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HNO-Medizin Druck auf den Ohren: Das hilft bei Belüftungsstörungen

Wer als Kind häufig eine Mittelohrentzündung hatte, war schon früh von einer Belüftungsstörung der Ohren betroffen. Diese tritt aber auch im Erwachsenenalter auf und sorgt für unangenehme Beschwerden: ein starkes Druckgefühl oder Schmerzen im Ohr, knackende Geräusche beim Schlucken und vermindertes Hören. Insbesondere dann, wenn ein Druckausgleich zwischen Umwelt und Mittelohr notwendig ist, wie beim Fliegen, Tauchen oder Gondelfahrten. HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow weiß, wie Sie eine Belüftungsstörung der Ohren erkennen und was Sie dagegen tun können.

Stand: 19.09.2022

Ohr wird untersucht | Bild: BR / dpa-Bildfunk / Frank Leonhardt

Das Mittelohr wird durch die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) belüftet, welche Mittelohr und Nasenracheraum verbindet. Bei einer Belüftungsstörung handelt es sich um einen eingeschränkten oder fehlenden Druckausgleich des Mittelohres mit dem Nasenrachenraum beziehungsweise der Umwelt.

Wie entsteht eine Belüftungsstörung?

Das Mittelohr ist ein luftgefüllter Hohlraum, der zum Gehörgang durch das druckbewegliche Trommelfell abgedichtet ist und mit der Ohrtrompete wie mit einem Ein- und  Auslassventil aus dem Rachenraum mit Luft gefüllt wird.

Meist ist die Ursache einer Belüftungsstörung des Mittelohrs eine mechanische Verlegung (und dadurch Verengung) der Ohrtrompete. Zum Beispiel durch Schleimhautschwellungen aufgrund von Entzündungen und Allergien oder durch eine vergrößerte Rachenmandel. Auch eine beeinträchtige Nasenatmung, beispielsweise bei einer Nasenscheidewandverkrümmung, kann den Luftaustausch zwischen Nase und Ohr beeinträchtigen.

Gut zu wissen:

Die wichtigste Funktion der Ohrtrompete ist die Sicherstellung des Druckausgleichs im Mittelohr, da dieser essenziell für ein optimales Hörvermögen ist. Im Normalfall öffnet sich die Ohrtrompete beim Kauen, Schlucken oder Gähnen über 40 Mal pro Stunde.

Die Symptome

Eine Belüftungsstörung äußert sich meist durch ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr, oft verbunden mit Schmerzen und einem verminderten Hörempfinden. Durch die schlechte Mittelohrbelüftung kann es leicht zu einer Mittelohrentzündung kommen, die in seltenen Fällen auf das Innenohr übergreifen oder ein geplatztes Trommelfell verursachen kann. Ein Hinweis darauf können Ohrengeräusche wie Pfeifen und Rauschen oder Schwindel sein.
Besonders häufig merken Patienten die Belüftungsprobleme bei starken Druckunterschieden, beispielsweise im Flugzeug oder beim Seilbahnfahren im Gebirge. 

So wird eine Belüftungsstörung diagnostiziert

Eine Ohruntersuchung mit dem Ohrmikroskop, kombiniert mit einem Hörtest und einer Druckuntersuchung des Mittelohres, ermöglicht meist eine sichere Diagnose. Außerdem können eine Nasen- und Nebenhöhlenuntersuchung sowie auch die Krankheitsgeschichte wichtige Hinweise geben.

Die Behandlung

Findet der HNO-Arzt eine externe Ursache für die Belüftungsstörung, kann er diese entsprechend beheben. Bleibt die Ursachensuche allerdings erfolglos, kann eine Fehlfunktion der Ohrtrompete vorliegen. Dies ist bei Erwachsenen häufig der Fall. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass die Ohrtrompete mit Schleimhaut ausgekleidet ist und durch einen Muskel geöffnet wird. Ziel der Therapie ist deshalb das Abschwellen der Schleimhaut und die Stärkung der Muskeln der Ohrtrompete.

  • Um die Schleimhaut abzuschwellen, können die Patienten abschwellende Nasensprays und entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin oder Ibuprofen einsetzen (Kontraindikationen beachten!). Zusätzlich kann ein örtlich wirkendes Kortisonspray helfen.
  • Die Tuben-Muskeln können durch einen sehr oft wiederholt durchgeführten Druckausgleich gestärkt werden. Dieses Muskeltraining führt zu einer besseren Öffnung der Ohrtrompete. Als Hilfsmittel kann ein Nasenballon verwendet werden: Dabei bläst der Patient durch ein Nasenloch in ein kleines Röhrchen, an dem ein Luftballon befestigt ist, während das andere Nasenloch zugehalten wird.
  • Bei Ohrproblemen während eines Flugs helfen auch druckmindernde Ohrstöpsel.

Für Patienten, die auf die konservative Therapie nicht ansprechen, kommt ein weiteres Verfahren in Frage: die Anwendung eines Ballonkatheters zur Aufdehnung der Ohrtrompete, die sogenannte Ballontuboplastie. Hier führt der Arzt dem narkotisierten Patienten ein Instrument durch die Nase und bringt einen kleinen Ballonkatheter ein, der die Engstellen in der Tube aufdehnt. Danach wird der Katheter wieder entfernt.

Wichtig:

Um herauszufinden, für welchen Patienten welche Behandlung geeignet ist, ist eine gründliche Untersuchung durch einen HNO-Arzt notwendig.

Gute Gesundheit wünschen Dr. Thomas Meier-Lenschow und "Wir in Bayern"!


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