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HNO Mandelentzündung richtig behandeln

Wer schon einmal eine Mandelentzündung hatte, weiß, wie schmerzhaft sie sein kann. Meist wird sie durch ein Antibiotikum schnell und effizient behandelt. Wird die Krankheit jedoch verschleppt, kann sie in ein chronisches Stadium übergehen. HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow gibt Tipps zur richtigen Behandlung von Mandelentzündungen.

Stand: 22.01.2018

Mandelentzündung richtig behandeln | Bild: picture-alliance/dpa

Wir Menschen haben mehrere Mandeln

  • zwei im Gaumenbereich, die sogenannten "Gaumenmandeln"
  • eine im Nasenrachen, die sogenannten "Rachenmandeln" bzw. "Polypen"
  • eine am Abhang der Zunge, die sogenannten "Zungengrundmandel"
  • viele kleine Mandeln, zusammengefasst als Seitenstrang-Lymphgewebe im Rachen

Die Mandeln stellen den äußeren Abwehrring des Immunsystems dar: Sind sie am Eingang des Körpers gelegen, bleiben hier Bakterien, Viren und Pilze haften. In den Mandeln befinden sich Fress-, Erkennungs- und Abwehrzellen, die das Immunsystem auf den Kontakt mit körperfremdem und -schädlichem Material vorbereiten.

Die Hauptaktivität der Mandeln findet in den ersten Lebensjahren statt. Mit zunehmendem Alter und zunehmender "Erfahrung" des Immunsystems verringert sich ihre Bedeutung.

verursacht durch virale Infekte

Ursachen und Symptome
Ein Teil der Mandelentzündungen sind Erkältungskrankheiten, die durch virale Infekte verursacht werden. Halsweh, Schnupfen und Heiserkeit mit Husten zeigen den Weg der Viren durch die Schleimhaut des Rachens an.

Behandlung
Mit Hausmitteln wie heißem Holundersaft, Hals-Tees, Wickel und leichterem Schmerzmittel behandelt, vergehen die Beschwerden in wenigen Tagen.

verursacht durch Bakterien (eitrige Angina)

Ursachen und Symptome
Unangenehmer sind die Entzündungen durch Bakterien: Vornehmlich die Streptokokken (der Streptokokken-Gruppe A) machen eitrige, fieberhafte und sehr schmerzhafte Mandelentzündungen mit starkem Krankheitsgefühl.

Behandlung
Dank moderner Behandlungsmethoden sind bakterielle Mandelentzündungen, die eitrige Angina oder der früher gefürchtete Scharlach gut zu therapieren. Bei eitrigen, bakteriellen Mandelentzündungen ist die Therapie mit einem Antibiotikum hilfreich. Der Patient wird schneller gesund und Komplikationen durch Streuung der Bakterien im Körper (Nieren- und Herzerkrankungen oder Abszesse des Halses) können vermieden werden. Damit hat sich die Notwendigkeit zur operativen Therapie in den letzten 20 Jahren verringert.

Eine Mandelentzündung ist ansteckend und wird über die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen, z. B. durch Niesen oder Küssen. Meist bricht bis zu vier Tage nach der Ansteckung die Mandelentzündung aus. Stress und ein schwaches Immunsystem begünstigen eine Ansteckung, da man dann dem Erreger nur wenig entgegensetzen kann.

Die Gruppe A umfasst ca. 70 unterschiedliche Typen der Streptokokken, ca. 25-30 dieser Untertypen gehen in Bayern um. Das Immunsystem merkt sich nach der Infektion nur den einen, aktuell krankmachenden Untertyp und entwickelt nur gegen diesen eine Immunität. Daher sind öfter Mandelentzündungen gleicher Art und gleichen Ausmaßes möglich. Zudem gibt es eine genetisch verankerte Veranlagung, auf Infektionen mit diesen Bakterien besonders schnell und heftig zu reagieren. Somit erkranken bestimmte Menschen öfter, manche seltener.

Weiße, teigartige Einlagerungen in den Gaumenmandeln, die sich beim Schlucken oder auf Druck lösen (und dabei unangenehm riechen können), werden als Mandelsteine bezeichnet. Der medizinische Ausdruck ist "Detritus". Diese Absonderungen aus den Mandeln sind kein Zeichen einer Infektion und brauchen auch kein Antibiotikum, sondern stellen einen Reinigungsvorgang in den Höhlungen des Tonsillengewebes dar.

Hierbei empfiehlt sich der Einsatz von Salbeitee oder Spülungen mit Tormentill- und Myrrhentinktur, gegebenenfalls in Kombination mit einem Schmerzmittel.

Mandeloperationen

Wann eine Mandeloperation notwendig ist

  • Bei 3-4 heftigen (Gaumen-) Mandelentzündungen pro Jahr, aufgetreten über einen Zeitraum von drei Jahren, sprechen die Mediziner von einer chronischen Mandelentzündung. In diesem Fall oder wenn in 12 Monaten sieben ärztlich diagnostizierte und antibiotisch behandelte Mandelentzündungen auftraten, wird zur Mandeloperation geraten. Grund dafür sind die Veränderungen in den Mandeln durch diese Entzündungen. Die Mandeln vernarben und es entstehen Narbenfelder mit schlechter Durchblutung und Immunabwehr. In diesen nisten sich Krankheitskeime ein und streuen immer wieder in den Körper aus.
  • Mandelentzündungen mit aufgetretenen Komplikationen wie Mandel- und Halsabszesse oder Mitbeteiligung von Gelenken und Organen wie Herz und Niere, ebenso Tumore, stellen eine Indikation zur Mandeloperation dar.
  • Ein weiterer Grund zur Operation ist die krankmachende Vergrößerung der Gaumenmandeln und der Rachenmandel ("Polypen"), vor allem bei Kindern.

Neue Operationsmethoden wie die Laser- oder Radiofrequenz-Chirurgie der Gaumenmandeln können den postoperativen Schmerz sowie die Verweildauer im Krankenhaus reduzieren, sind aber nur bei Operationen aufgrund der Vergrößerung der Gaumenmandeln geprüft. Sogenannte Ultraschall-Skalpelle oder neue lokal anwendbare Blutstiller sollen die Gefahr der Nachblutung nach einer Operation senken. Sie müssen allerdings noch ihre Wirksamkeit beweisen.


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