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Service Gesundheit Hilfe bei akutem Tinnitus

Ohrengeräusche kennt fast jeder. Meist verschwinden diese genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind. Nicht aber, wenn ein Tinnitus vorliegt. Tipps zur Vorbeugung und Behandlung von HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow.

Stand: 02.01.2014

HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow | Bild: BR/ Wir in Bayern

Die Bezeichnung Tinnitus leitet sich vom lateinischen Wort 'tinnire' (klingeln) ab. Die Betroffenen hören Geräusche ohne äußere Schallquelle, z. B. Pfeifen, Rattern, Brummen, Zischen, Hämmern, Klingeln oder Sausen. Die Töne können in einem oder in beiden Ohren auftreten und entweder ständig vorhanden oder in regelmäßigen Abständen zu hören sein.  Bei manchen Patienten sind die Geräusche sehr laut, bei anderen hingegen nur leise wahrnehmbar. Manchmal schwillt die Lautstärke durch bestimmte Auslöser, beispielsweise Stress, Alkoholkonsum oder körperliche Anstrengung an.

Von einem akuten Tinnitus spricht man, wenn die Ohrengeräusche weniger als drei Monate anhalten. Treten die Beschwerden länger als drei Monate auf, sprechen Mediziner von einem subakuten Tinnitus. Leidet der Patient länger als ein Jahr daran, liegt ein chronischer Tinnitus vor.

Zudem wird die Schwere des Tinnitus in verschiedene Grade eingeteilt. Unter Tinnitus vom Grad I und II versteht man einen kompensierten Tinnitus. Das bedeutet, dass dieser den Patienten im Alltag kaum oder sehr selten stört. Ein Tinnitus vom Grad III oder IV hingegen erzeugt einen erheblichen Leidensdruck und zieht oft Begleiterkrankungen (u. a. Schlafstörungen, Spannungskopfschmerzen und Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken) nach sich.

Ein Tinnitus kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen:

  • Fremdkörper oder Ohrenschmalz im Ohr
  • Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung
  • Durchblutungsstörung im Innenohr
  • Lärmschäden (z. B. beruflich bedingt oder durch zu laute Musik)
  • Knall- und Explosionstraumata (z. B. durch Silvesterknaller)
  • Hörsturz oder Altersschwerhörigkeit
  • Psychische Ursachen, wie tragische Ereignisse (z. B. Tod eines geliebten Menschen), Depressionen oder Angststörungen
  • Stress
  • Krankheiten, u. a. Stoffwechselstörungen ( z. B. Diabetes), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. zu niedriger oder zu hoher Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen), Multiple Sklerose und Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
  • Schäden an der Halswirbelsäule (z. B. Schleudertrauma oder Abnutzungserscheinungen) oder in den Kiefergelenken (z. B. verursacht durch nächtliches Zähneknirschen)
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B. von Schmerz- oder Rheumamitteln, Asthma- oder Malariamedikamenten und Antibiotika
  • Trommelfellverletzungen
  • Fliegen oder Tauchen, da sich dadurch die Druckverhältnisse im Ohr ändern
  • Tumor am Hörnerv

Häufig lässt sich aber keine eindeutige alleinige Ursache feststellen, so dass die Behandlung an mehreren Punkten gleichzeitig ansetzen muss.

Wenn Ohrengeräusche länger als einen Tag anhalten, sollten Sie unbedingt einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, damit dieser die Ursache feststellen und eine Akuttherapie einleiten kann. Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Wird der Tinnitus chronisch, kann er zwar auch behandelt werden, das ist jedoch schwieriger.

Die Therapie richtet sich nach der  Ursache des Tinnitus.

Ist eine Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung verantwortlich, wird diese mit Antibiotika behandelt.

Liegt eine Altersschwerhörigkeit zugrunde, helfen Hörgeräte.

Wenn ein Hörsturz den Tinnitus ausgelöst hat oder keine konkrete Ursache festgestellt werden kann, wird ein akuter Tinnitus in der Regel mit Kortison-Infusionen behandelt. Dadurch soll die Durchblutung im Innenohr gefördert werden.

Da Stress bei der Entstehung von Ohrengeräuschen eine große Rolle spielt, sollte der Patient zusätzlich Entspannungsmethoden lernen. Geeignet sind beispielsweise Yoga, Qigong, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.

Zudem berät der behandelnde Arzt den Patienten, wie er mit dem Tinnitus im Alltag umgehen kann, denn man kann lernen, die Geräusche in den Hintergrund zu rücken, damit sie sich nicht dauerhaft festsetzen.

Leidet der Patient unter einer Depression oder Angststörung oder war ein Lebensereignis der Auslöser, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen.

  • Meiden Sie Lärm und laute Musik
  • Entspannen Sie sich regelmäßig
  • Verwenden Sie keine Wattestäbchen zum Ohrenputzen, denn damit können Sie Ohrenschmalz zu einem Propf zusammenschieben, der wiederum einen Tinnitus auslösen kann
  • Halten Sie sich bei Krankheiten an die Therapieempfehlungen Ihres Arztes, d. h. nehmen Sie z. B. regelmäßig Ihre Blutdrucktabletten

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