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Wirtshaustipp "Gaststätte Mariahilfer Sudhaus" in Eisenberg

In der "Gaststätte Mariahilfer Sudhaus" der Familie Kössel dreht sich fast alles ums Bier. Der Sudkessel steht sogar im Gastraum und ist der absolute Blickfang. Durst darf also mitgebracht werden. Wirtshausexperte Andi Christl hat sich ins schwäbische Eisenberg aufgemacht, um sich diese traditionell-bayerische Gaststätte für Sie anzuschauen. Hier sein Bericht.

Stand: 12.04.2022 | Archiv

"Gaststätte Mariahilfer Sudhaus"  | Bild: BR/Andi Christl

Sudkessel im Gastraum

Andi Christl: "Der Duft von Malz strömt einem gleich nach dem Öffnen der Eingangstür in die Nase und man merkt sofort, dass hier gebraut wird. Die Wirtsstube befindet sich quasi direkt in der Brauerei. Im Mariahilfer Sudhaus dreht sich, wie der Name schon sagt, fast alles ums Bier. 1986 hat die Familie Kössel die alte Bauruine gekauft und zu einem Wirtshaus umgebaut. Die komplette Einrichtung hat ein Schreiner in den 90er Jahren gezimmert. Aber jedes Teil - vom Tisch bis zu den Stühlen über die Wandvertäfelung - macht den Eindruck, als hätte es schon Jahrhunderte auf dem Buckel, im positiven Sinn. Größtenteils dunkelbraunes Holz wurde in der Gaststätte verbaut. Der kupferfarbene Sudkessel ist der Blickfang im Gastraum und das Essen bestellt man nicht beim Kellner, sondern holt es sich selbst an der Theke.
Um die Brauerei kümmern sich Wirt Anton Kössel und seine drei Söhne Philipp, Julian und Tobias. Wirtin Katharina ist die Herrscherin über die Gaststube.
Die Wirtsleute freuen sich über Musikanten, die spontan zu Besuch kommen und aufspielen. Hier läuft vieles noch so, wie es früher schon war. Fremde werden beim gemeinsamen Bier zu Freunden. Reservieren kann man nicht und bezahlt wird mit Bargeld.
Über die vergangenen 30 Jahre hat Familie Kössel einfach herausgefunden, was gut ankommt und was nicht und aus den Erfahrungen ein Konzept geformt, das Freunden der bayerischen Tradition und Wirtshauskultur das Herz aufgehen lässt. Gemütlich, bayerisch, guad!"

Klassische bayerische Speisen

Andi Christl: "Hier dreht sich alles ums Bier, aber wer Hunger hat, wird mit klassischen, bayerischen Speisen verköstigt. Zubereitet werden diese von Küchenchef Ludwig Paul und bedenkt man, dass er die Küche komplett alleine schmeißt, ist es bemerkenswert, was da am Ende alles auf dem Teller landet.
Es gibt eine Auswahl an verschiedenen Brotzeiten wie Wurstsalat, Griebenschmalz oder Bergkäse sowie warme Wirtshausklassiker wie Krustenbraten, Schweinshaxe oder Leberkäse. Für Vegetarier beschränkt sich das Angebot allerdings auf Beilagen wie Knödel oder Krautsalat. Sohn Julian hat außerdem eine Minzlimonade auf Schwarzteebasis entwickelt, die im Wirtshaus verkauft wird.
Wer gerne Bier trinkt und eine bayerische Brotzeit zu schätzen weiß, wird sich in der Gaststätte Mariahilfer Sudhaus richtig wohl fühlen."

Vorspeise: Aufstrich-Trilogie mit hausgemachtem Brot

Andi Christl: "Hierfür platziert die Wirtin je eine Kugel Obazda, Griebenschmalz und etwas Frischkäse auf einem großen Teller. Garniert wird das Ganze mit roten Zwiebeln und einer Essiggurke. Dazu gibt es ein frischgebackenes Brot, das bei meinem Besuch sogar noch ofenwarm war. Das Brot war außen knusprig, innen noch handwarm sowie fluffig und auch die Aufstriche waren gut. Für den kleinen Hunger genau richtig.
Der Verkaufsschlager ist das Vollbier, das ich mir natürlich zu meiner Brotzeit bestellt habe. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber mir hat das Vollbier ausgezeichnet geschmeckt. Leicht, bernsteinfarben und angenehm zu trinken."

