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Gesundheit Der Riechsinn funktioniert nicht mehr - was tun?

Wie wichtig einem etwas ist, merkt man manchmal erst, wenn man es verloren hat. So verhält es sich auch beim Riechsinn. Der Blumenduft, der Parfumduft, der Essensduft - das Riechen ist für uns meist selbstverständlich. Doch was, wenn unser Geruchssinn eingeschränkt oder gar dauerhaft gestört ist? HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow klärt auf.

Stand: 14.04.2025

Eine Frau riecht an Blumen. | Bild: BR/Vera Johannsen

Alle duftenden Dinge setzen Moleküle frei, die beim Einatmen mit der Luft durch die Nase oder beim Essen über den Mund- und Rachenraum in das Riechepithel im oberen Teil des Nasenraumes gelangen. Im Riechepithel befinden sich etwa 30 Millionen Riechzellen, von wo aus dann die Duftsignale über den Riechnerv zur Weiterverarbeitung an das Gehirn weitergeleitet werden. Wir Menschen können etwa 300 Riechstoffe unterscheiden (ein Hund gute 1000).

Warum wir nichts schmecken, wenn wir den Riechsinn verloren haben

Die Geschmacksknospen auf der Zunge können nur zwischen salzig, sauer, süß, bitter und umami (ähnlich Maggikraut) unterscheiden. Für die Wahrnehmung der individuellen Nuancen eines Gerichtes sind die Riechzellen in unserer Nase verantwortlich. Beim Essen oder Trinken gelangen die Geruchsmoleküle über den Nasenrachen – quasi hintenrum – in das Riechepithel der Nase. Für den typischen Geschmack müssen der Geruch- und der Geschmacksinn zusammenwirken.

Mögliche Ursachen für Riechstörungen

  • Virusinfekte der oberen Atemwege, vor allem die Grippe oder Covid 19
  • Nasenpolypen oder eine sehr schiefe Nasenscheidewand
  • Krankheiten wie beispielsweise chronische Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung (Sinusitis), Parkinson-Syndrom, Diabetes, Multiple Sklerose, Schilddrüsenunterfunktion, Bluthochdruck, Demenz-Erkrankung, Leber-, Nieren- und Zahnerkrankungen
  • Schädel-Hirn-Traumata, da hierbei Nerven beschädigt werden können, die für die Geruchswahrnehmung wichtig sind
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, beispielsweise bestimmter Antibiotika, Schmerzmittel, Blutdrucksenker oder Chemotherapeutika
  • Kontakt mit Schadstoffen, beispielsweise Formaldehyd, Herbizide, Pestizide oder auch Kokain
  • Alter: Ab einem Alter von etwa 65 Jahren erneuern sich die Riechzellen nicht mehr so schnell, was eine Einschränkung des Geruchssinns zur Folge haben kann. So leiden etwa die Hälfte der über 80-Jährigen an Anosmie, einem vollständigen Verlust des Riechsinns. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
  • angeborene Riechstörungen (in seltenen Fällen)

Therapie

Die Behandlungsmöglichkeit einer Riechstörung hängt von deren Ursache ab:

  • Sind Medikamente dafür verantwortlich, ist in der Regel hilfreich, diese durch andere zu ersetzen.
  • Liegt eine Krankheit zugrunde, muss diese behandelt werden, also beispielsweise Diabetes richtig einstellen oder Medikamente gegen Bluthochdruck einnehmen.
  • Ist eine Nebenhöhlenentzündung die Ursache, kann diese medikamentös behandelt werden.
  • Stecken Polypen oder eine krumme Nasenscheidewand dahinter, kann eine Operation Abhilfe verschaffen, in der die Polypen entfernt werden oder die Nasenscheidewand begradigt wird.
  • In Einzelfällen helfen Medikamente wie Cortison oder bestimmte Vitamine. Auch die Akupunktur scheint positive Wirkung zu haben.

Außerdem ist das Training des Riechsinns sowohl als Therapie als auch als Vorbeugung bei Riechstörungen sinnvoll. Dieses "Riechtraining" hilft auch bei altersbedingten und teilweise nach verletzungsbedingten Riechstörungen.

Riechtraining

Schnuppern Sie mehrmals am Tag an den unten genannten Düften und versuchen Sie, den Riecheindruck zu erkennen. Bei Fortschritten können Sie auch seitengetrennte Riechproben durchführen und die Duftpalette erweitern:

  • Eukalyptusöl
  • Nelkenöl
  • Rosenöl
  • Zitronenöl



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