bild: Colourbox

Chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) mit lästigen Nasenpolypen und Asthma sind hartnäckige Erkrankungen, die die Lebensqualität verändern und eine lebenslange Behandlung erfordern.
Beide Erkrankungen sind oft miteinander kombiniert und beeinflussen sich gegenseitig.
Trotz Verbesserung der medikamentösen und (bei den Nebenhöhlen) operativen Therapie schlagen sich die Betroffenen mit Entzündungsschüben und saisonabhängigen Verschlechterungen herum.
Für diese Gesundheitsstörungen sind neben genetischen Veranlagungen auch Allergien, Umwelteinflüsse, Irritantien und virale Infekte verantwortlich. Das Immunsystem reagiert dabei überschießend und induziert entzündliche Reaktionen in den Bronchien oder Nebenhöhlen. Die Botenstoffe der Entzündung entstammen immunkompetenten Zellen wie Lymphozyten oder T-Zellen.

Bisherige Therapie

… bei Asthma:

Inhalationen sowie oral verabreichte Medikamente und gegebenenfalls eine antiallergische Behandlung sollen das Asthma kontrollieren: Die Therapie erfolgt dabei nach einem eskalierenden Schema, das heißt: Je schwerer das Asthma, desto umfangreicher die Therapie beziehungsweise die Intensität der Medikamente.

… bei Chronischer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) mit Nasenpolypen:

Die medikamentöse Therapie mit nasal eingesprühten Kortisonderivaten muss in nicht wenigen Fällen mit oralen Kortisonschemata ergänzt werden. Ungefähr die Hälfte der Patientinnen und Patienten benötigt eine operative Therapie, davon um die 30 Prozent wiederholte Eingriffe. Da in zwei Drittel der Fälle eine Allergie Mitursache der Nebenhöhlenentzündung ist, ergänzt die Hyposensibilisierung oder Allergenvermeidung die Behandlung.

Neue Ansätze: Therapie mit Biologika

Doch nun gibt es neue Ansätze zur Behandlung: Mithilfe biotechnologischer Verfahren (durch Nutzung tierischer oder menschlicher Zellklone) gelang es in den letzten Jahren, gezielt Antikörper gegen die Entzündungsmediatoren von Asthma und Nasenpolypen zu produzieren.
Diese sogenannten monoklonalen Antikörper sind körpereigenen Abwehrzellen sehr ähnlich und daher fast immer gut verträglich. Sie blockieren punktgenau und gezielt die Signalwege der Entzündung.

Verabreicht werden die meisten Biologika durch eine Injektion unter die Haut. Zur Weiterbehandlung gibt es inzwischen auch Spritzen zur Selbstinjektion - ähnlich den Insulin-Pens bei Diabetes. Je nach Biologikum erfolgt die Anwendung alle 2, 4 oder 8 Wochen.

Die Behandlungsergebnisse sind gut, manchmal sogar verblüffend gut, die Beschwerden der Patientinnen und Patienten reduzieren sich spürbar und auch manche Operation kann damit vermieden werden.

Nur als "Add-on-Therapie" zugelassen

Die Therapie mit Biologika ist derzeit nur als sogenannte "Add-on-Therapie" zugelassen, also als Ergänzung zu den seit Jahren bewährten Behandlungen und auf schwere Krankheitsfälle beschränkt.  
Grund hierfür sind die hohen Kosten, bestimmte mögliche Nebenwirkungen und noch einige ungeklärte Fragen zu Langzeit- oder Nebenwirkungen

Alles Gute wünschen Dr. Thomas Meier-Lenschow und "Wir in Bayern"!


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