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Umwelt Nachhaltige Outdoorkleidung

Nachhaltige Outdoorkleidung zu finden, ist nicht ganz leicht. Denn gerade bei Outdoormode bringt ein Mehr an Funktion oft auch ein Mehr an Chemie mit sich. "Wir in Bayern"-Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Alexandra Achenbach gibt Tipps, wie Sie Westen, Anoraks und Mäntel mit "grünem Gewissen" auswählen.

Stand: 22.11.2021

Ein junges, fröhliches Paar an einem sonnigen Herbsttag im Park | Bild: BR / MEV Jens Schmidt

Nicht erst seit Corona sind Wandern und Spazierengehen eine attraktive, gesunde Freizeitgestaltung für Jung und Alt. Gute Outdoor- und Winterkleidung ist dabei der perfekte Begleiter. Jacken, Anoraks und Mäntel halten uns trocken und warm, sind atmungsaktiv und machen jeden Spaß mit. Doch: Was anziehen, ohne der Natur allzu sehr zu schaden?

Auch im Outdoorbereich kann Mode mehr, wenn sie fair und umweltschonend produziert wurde und aus nachhaltigen Rohstoffen und Materialien besteht. Mit den folgenden Tipps treffen Sie bei Ihrem nächsten Einkauf eine grüne Wahl.

Wie viel Funktion ist wirklich nötig?

Outdoormode ist oft mit einer Reihe vielversprechender Hightech-Funktionen ausgestattet. Hinter vielen dieser Materialien steckt eine höhere Menge schädlicher Chemikalien – deshalb ist ökologisch betrachtet oft weniger mehr. Was für den Extrembergsteiger wichtig sein kann, ist für den Gelegenheitswanderer nicht unbedingt von Nöten. Stellen Sie sich deshalb die Frage: Was brauche ich wirklich? Muss es die Highend-Funktionsjacke sein? Oder reicht vielleicht auch eine vielseitig einsetzbare Wolljacke? Und brauchen Sie für winterliche Stadtspaziergänge tatsächlich die polartaugliche Expeditionsjacke?

Müll und Mikroplastik vermeiden

Achten Sie auf gute Verarbeitung und Reparaturfähigkeit, um Ihre neue Jacke, den Anorak oder den Wintermantel möglichst lange nutzen zu können. Neben der Langlebigkeit spielen auch die verwendeten Materialien eine große Rolle für die Nachhaltigkeit. Die verwendeten Fasern finden Sie am Produktanhänger oder im eingenähten Etikett. Hier gilt, je höher der Anteil an Naturfasern, desto besser.

  • Outdoorkleidung aus Naturfasern galt lange Zeit als undenkbar. Doch auf dem Markt hat sich viel getan. Naturfasern sind im Gegensatz zu Kunststoffen nicht nur bei der Herstellung schonender zur Umwelt, sie belasten diese auch nicht mit schädlichem Mikroplastik. Die winzigen Plastikpartikel lösen sich nämlich bei synthetischen Stoffen und Kunststofffüllungen bei jeder Wäsche heraus und gelangen übers Abwasser in Flüsse und Meere, ziehen Giftstoffe an und werden von Fischen und Muscheln gefressen. Geeignete Naturfasern sind zum Beispiel Wolle, Kapok oder Daunen.
  • Wenn Chemiefasern, dann am besten Recycling-Fasern. Sie werden zum Beispiel aus eingeschmolzenen PET-Flaschen hergestellt, aus Verpackungsmüll, gebrauchten Teppichen oder ausrangierten Fischernetzen. Die Recycling-Fasern verbrauchen bei der Herstellung im Optimalfall nur halb so viel Energie und verursachen einen halb so hohen CO2-Ausstoß als herkömmliche Fasern, die aus Rohöl synthetisiert werden.

Gut zu wissen:

Eine einzige synthetische Fleece-Jacke kann bis zu 1.900 Fasern pro Wäsche freisetzen. Jährlich werden viele Millionen Tonnen synthetische Textilfasern verbraucht. Gelangen sie erst mal in die Natur, bauen sie sich dort über Jahrhunderte nicht ab.

Textil-Siegel

Achten Sie beim Einkauf auf bekannte Siegel wie zum Beispiel Fair Wear oder Bluedesign und bevorzugen Sie Produkte mit dem Hinweis "PFC-frei", "PFC free" oder "Fluorocarbon Free DWR". Letztere helfen, gesundheits- und umweltschädliche Imprägnierungen mit per- und polyfluorierten Chemikalien, sogenannten PFC, zu vermeiden.

Bei Naturmaterialien wie Wolle oder Daune spielen zudem Standards wie "Mulesing-free", "Global Traceable Down Standard (Global TDS)" und "Responsible Down Standard (RDS)" eine Rolle. All diese Zertifizierungen und Bezeichnungen sind essenziell, um beim Kauf Tierleid durch quälende Bedingungen wie Lebendrupf, Stopfmast oder Verstümmelungen ausschließen zu können.

Einen Überblick über die wichtigsten Textil-Siegel finden Sie bei

Zeitlos statt Trend

Bei jedem Kleiderkauf sollte Vielseitigkeit vor schnelllebigem Trend stehen, denn mit zeitlosen Schnitten und Farben haben Sie lange Freude an Ihrem Lieblingsstück. Egal, ob beim Wintermantel oder beim Abendkleid. Wenn Ihnen die Farbe oder der Schnitt nicht mehr gefallen, können Sie Ihre Outdoorkleidung gebraucht verkaufen. Und warum nicht selbst gebrauchtes Equipment kaufen? Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.

Fazit

Je länger die Lebensdauer eines Kleidungsstückes, desto geringer sein ökologischer Fußabdruck. Das gilt für Outdoorkleidung noch stärker als für Alltagsmode. Synthetische Fasern sind extrem robust und geradezu prädestiniert für ein langes, anstrengendes Leben – und deshalb oft auch problematisch in der Entsorgung. Wählen Sie Ihre Outdoorkleidung deshalb ganz bewusst aus und pflegen Sie sie gut.

Viel Spaß mit diesen nachhaltigen Anregungen wünschen Alex Achenbach und "Wir in Bayern"!


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