Wetter Von heiter bis wolkig – Antworten auf Fragen zum Wetter
Warum macht das Wetter im April, was es will? Was verraten Abend- und Morgenrot über den kommenden Tag? Und wird der Sommer dieses Jahr heiß oder verregnet? Meteorologe Dr. Michael Sachweh beantwortet spannende Fragen zum Wetter. Zum Beispiel erklärt er auch, warum ein klarer Himmel für Turbulenzen im Flugzeug sorgen kann und welches Wetter die kleinen, runden Schäfchenwolken ankündigen.

Was bedeutet die Rotfärbung des Himmels am Abend und am Morgen, und was sagt sie uns über das künftige Wetter?
Michael Sachweh: "Kein Sonnenuntergang und -aufgang gleicht dem anderen. Die physikalische Ursache für die Rötung des horizontnahen Himmels am Abend und am Morgen ist der lange Weg der Strahlen durch die Atmosphäre. Lang, weil die Sonne zu dieser Zeit knapp über oder unter dem Horizont steht. Der physikalische Effekt des langen Weges ist, dass der Blauanteil des Lichts stärker herausgefiltert wird als die anderen Farbanteile. Besonders robust gegenüber diesen sogenannten optischen Streueffekten sind die Rottöne im Licht. So verwandelt sich der blaue Himmel am Abend und am Morgen in der Nähe des Horizonts in ein prachtvolles Gelb-Orange-Rot, bei sehr klarer Luft manchmal auch in ein Purpurrot-Violett.
Eine unserer ältesten Wetterregeln von Apostel Matthäus trifft in der Tat oft zu: Abendrot verheißt gutes und Morgenrot schlechtes Wetter.
Zunächst zum Morgenrot als Schlechtwetterbote: Immer dann, wenn sich eine Tiefdruckstörung nähert - und das meiste Schlechtwetter kommt vom Atlantik, also von Westen her - zieht als erstes Anzeichen der Wetterverschlechterung eine dünne Wolkenschicht auf. Sie ist sehr hoch, etwa 8 bis 12 Kilometer. In dieser Höhe bestehen Wolken nicht aus Tröpfchen, sondern aus kleinsten Eisteilen: Zirrostratus. Diese Eisteilchen wirken wie ein Verstärker für farbiges Sonnenlicht, ihre Leuchtkraft ist legendär.
Das klappt aber nur, wenn der Himmel im Osten wolkenfrei ist. Dann vermag die klare Sonne im Osten mit ihrem roten Licht die hohen Schleierwolken des Wolkenaufzugs im Westen einzufärben. Die Leuchtkraft der Eiswolkenteilchen führt zu einem eindrucksvollen Morgenrot. Manchmal scheint der Westhimmel geradezu in Flammen zu stehen.
Nur Stunden später verdichten sich die Wolken von Westen her und es trifft die Schlechtwetterfront des Tiefs ein mit Wind, dunklen Wolken, später auch Regen oder Schnee.
Wie die Wetterverschlechterung, so kommt auch die Wetterbesserung in unserer Klimazone oft aus Westen: Und von dieser Wetterbesserung kündet die rote Abendsonne, da sie im Westen untergeht. Das Abendrot als Schönwetterbote setzt Wolkenfreiheit im Westen voraus, damit sich das rote Licht der untergehenden Sonne entfalten kann. Die rötlichen Sonnenstrahlen können auf Wolken oder Dunstschichten treffen und färben diese ebenfalls ein. Ein roter Abendhimmel gilt deshalb als Garant dafür, dass das Wetter besser wird oder sich die bereits bestehende Hochdrucklage fortsetzt."
Wie entsteht die sogenannte Altocumulus-Wolke (Schäfchenwolke) und bei welcher Wetterlage?
