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Ernährung Kirschen - Superfood aus der Natur

Kirschen schmecken nach Sommer und versüßen uns die warmen Tage. Doch die roten Früchte können noch viel mehr! Sie haben wenige Kalorien und sind wahre Vitaminbomben. Darüber hinaus enthalten sie zahlreiche Mineralstoffe und Antioxidantien. Warum das so ist und was Sie über Kirschen wissen sollten, verrät Ernährungsexpertin Jutta Löbert.

Stand: 28.06.2022 15:32 Uhr

Einzelne Kirschen  | Bild: BR / MEV Creativstudio

Die Kirsche stammt von der Wilden Vogelkirsche (nicht Vogelbeere!) ab. Erste Kirschbäume wurden bereits 800 Jahre vor Christus zunächst in Kleinasien, später in Griechenland, kultiviert und die Süßkirsche entwickelte sich. Das wichtigste Anbauland ist heute die Türkei, von dort stammen etwa 20 Prozent der Weltproduktion. Es gibt über 400 Kirscharten mit über 1000 Sorten. Dabei wird in Süßkirschen und Sauerkirschen unterschieden. Sie gehören botanisch zwar unterschiedlichen Arten an, sind aber eng miteinander verwandt. Beide zählen zum Steinobst und zu den Rosengewächsen.

Wie gesund sind Kirschen?

Kirschen bestehen zu 80 Prozent aus Wasser und sind kalorienarm (Süßkirschen: 63 kcal/100 g, Sauerkirschen: 53 kcal/100 g). Die enthaltenen Fruchtsäuren regen den Magen-Darm-Trakt und insbesondere die Bauchspeicheldrüse an. Neben Ballaststoffen und Kohlenhydraten enthalten Kirschen außerdem viele wertvolle Inhaltsstoffe:

  • Vitamin C, B-Vitamine, Folat und Beta-Carotin.
  • Der hohe Anteil an Anxioxidantien schützt gegen freie Radikale und bremst Entzündungsprozesse.
  • Der hohe Folatanteil ist wichtig für die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen, er schützt die Blutgefäße, auch ist er während der Schwangerschaft für die Entwicklung des Embryos wichtig.
  • Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor und Eisen wirken entwässernd aufgrund des hohen Kaliumgehaltes
  • Insbesondere Sauerkirschen enthaltenen Anthocyane (natürliche Farbstoffe). Diese wirken entzündungshemmend und sind laut Studien hilfreich bei Rheuma und Arthritis, da sie erhöhte Harnsäurewerte bekämpfen. Sie schützen vor Zellschädigungen durch freie Radikale und vor vorzeitigen Alterungsprozessen. Sie verlangsamen die Aufnahme von Kohlenhydraten im Blut und unterstützen die Bildung blutzuckersenkender Hormone, was wiederum das Risiko für Diabetes Typ 2 verringert. Je dunkler die Kirschen, desto höher ist der Anthocyangehalt und somit die antioxidative Kraft. Dazu die Kirschen möglichst roh verzehren.

Sind Kirschen aus dem Glas ebenfalls gesund?

Die Früchte wurden nach der Ernte entkernt und direkt im Glas unter hohem Druck haltbar gemacht. Durch dieses Verfahren bleibt ein Teil der Nährwerte in den Kirschen erhalten. Allerdings wird den Kirschen für die bessere Haltbarkeit auch viel Zucker zugesetzt. Die meisten wertvollen Inhaltsstoffe enthalten rohe Kirschen.

Was ist beim Einkauf zu beachten?

Da Kirschen nach der Ernte nicht mehr nachreifen, sollten sie reif sein, außerdem prall, unbeschädigt und glänzend. Der glatte, grüne Stiel sollte fest an der Frucht sitzen. Wird der Stengel entfernt, bluten sie aus und faulen schnell.

So lagern Sie Kirschen richtig

  • Aufbewahrung im Kühlschrank: mit Stiel, denn dadurch bleiben sie länger frisch. Am besten legen Sie die Kirschen in einen mit Küchenpapier ausgelegten Behälter und legen den Deckel nur leicht auf, damit das Kondenswasser entweichen kann. Verzehr möglichst innerhalb von zwei bis drei Tagen.
  • Aufbewahrung im Gefrierfach: mit Kern, damit das Fruchtfleisch stabil bleibt und kein Fruchtsaft austritt. So halten die Kirschen etwa ein Jahr. Für den Verzehr auf einem Tuch nebeneinander ausbreiten und langsam an der Luft auftauen lassen.

Welche Kirsch-Sorten gibt es?

Süßkirschen

  • Herzkirschen: nach ihrer Form benannt, besonders weiches, saftiges Fruchtfleisch; werden im Sommer als erstes reif
  • Knupper- oder Knorpelkirschen: festfleischiger, eignen sich besonders für Kuchen

Die Saison für beide Sorten ist von Juni bis September. Das Fruchtfleisch ist dunkelrot und schmeckt fruchtig süß, weshalb diese Kirschen gern pur gegessen werden. Sie eigenen sich aber auch gut für Marmelade und Gebäck.

