Buchtipps Weihnachtsgeschenke-Tipp: Bücher aus Bayern
Bücher eignen sich hervorragend als Weihnachtsgeschenk. Buchhändlerin Sabine Abel hat fünf bayerische Lesetipps für Sie rausgesucht, die sie besonders empfehlen kann. Da ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei.

"Hohe Wogen - Ein Alpen-Krimi" von Nicola Förg
Sabine Abel: "Irmi Mangold und ihre Kollegin Kathi Reindl sind ein eingespieltes Team. Seit mittlerweile 13 Bänden ermitteln die beiden Polizistinnen in den Krimis von Nicola Förg. Und dabei wird es nie langweilig.
Diesmal werden Irmi und Kathi gerufen, weil man mitten auf dem Starnberger See die Leiche einer 66-jährigen Frau gefunden hat, auf ihrem SUP liegend. Es stellt sich schnell heraus, dass es sich bei der Frau um Elisabeth 'Sissy' Mühlegger handelt. Sissy war für eine Filmproduktionsfirma unterwegs, auf der Suche nach den idyllischsten Plätzen für die Filmdrehs. Dabei war Mühlegger nicht gerade zimperlich. Mit ihrem SUP paddelte sie ungerührt durchs Vogelschutzgebiet und durch das Uferschilf. Der Verdacht liegt nahe, dass Einheimische, Umweltschützer oder Fischer die Nerven verloren und Sissy Mühlegger erschlagen haben.
Doch dann finden die Ermittlerinnen heraus, dass das Opfer jede Menge Alkohol und chemische Substanzen im Blut hatte, unter anderem ein CBD-Öl, das appetithemmend und schmerzstillend wirkt. Offenbar hat Sissy mit dieser illegalen Substanz gehandelt. Hat ihr etwa ein Kunde den Garaus gemacht? War es jemand vom Filmteam? Irmi und Kathi treten auf der Stelle, keine Spur bringt die beiden einen Schritt weiter. Dann stirbt ein rumänischer LKW-Fahrer auf einem Rastplatz. Er wurde mit der gleichen Waffe erschlagen wie Sissy Mühlegger. In seinem Lastwagen wird ein kleines Fläschchen gefunden, der Inhalt: CBD-Öl.
Die Krimi-Reihe rund um die Ermittlerin Irmi Mangold ist immer wieder für eine Überraschung gut. Trotz der heimeligen Kulisse und der schrägen Figuren kommen Spannung und auch Umweltthemen oder Politik nicht zu kurz. 'Hohe Wogen' nimmt die Leser mit an den Starnberger See, zwischen Umweltschutz und Massentourismus, zu den Einheimischen und den Fremden, die aus der schönen Gegend Profit schlagen wollen. Besonders gerne mag ich die Figur der Irmi Mangold, die mit ihren 60 Jahren kurz vor der Pensionierung steht und mit viel Charme und Erfahrung eine ganz eigene Art hat, die Fälle zu lösen."
"Selbstmordhunde" von Florian Scherzer
Sabine Abel: "Mit dieser Geschichte tauchen die Leser ins München der späten Siebziger Jahre ein. Genauer gesagt in das Jahr 1978. Die Zeit der Musikkassette bricht an und Kassettenrekorder lösen Plattenspieler ab. Es ist auch die Zeit, in der Hörspiele aller Art Hochkonjunktur haben. Die Hauptfiguren des Romans sind drei Sprecher solcher Hörspiele. Sie sprechen in fester Besetzung die Reihe 'Drei Schnüffler'. Eigentlich sind alle drei Männer einmal ambitionierte Schauspieler gewesen. So richtig geklappt hat es aber bei keinem. Jeder geht auf seine ganz eigene Weise damit um. Rötzer ist ein stadtbekannter Frauenheld. Balasz will mit der Welt nicht mehr viel zu tun haben und Kogler erträgt sein Schicksal stoisch, hilft mit ein bis zwei Bieren am Morgen vor Aufnahmebeginn und, je nach Tagesform, mit einem Schnaps nach.
Für Aufregung sorgt die neue Kollegin Renate. Sie bringt die drei Herren ganz schön durcheinander. Als sie eines Morgens einfach nicht mehr auftaucht, stehen Kogler und seine Sprecherkollegen vor einem Rätsel. Schließlich schlüpfen sie in die Rolle der Ermittler. Nach all den Jahren im Detektivgeschäft müssen sie nun ihr Geschick im echten Leben beweisen. Finden sich etwa in der neuen Folge der 'Drei Schnüffler' Hinweise auf Renates Verschwinden?