Michael Sachweh: "Altocumulus stratiformis nennt man in der Fachsprache kleine Wolkenballen, die sich fast immer zu einer größeren Schicht vereinigen. Sie sind in der Regel so dünn, dass sie vom Sonnenlicht halb durchflutet werden und erscheinen dadurch weiß bis grau-weiß. Dieser hellen Tönung und der vorherrschend runden, flauschig-flockigen Struktur verdanken sie ihre volkstümliche Bezeichnung als Schäfchenwolken.
Sie entstehen durch schwache Thermik in einer dünnen Luftschicht, welche sich im mittleren Wolkenstockwerk der Atmosphäre in einer Höhe zwischen 3.000 und 6.000 Metern befindet. So friedlich wie ihre Namensgeber ist in der Regel auch die Wetterlage, bei der wir Schäfchenwolken beobachten können. Wir sehen sie oft am Rand von Hochdruckgebieten. Besonders, wenn die Schäfchen scheinbar still am Himmel stehen, setzt sich diese Hochdruckrandlage fort.
Ziehen sie aber rasch und wachsen aus ihnen kleine Türmchen heraus (Altocumulus castellanus), wird aus dem Schäfchen ein Wolf im Schafspelz: Schauer und Gewitter drohen.
In der Nähe der Alpen verlieren sie mitunter ihre Ballenstruktur und wandeln sich in linsenförmige Wolken, die am Rand glatt zugeschliffen sind und platt wie eine Flunder: Altocumulus lenticularis. Das geschieht dann, denn der Wind auf südliche Richtungen dreht. So wird unser Altocumulus zum Vorboten des Föhns."
Warum gibt es auf Flügen manchmal heftige Turbulenzen trotz klaren Himmels?
Michael Sachweh: "Zuweilen werden wir auf einem Flug durch heftige Turbulenzen durchgerüttelt. Ursache sind ruckartige, starke Vertikalbewegungen der Luft. Das passiert plötzlich und typischerweise bei gutem Wetter - also wie aus heiterem Himmel. Meteorologen sprechen von Klarluftturbulenz (Clear Air Turbulence, kurz CAT). Wir können sie nicht vorhersehen. Auch nicht die Piloten, denn sie sind auf dem Wetterradar nicht zu erkennen. Wenigstens erhalten die Flugzeugführer vor dem Start bei ihrem meteorologischen Routine-Briefing Hinweise darauf, ob beziehungswiese wo auf ihrer Strecke mit Turbulenzen zu rechnen ist. Gegebenenfalls ändern sie CAT-bedingt die Flugstrecke.
Die nicht existierende oder nur geringe Vorwarnzeit ist beängstigend und ein Problem für Menschen, die nicht angeschnallt sind. Es gab schon Fälle schwerer Verletzungen, weil Passagiere bei einem plötzlichen Absacken der Maschine mit dem Kopf heftig gegen die Kabinendecke gestoßen sind.
Solche Turbulenzen entstehen in der höheren Atmosphäre im Grenzbereich sehr unterschiedlicher Luftmassen. Meist befindet sich in einer solchen Zone auch der berühmt-berüchtigte Strahlstrom (Jetstream): eine verhältnismäßig schmale Zone mit extremem Wind in Orkanstärke. Oberhalb, unterhalb oder seitlich des Strahlstroms lässt der Wind stark nach. Das Aufeinandertreffen so unterschiedlicher Winde wird zur Brutstätte dieser Turbulenzen, die so schnell kommen, wie sie wieder verschwinden. Weil sie ein hochatmosphärisches Phänomen sind, sind Langstreckenflüge eher davon betroffen als Mittel- oder Kurzstreckenflüge in niedrigerer Höhe.
Anlass zur Sorge gibt eine wissenschaftliche Studie, die jüngst herausfand, dass Klarluftturbulenzen zuzunehmen scheinen. Schuld daran ist der Klimawandel und sein Einfluss auf den Jetstream."
Was ist das Besondere am Aprilwetter, warum heißt es "Der April macht, was er will"?