Hauptspeise: Krustenbraten mit Brezenknödel und Spitzkrautsalat

Andi Christl: "Zwei Scheiben Schweineschulter mit Kruste werden vor den Augen des Gastes heruntergeschnitten. Die Bratensoße wird im Haus angesetzt. Hierfür nutzt Küchenchef Ludwig natürlich auch den Fleischsaft, der beim Braten austritt.
Die Brezenknödel werden klassisch aus alten Brezen, Milch, Eiern und Gewürzen hergestellt und mit der Hand gedreht. Der Spitzkrautsalat wird gehobelt, gesalzen und mit Essig, Zucker und Gewürzen verfeinert.
Bei meinem Besuch kam der Braten frisch aus dem Ofen, weshalb das Fleisch zart, würzig und die Kruste knusprig, rösch war. Der Salat war knackig, der Knödel solide und die Soße intensiv im Geschmack. Eine bodenständig, bayerische Wirtshausküche!"

Preise

Die normale Portion Krustenbraten kostet 13 Euro, wobei es auch eine kleine Portion für 10 Euro gibt. Drei Aufstriche inklusive Brotscheibe bekommen Sie für 9 Euro. Suppen und Desserts kosten 4 Euro und Hauptgänge zwischen 8 und 13 Euro. 0,5 Liter Mariahilfer Vollbier gibt es für 3,30 Euro. (Stand Februar 2022)

Kontakt

Gaststätte Mariahilfer Sudhaus
Mariahilfer Str. 17
87637 Eisenberg

Tel: 08364/8556
https://www.koessel-braeu.de/

Dieses Wirtshaus ist nicht barrierefrei.

Öffnungszeiten

Mittwoch bis Samstag: 14:00 bis 22:00 Uhr
Sonntag: 12:00 bis 20:00 Uhr

Keine Reservierung und keine Kartenzahlung möglich! Hunde müssen draußen bleiben.

Osterurlaub: 6. bis 24. April 2022

Anreise

Mit dem Zug erreichen Sie das Wirtshaus gut aus Augsburg, München oder Füssen. Von der Haltestelle Weizern-Hopferau ist das Sudhaus zu Fuß in etwa 15 Minuten erreichbar. Parkplätze sind genügend vorhanden.

Freizeittipp: Wallfahrtskirche Maria Hilf

Andi Christl: "Nur einen Katzensprung vom Wirtshaus entfernt, befindet sich die Wallfahrtskirche Maria Hilf. Sie gehört zum Bistum Augsburg und ist seit Jahrhunderten Anlaufpunkt von Pilgern aus nah und fern. 1635 wurde genau hier eine kleine Kapelle errichtet, in der auch eine Schnitzfigur der Muttergottes aus dem Jahre 1520 steht – vermutlich eine Tiroler Schnitzarbeit.
Beim Bau der Kapelle ereignete sich die erste Gebetserhörung. Eine schwer gehbehinderte Frau aus der Nähe von Füssen wurde, als sie nach der Ursache des Kapellenbaus fragte, plötzlich von ihrem Leiden erlöst und konnte gesund nach Hause gehen. Die Kunde davon verbreitete sich bald im ganzen Land. Aufgrund weiterer Gebetserhörungen kamen bald Wallfahrer aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Es gibt auch ein Buch in dem insgesamt 156 Gebetsanhörungen zwischen 1635 und 1657 in Schriftform festgehalten wurden. 1644 wurde aus der Kapelle dann eine größere Kirche gebaut und diese über die Jahrhunderte immer wieder erweitert."

Fazit

"Bier trinken, Brotzeit machen, diskutieren und lachen – wer ins Mariahilfer Sudhaus geht, bekommt genau das, was man sich von einem traditionellen, bayerischen Wirtshaus erhofft. Ein uriges Ambiente, einfache, bayerische Speisen und ein Team, dass ganz genau weiß wie der Hase läuft. Absolut empfehlenswert!"

Andi Christl, Wirtshausexperte


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