Bald verwischen Realität und Fiktion und die Männer stehen vor dem größten Abenteuer ihres Lebens.
Dieser Roman verwebt zwei Geschichten. Auf der einen Seite ist es die Handlung in München 1978, die gleichzeitig Krimi und Gesellschaftsstudie ist. Auf der anderen Seite gibt es auch noch das Hörspiel, das im Buch in Form von Dialogskripten zwischen die einzelnen Kapitel geschaltet wird. Und es gibt QR-Codes, mit denen der Leser das Hörspiel auch wirklich anhören kann.
Für mich ist 'Selbstmordhunde' großartige Unterhaltung, ein witziges Spiel mit den Klischees und der Gesellschaftsordnung der 70iger Jahre und ein wunderbarer Ausflug in die Welt der Detektivgeschichten."
"Der Maler und das reine Blau des Himmels – Der große Franz Marc-Roman" von Tilman Röhrig
Sabine Abel: "Martin Luther, Caravaggio oder Friedrich Engels sind berühmte Persönlichkeiten, über die Tilman Röhrig bereits einen Roman geschrieben hat. In seinem neuesten Buch widmet sich der Autor dem Künstler Franz Marc, Mitbegründer der Künstlergruppe 'Der Blaue Reiter' und berühmt für seine blauen Pferde.
Tilman Röhrig geht es dabei nicht in erster Linie um die Kunst Franz Marcs, vielmehr erzählt er aus dem Leben des Malers. Farben wollte Franz Marc finden, die rein und klar sind. Klarheit in seinem Privatleben fand der Künstler hingegen nicht.
Tilman Röhrig beginnt seinen Roman im Jahr 1906. Franz Marc hält sich im oberbayerischen Kochel am See auf. Bei ihm ist seine Freundin und Geliebte Maria Franck, die in München an der Akademie der Bildenden Künste studiert. In der selben Pension wohnt auch die Künstlerin Marie Schür. Auch mit ihr verbindet Franz Marc eine innige Freundschaft. Als Marie ihm erzählt, dass sie ledig Mutter geworden ist, ihren Sohn aber nicht zu sich holen darf, weil sie unverheiratet ist, willigt Franz Marc ein, Marie zu heiraten. Aus der Scheinehe mit Marie und der Liebesbeziehung zu Maria Franck entsteht schnell eine völlig chaotische Dreiecksbeziehung.
Die Ehe mit Marie Schür wird geschieden, das Chaos endet aber noch lange nicht. Marie beschuldigt ihn bei der Scheidung des Ehebruchs mit Maria Franck. Das führt dazu, dass die beiden auch Jahre nach der offiziellen Trennung von Marie nicht heiraten dürfen.
Außerdem erzählt Tilman Röhrig von den Künstlerfreunden Franz Marcs, der Gründung des 'Blauen Reiters', den kleinen und großen Intrigen innerhalb der Künstlergruppe und den vielen auch amourösen Abenteuern der künstlerischen Avantgarde. Auch die schwerwiegenden politischen Entwicklungen des frühen 20. Jahrhunderts spielen eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt, weil Franz Marc als Feldsoldat im Ersten Weltkrieg kämpfen muss.
Dieser Roman ist ein wahres Feuerwerk an großer Geschichte und kleinen Geschichten. Tilman Röhrig nimmt uns mit in die Ateliers in Schwabing, in Kochel am See und auf die Schlachtfelder bei Verdun. Dieses Buch ist ein Roman über Kunst und über einen Künstler, der heute weltberühmt ist, in seiner Zeit aber oft als Provokateur abgestempelt wurde."
"Vegetarianer" von Felix Kucher
Sabine Abel: "1884 bringt Karl Wilhelm Diefenbach in einem Wirtshaussaal in München in einer recht markigen Rede seine drei wichtigsten Überzeugungen auf den Punkt: Esst keine Tiere, seid sooft als möglich nackt und vertraut nicht den Ärzten und ihrem medizinischen Rat.
Kein Wunder, dass Diefenbach bei einem Großteil der Bevölkerung auf Unverständnis und Widerstand gestoßen ist. Als die Polizei seine öffentlichen Reden verbietet, zieht er sich mit seinen Anhängern und Anhängerinnen in einen alten Steinbruch in der Nähe der Stadt München zurück und gründet dort die erste Kommune Deutschlands.