Sauerkirschen

  • Weichseln: dunkelrot, weiches und saftiges Fruchtfleisch
  • Amarellen: gelb oder gelbrot, etwas fester

Ein anderer Begriff für Sauerkirschen ist in Deutschland Schattenmorellen. Sie enthalten weniger Zucker und mehr Fruchtsäure als Süßkirschen, dadurch sind sie im Geschmack säuerlich bis sehr sauer. Die Saison ist im Juli und August. Sauerkirschen wachsen auch in Gebieten mit kühlerem Klima und eigenen sich am besten zum Kochen, Backen und Einmachen.

Gut zu wissen:

Eine Besonderheit sind sogenannte Bastardkirschen, eine Kreuzung aus Süß- und Sauerkirschen.

Bekannte Kirschsorten und Spezialitäten:

Maraska-Kirschen:
Sie sind klein, herb im Geschmack und zählen zu den bekanntesten Kirschsorten. Sie werden vorwiegend in Kroatien, Slowenien und Oberitalien angebaut. Aus ihnen wird der italienische Kirschlikör Maraschino hergestellt. Maraschino-Kirschen sind grellrote Kirschen, die gerne als Dekoration von Desserts und Cocktails verwendet werden. Durch das Einlegen in Sirup verlieren die entsteinten Kirschen ihren Kirschgeschmack und ihre Farbe, durch Farb- und Konservierungsstoffe werden sie grellrot.

Amarena-Kirschen:
Sie sind eine bekannte und beliebte Spezialität aus Italien, aber keine spezielle Kirschsorte. Hergestellt werden sie, indem dunkle Süßkirschen in einen Sirup aus Mandellikör (beispielsweise Amaretto), Zucker, Bittermandelöl und Vanille eingelegt werden. Die Kirschen mit dem intensiven Geschmack verfeinern Eis, Desserts und Kuchen.

Acerola-Kirschen:
Entgegen dem Namen ist die Acerolafrucht aus Südamerika eine tropische Steinfrucht und nicht mit der Kirsche verwandt. Sie gehört zur Familie der Malpighiengewächse.

Was tun, wenn Würmer in den Kirschen sind?

Würmer sind unappetitlich, aber unproblematisch für die Gesundheit. So werden Sie sie los:

  • Wasser-Methode: Geben Sie die Früchte in eine tiefe Schüssel, übergießen sie mit kaltem Wasser und lassen sie etwa 30 Minuten stehen. Die Früchte quellen auf und die Würmer kriechen heraus. Durch ein Sieb abgießen und bei Bedarf wiederholen. Nachteil: Viele gesunde Inhaltsstoffe der Kirschen sind wasserlöslich und gehen verloren.
  • Per Hand: Die Kirschen aufschneiden und die Würmer mit einem Messer auskratzen. Nachteil: deutlich arbeitsintensiver.

Tipp für die Zubereitung von Kirschen:

Die Kirschen mit warmem Wasser gründlich waschen, um mögliche Reste von Pflanzenschutzmitteln zu entfernen. Vor dem Entsteinen ein paar Minuten ins Gefrierfach legen: der Stein löst sich dann leichter und das Fruchtfleisch bleibt fester.

Wie viele Kirschen darf man essen, wenn man dazu Wasser trinkt?

Auf der Schale von Kirschen sind häufig Hefepilze, die normalerweise von der Magensäure abgetötet werden. Bei mehr als 500 Gramm Kirschen auf einmal könnte der Magen allerdings überfordert sein. Denn die Hefepilze vergären den Zucker aus den süßen Kirschen zu Alkohol, es entsteht Kohlendioxid und das verursacht Blähungen. Wer viel Wasser trinkt, verdünnt die Magensäure und verstärkt den Effekt.
Wenn Sie die Kirschen vor dem Verzehr gut waschen und nicht zu viele auf einmal verzehren, können Sie problemlos Wasser dazu trinken. Die Warnung hinsichtlich Kirschen und Wasser stammt aus einer Zeit, als Trinkwasser eine schlechte Qualität hatte. Die Keime aus dem Wasser konnten zusätzlich Blähungen und Durchfall verursachen.

Stimmt Omas Trick, dass es bei Kopfschmerzen hilft, 20 Kirschen zu essen?

Zwar enthalten Kirschen tatsächlich die schmerzlindernde und fiebersenkende Salicylsäure, die in veredelter Form (als chemisch reine und stabile Acetylsalicylsäure) auch den Grundbaustein für herkömmliche Kopfschmerzmittel darstellt. Jedoch ist die Dosis in den Kirschen zu gering. Eine Kopfschmerztablette enthält etwa 500 Milligramm Acetylsalicylsäure, 100 Gramm Kirschen dagegen etwa 0,85 Milligramm Salicylsäure. Man müsste also viele Kilogramm Kirschen verspeisen, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen.

Probieren Sie doch mal ...

Viel Spaß beim Kirschenessen wünschen Jutta Löbert und "Wir in Bayern"!


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