Gesundheit So stellen Sie Kräutertinkturen her
Nachhaltiger als der Kauf kommerzieller Produkte ist es, sie selbst herzustellen. Dann weiß man außerdem ganz genau, was drin ist. Das gilt auch für Tinkturen. Kräuterexpertin Monika Engelmann verrät ihre drei Lieblingstinkturen aus Blutwurz, aus Lavendel-Zitronenmelisse und aus Wacholder, die sie sich zum Beispiel gegen Durchfall, Schlafstörungen oder Entzündungen im Mund- und Rachenraum macht.

In der Volksheilkunde wird eine Tinktur als ein alkoholischer Auszug bezeichnet, der aus pflanzlichen oder tierischen Ausgangsstoffen besteht. Dabei werden die löslichen Bestandteile der Pflanzen (vor allem ätherische Öle, Alkaloide, Bitterstoffe, Gerbstoffe oder Flavonoide) meist mittels Alkohol gelöst, um sie haltbar und leichter dosierbar zu machen.
Tinkturen werden meist innerlich eingenommen, können aber auch äußerlich angewendet werden.
Achtung:
Nicht geeignet für Kindern, Schwangere, Stillende, Alkoholiker, Leberkranke und Menschen mit bekannten Allergien gegen die Inhaltsstoffe. Gegebenenfalls auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bedenken.
Grundzutaten für eine Tinktur:
- pflanzliches Ausgangsmaterial: getrocknet oder frisch
- alkoholisches Lösungsmittel: meist Ethanol in Trinkqualität oder Weingeist mit 96% vol. oder entsprechend verdünnt
- sauberes Glasgefäß: zur Aufbewahrung der Tinktur sollte ein Lichtschutzglas verwendet werden
- Filtermaterial: beispielsweise Kaffeefilter oder Leinentuch
Einfachste Herstellungsmethode einer Tinktur: Kaltauszug (Mazeration)
Die Mazeration ist das gebräuchlichste und für den Laien am einfachsten umzusetzende Verfahren. Hier werden Pflanzenteile (Blätter, Blüten, Wurzeln oder Rinde) in Alkohol eingelegt und die Wirkstoffe der Pflanze über einen längeren Zeitraum aus dem Material gelöst.
Vorgehensweise:
- Grundsätzlich 1 Teil zerkleinertes Pflanzenmaterial mit 5-10 Teilen hochprozentigem Alkohol (meist 40-70-prozentiger Ethanol) übergießen.
- Anschließend die Mischung in ein luftdicht verschließbares Glasgefäß geben.
- Die Ziehzeit beträgt drei bis sechs Wochen bei Zimmertemperatur, wobei die Mischung täglich aufgeschüttelt werden sollte.
- Danach den Ansatz durch ein feines Sieb filtern.
- Die aufgefangene Flüssigkeit möglichst in einer Lichtschutzflasche aufbewahren.
- Zur besseren Dossierung empfiehlt sich die Verwendung einer Flasche mit Tropfer oder Pipette.
Alkohol als Lösungsmittel
Alkohol - insbesondere Ethanol - ist aus mehreren Gründen das bevorzugte Extraktionsmittel für die Herstellung von Tinkturen:
- Hohe Extraktionskraft: Alkohol besitzt sowohl fettlösende als auch hydrophile wasserlösende Eigenschaften. Das heißt, er kann eine große Bandbreite pflanzlicher Inhaltsstoffe lösen, darunter: ätherische Öle, Alkaloide, Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harze, hauptsächlich fettlösliche Vitamine (A, D, E, K).
- Konservierende Wirkung: Alkohol wirkt stark antimikrobiell und fungizid, was die Haltbarkeit der Tinkturen erheblich verlängert.
- Verträglichkeit: Ethanol in Trinkqualität ist für den erwachsenen, menschlichen Organismus relativ gut verträglich, sofern korrekt dosiert. Zudem ist er leicht verdampfbar - vorteilhaft für äußerliche Anwendungen.