Michael Sachweh: "Als Aprilwetter bezeichnet der Volksmund einen sehr lebhaften Wetterwechsel in kühler Luft. Typisch ist ein ausgeprägter Sonne-Wolken-Mix mit wiederholten Schauern zwischendurch, bei Polarluft sind auch Schnee und Graupel mit von der Partie. Als ob das nicht schon ungemütlich genug wäre, wird dieses atmosphärische Kontrastprogramm oft auch noch von lebhaften Winden begleitet. Die zugehörige Wetterkarte zeigt ein kräftiges Tief, das kühle Atlantikluft heranführt.
Eigentlich kann eine solche Wetterlage in jeder Jahreszeit auftreten. Doch oft ist dieses sehr ausgeprägte Schauerwetter in kühler Luft im April besonders heftig und kontrastreich. Warum gerade in diesem Monat? Weil vom Atlantik zuströmende Kaltluft im April noch ziemlich kalt ist, die Sonne aber schon über eine große Erwärmungskraft verfügt (entsprechend der von Ende August bis Anfang September). Eine in sonnigen Intermezzi von unten her stark erwärmte Polarluftmasse neigt aus physikalischen Gründen zur Bildung sehr kräftiger Schauer, mit denen dann vorübergehend auch die kalte Höhenluft ihren Weg zu uns findet.
So schafft es nur der April, dass wir bei dieser Wetterlage, wenn Polarluft zu uns mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern strömt, zugleich warme Sonnenbäder genießen können. Dieses extreme Wechselbad macht das sprichwörtliche Aprilwetter aus. Es heißt deshalb auch: Im April kann man zwei Jahreszeiten an einem Tag erleben.
Genauso kann es passieren, dass wir gestern wechselhaftes Schneeschauerwetter hatten, heute schönstes Frühlingswetter und in den nächsten Tagen sommerliche Temperaturen von 25 Grad und mehr. Drei Jahreszeiten in einem Monat, auch das schafft nur der April!"
Wie wird das Sommerwetter, müssen wir wieder mit Unwettern und häufigen Hochwasserereignissen rechnen wie im vergangenen Sommer?
Michael Sachweh: "Offen gesagt, das weiß kein Meteorologe. Auch wenn es immer wieder Kollegen gibt, die sich in Interviews von hartnäckigen Fragestellern erweichen lassen, schon im Frühjahr über das Sommerwetter zu spekulieren. Denn die Atmosphäre ist ein sogenanntes chaotisches System. Das heißt, kleinste, unvermeidliche Unterschiede (des realen zum berechneten Wetterzustand) schaukeln sich im Laufe der Tage zu immer größeren Abweichungen auf, die die kurzfristig akkurate Wetterprognose längerfristig zur Makulatur werden lässt. Bei stabilen Dauerhochs kann manchmal eine mittelfristige Wetterprognose gelingen, die auch am 14. Tag in der Zukunft noch zutreffend ist. Aber der Wetterablauf der nächsten Jahreszeit steht in den Sternen.
Allerdings gibt es mutige Kollegen aus der Langfristforschung, die regelmäßig Prognosen publizieren. Danach soll dieser Sommer in Bayern zu trocken und deutlich zu warm ausfallen.
Möge diese Prognose nicht eintreten. Zumindest in diesem Jahr nicht, sollte sich die derzeitige Trockenheit bis in den Mai hinein fortsetzen. Grundwasserspiegel und Flusspegel kennen derzeit nur eine Richtung: abwärts. Gibt es nicht bald nennenswerten Regen in Bayern, droht sich die Trockenheit in eine gefährliche Dürre auszuweiten. Diesmal wäre auch der Süden, der sonst im Frühjahr von den Schmelzwasserflüssen aus den Alpen profitiert, voll betroffen - angesichts der momentan mageren Schneelage in den Alpen. 350 Zentimeter der weißen Pracht wären auf der Zugspitze normal im April, zur Zeit sind es nicht einmal 150 Zentimeter. Da gibt es also nicht viel zu schmelzen." (Stand: 10.4.2025)