Wer war Karl Wilhelm Diefenbach, der als Sohn eines Kunstlehrers in Hessen aufgewachsen war? Was waren seine politischen und gesellschaftlichen Ziele? Was wollte er mit seiner Reformbewegung erreichen?
All diesen Fragen und noch einigen mehr geht der Autor Felix Kucher in diesem Roman nach. Eingebettet in die Zeitgeschichte und mit einem kritischen Blick auf die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts in Bayern und im deutschen Reich erzählt Kucher die Geschichte Diefenbachs.
Diefenbach studierte an der Kunstakademie in München und glaubte fest daran, dass er seine Tuberkuloseerkrankung allein mit Hilfe der Natur besiegt habe. Daraufhin beginnt er, sich selbst als eine Art Prophet zu betrachten und verkündet überall seine Heilsmethoden. Dazu gehören der Verzicht auf Fleisch, Freikörperkultur und nicht zuletzt die freie Liebe. In Höllriegelskreuth bei München, in einem abgelegenen Steinbruch, sollen diese Visionen Realität werden.
Mit seinen Ideen wird er als 'Kohlrabi-Apostel' beschimpft. Doch Diefenbach lässt sich nicht von seinen Visionen abbringen. Ganz so einfach ist das Leben in der Kommune aber auch nicht. Von Emanzipation will Diefenbach, der sich gerne als 'Meister' ansprechen lässt, nichts wissen. Er liegt im Dauerclinch mit seinen Frauen. Das Geld ist immer knapp und viele seiner Anhänger haben sehr schnell wieder genug vom kargen Leben im Steinbruch.
Felix Kucher beschreibt in diesem Roman, für den er die Tagebücher Diefenbachs durchforstet und sehr genau in den zeitgenössischen Quellen recherchiert hat, das außergewöhnliche Leben eines Mannes, der seiner Zeit weit voraus zu sein scheint. Viele der Themen sind auch heute wieder aktuell. 'Vegetarianer' ist das perfekte Buch für historisch Interessierte und für alle, die etwas für ungewöhnliche Menschen und ihre Geschichten übrighaben."
"Grenzfall - Der Tod in ihren Augen" von Anna Schneider
Sabine Abel: "Oberkommissarin Alexa Jahn sitzt im Zug von München nach Weilheim und hängt ihren Gedanken nach. War es wirklich eine gute Idee, von Aschaffenburg in die oberbayrische Provinz zu wechseln? Schließlich spürte sie immer so etwas wie Beklemmung, wenn sie sich längere Zeit in engen Bergtälern aufhielt. Freude an Schnee und Wintersport sind ihr auch völlig fremd. Aber immerhin könnte es in Weilheim ruhig zugehen und sie könnte dann immer noch überlegen, wie lange sie bleiben will. So ruhig wie gedacht ist es aber nach Alexas Ankunft in Weilheim nicht. Eine weibliche Leiche wird an einer Steilwand am Brauneck gefunden. Was zunächst nach einem Kletterunfall aussieht, entpuppt sich schnell als grausamer Mord. Es hängt nämlich nur der Oberkörper der Frau an den Seilen, die Beine sind aus Stroh. Dann verletzt sich Alexas Chef bei den Ermittlungen, wird krankgeschrieben und ernennt kurzerhand die Neue zur Leiterin der Soko, sehr zum Ärgernis der älteren Kollegen. Zu allem Überfluss wird dann auch noch der Unterkörper der Leiche am Achensee in Österreich gefunden. Das bedeutet, Alexa muss nicht nur mit den Weilheimer Kollegen klarkommen, sondern noch dazu mit der österreichischen Kripo kooperieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn Alexa kann auf beiden Seiten nicht auf Kollegialität setzen. Auf der Seite der Österreicher hat sie es mit Chefinspektor Bernhard Krammer zu tun, ein alter Hase, seit Ewigkeiten im Polizeidienst und völlig desillusioniert. Der Fall fordert Alexas und Krammers ganzes Können. Wieso hat der Täter die Leiche derart verstümmelt und sie dann auch noch in beiden Ländern verteilt? Nur eine von vielen Fragen, die die Ermittlungen immer wieder ins Stocken geraten lassen.
Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer neuen Reihe um die junge Kommissarin und ihren österreichischen Kollegen. Mir sind beide auf ihre Art sehr sympathisch. Obwohl der Beginn der Geschichte ganz schön blutig ist, kommt der Rest der Handlung ohne weiteres Blutvergießen aus und lebt vor allem von der Spannung und der gut konstruierten Geschichte. Ein echtes Vergnügen für Spannungsfans."