Wahl des Alkoholgehalts
Die Alkoholkonzentration hat großen Einfluss auf die bestmögliche Extraktion bestimmter Wirkstoffe und deren Haltbarkeit:
18-30% Schleimstoffe, empfindliche Blüten (Beispiel: Beinwell)
38-50% Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide (Beispiel: Schafgarbe, Blutwurz)
50-70% ätherische Öle, Alkaloide (Beispiel: Thymian, Lavendel)
90-96% Harze (Beispiel: Weihrauch, Propolis)
Tipp:
Auch bei der Verwendung eines Doppelkorns mit 38 % vol. können Sie - außer bei Harzen - ein gutes Ergebnis erzielen.
Hochprozentigen Alkohol wie 96-prozentiges Ethanol oder Weingeist sind in Apotheken oder im Internetfachhandel erhältlich.
Haltbarkeit und Lagerung
Bei guter Lagerung kann eine Tinktur mehrere Jahre haltbar sein, sollte aber besser binnen eines Jahres aufgebraucht werden.
Lagern Sie die Tinktur dunkel, kühl und luftdicht verschlossen.
Beschriften Sie die Flaschen unbedingt mit dem Namen der extrahierten Pflanze(n), dem Alkoholgehalt und dem Herstellungsdatum.
Monikas Lieblingsrezepte für Kräutertinkturen
Blutwurz-Tinktur gegen Durchfall sowie Entzündungen im Mund- und Rachenraum
Wirkung
- stark zusammenziehend
- blutstillend
- hemmt das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen
- entzündungshemmend
Zutaten
- 20 g feingeschnittene oder gepulverte Blutwurz-Wurzel
- 100 ml Ethanol 60 vol. % (= hochprozentiger Trinkalkohol), alternativ Doppelkorn 38 vol. %
Zubereitung
Ein ausreichend großes Schraubglas mit Blutwurz-Wurzeln füllen. Mit Alkohol aufgießen und mindesten drei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Dabei täglich einmal aufschütteln. Anschließend durch ein engmaschiges Sieb abgießen.
Anwendung
- bei Durchfall: 10 bis 20 Tropfen in ein Glas Wasser geben und trinken. (Wichtig: Bessert sich der Durchfall nicht binnen ein bis drei Tage, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.)
- bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum: 20 Tropfen in einem Glas Wasser verrühren und den Mund damit spülen oder gurgeln. Anschließend ausspucken.
- bei Zahnfleischentzündung: Wattestäbchen mit der Tinktur tränken und die betroffene Stelle damit betupfen.
Lavendel-Zitronenmelisse-Tinktur bei Unruhe, Ein- und Durchschlafbeschwerden
Wirkung
- beruhigend
- entspannend
- angstlösend
- fördert die innere Ruhe
- stimmungsaufhellend
- unterstützt das Ein- und Durchschlafen
Zutaten
- 2 g getrocknete Lavendelblüten
- 2 g getrocknete Zitronenmelisse
- 100 ml Ethanol 60 vol. % (= hochprozentiger Trinkalkohol), alternativ Doppelkorn 38 vol. %
Zubereitung
Ein ausreichend großes Schraubglas mit Lavendel und Melisse füllen. Dann mit Alkohol aufgießen und mindesten drei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Dabei täglich einmal aufschütteln. Anschließend durch ein engmaschiges Sieb abgießen.
Anwendung
Etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen 10-15 Tropfen mit einem Glas Wasser verdünnt trinken.
Wacholder-Tinktur zur Linderung von Muskelverspannungen und Rheuma
Wirkung
- entzündungshemmend
- durchblutungsfördernd
- wärmend
- entkrampfend
- schmerzlindernd
Zutaten
- 25 g Wacholderbeeren
- 10 g Rosmarin
- 250 ml Ethanol 60 vol. % (= hochprozentiger Trinkalkohol), alternativ Doppelkorn 38 vol. %
Zubereitung
Ein ausreichend großes Schraubglas mit Wacholderbeeren und Rosmarin füllen. Dann mit Alkohol aufgießen und mindesten drei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Dabei täglich einmal aufschütteln. Anschließend durch ein engmaschiges Sieb abgießen.
Anwendung
1 EL Tinktur mit 1 EL Wasser verdünnen und die schmerzende Stelle damit einreiben.
Tipp:
Alkohol trocknet die Haut aus und kann so vor allem empfindliche Haut reizen. Daher ist es sinnvoll, nach der Einreibung die Haut mit einer guten Hautcreme zu einzureiben.
Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Monika Engelmann und "Wir in Bayern"!