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Hunde Kleiner Hunde-Knigge

Wenn Sie mit Ihrem Hund unterwegs sind, sollten Sie sich an ein paar grundlegende Dinge halten. Denn nur so können Sie anderen Menschen und Tieren entspannt begegnen. „Wir in Bayern“-Hundetrainerin Anja Petrick weiß, worauf Sie unbedingt achten sollten und wie Sie in unangenehmen Situationen richtig reagieren.

Stand: 11.11.2021

Mann mit Hund auf einer Straße in der Stadt | Bild: BR / Julia Müller

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein: Wenn Ihr Hund sein großes Geschäft macht, sammeln Sie es auf und nehmen es bis zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit mit. Besonders in Gebieten mit vielen Hunden kann es unschön werden, wenn im Laufe des Tages etliche Hunde ihren Haufen dort machen, wo andere Menschen unterwegs sind, die den Kot dann an den Schuhen in ihre Wohnung tragen.

Gärten und Gartenzäune

Bitte achten Sie darauf, dass sich Ihr Hund nicht an Gartenzäunen oder in Vorgärten verewigt. Wenn Sie merken, dass ihr Hund an einen Zaun pieseln möchte, sprechen Sie ihn früh genug an und nehmen ihn mit dem Signal „Weiter“ freundlich mit. Zeigen Sie dabei in die Richtung, in die Sie gehen möchten und laufen selbst ein paar Schritte weiter. Anfangs oder bei Ablenkung können Sie ihren Hund mit einem Leckerli weglocken. Wichtig ist ein vorausschauendes Gehen! Hat Ihr Hund schon das Bein angehoben und Sie müssen ihn weiterziehen, ist das für beide Seiten unschön. Optimal ist es natürlich, wenn Sie zuvor auf einer Strecke gehen können, auf der sich ihr Hund erstmal kräftig „auspieseln“ kann.

Gesicherter Rückruf

Zu den Grundlagen gehört es, dass Ihr Hund beim Rückruf zu Ihnen kommt. Hört Ihr Hund noch nicht gut auf den Rückruf, gehen Sie besonders vorausschauend spazieren und rufen Sie ihn so frühzeitig ab, dass es erst gar nicht zu einer unangenehmen Situation kommen kann. Oder sichern Sie ihn über eine Schleppleine. So haben Sie Zeit, einen guten Rückruf zu üben, und es kann nichts passieren.

Achten Sie auf Ihren Hund! Wenn Sie auf Ihr Handy schauen oder sich unterhalten, verpassen Sie vielleicht den Moment, in dem Ihr Hund etwas Unerwünschtes macht. Sind Sie abgelenkt, leinen Sie Ihren Hund entweder an oder haben Sie ihn im Blick, damit er niemanden belästigen kann oder irgendwo unbeobachtet ein Häufchen hinterlässt.

Begegnungen mit anderen Menschen

Wenn Ihnen Radler, Jogger oder Fußgänger entgegenkommen, rufen Sie Ihren Hund zu sich und leinen Sie ihn gegebenenfalls an. Nicht jeder Mensch mag Hunde, manche haben sogar Angst. Wenn der andere dann doch Kontakt zu Ihrem Hund haben möchte, können Sie immer noch entscheiden, ob Sie Ihren Hund hinlassen oder nicht. Denn auch nicht jeder Hund möchte von einem fremden Menschen angefasst werden.

Wenn es schiefläuft: Sollte Ihr Hund beim Gassi gehen einen Spaziergänger anspringen oder einen Radler jagen, weil Sie nicht aufgepasst haben, entschuldigen Sie sich höflich. Versuchen Sie nicht zu erklären, warum Ihr Hund dies getan hat oder dass ja eigentlich der andere Schuld daran ist. Ihr Vierbeiner obliegt Ihrer Aufsichtspflicht.

Begegnungen mit fremden Hunden

Kommt Ihnen ein angeleinter Hund entgegen, sollten Sie Ihren Vierbeiner abrufen und entweder auch anleinen oder sicher bei sich behalten. Wenn Sie nicht wissen, ob der andere Hundebesitzer den Kontakt zwischen den Hunden wünscht, fragen Sie freundlich nach. Sollten Sie gebeten werden, Ihren Vierbeiner anzuleinen, tun Sie das ohne Diskussion. Sie wissen nicht, warum der andere Hund Abstand braucht.

Immer wieder passiert es, dass Menschen ihren Hund zum anderen Vierbeiner laufen lassen, da der eigene ja nichts tut und nur spielen möchte. Dies kann für das Gegenüber sehr viel Stress bedeuten und diesen auch im Training zurückwerfen, wenn die Distanz unterschritten wird, die der Hund gerade benötigt hätte, um ruhig zu bleiben. Im schlimmsten Fall kann es gefährlich für Ihren eigenen Hund werden, wenn sich der andere aggressiv zeigt.

Gut zu wissen:

Trägt ein Hund eine gelbe Schleife oder ein gelbes Tuch, bedeutet dies, dass er sich Abstand wünscht. Sollten Sie also einen Hund mit gelber Markierung sehen, wissen Sie sofort, dass dieser Hund Ihren nicht kennenlernen möchte und können entsprechend reagieren.

Darum können Hunde unverträglich sein

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Hund keinen Kontakt mit anderen Hunden haben möchte oder dessen Halter entscheidet, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist.

Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit: Manche Hunde wurden gebissen, gemobbt oder sind schmerzhaft von einem anderen Hund über den Haufen gerannt worden. Bei einigen Hunden reicht eine solche Erfahrung aus, um der Meinung zu sein, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Diese Hunde brauchen vor allem Abstand, um sich sicher zu fühlen.

Leinenaggression: Wenn ein Hund im Freilauf gut verträglich mit Artgenossen ist, diese jedoch verbellt oder anknurrt, sobald er angeleint ist, verknüpft er Begegnungen an der Leine mit schlechten Erfahrungen. Zum Beispiel wurde ein Hund von einem anderen angegriffen, während er angeleint war, kam nicht weg und konnte sich der Situation nicht entziehen. Oder ein Hund wurde immer wieder am Halsband von anderen Hunden weggezogen. In beiden Fällen ist die Verknüpfung Leine plus anderer Hund gleich Angst oder Schmerz.

Bei jungen Hunden ist es häufig eine Leinenfrustration. Sie möchten zum Spielkumpel, werden durch die Leine aber daran gehindert und äußern ihren Unmut darüber durch Bellen und in die Leine springen.

Hohes Alter: Ältere Hunde können Probleme mit dem Bewegungsapparat haben, Augen und Ohren funktionieren nicht mehr so gut, sie stehen unsicher auf den Pfoten. Wenn dann ein Jungspund kommt, der um den Senior herumspringt, finden das viele ältere Hunde nicht so toll. Für sie bedeutet die Begegnung Anstrengung oder sogar Schmerzen. Seien Sie deshalb besonders achtsam, rufen Sie Ihren Hund ab oder leinen ihn an, wenn Sie sehen, dass ein älterer Hund den Kontakt nicht möchte.

Schlechte Sozialisation: Manche Hunde sind isoliert von anderen Hunden in Verschlägen oder Käfigen aufgewachsen und hatten in den ersten, prägenden Wochen keine Chance, normales Sozialverhalten zu lernen. Solche Hunde tun sich schwer, den richtigen Umgang mit Artgenossen zu lernen. Auch eine Operation oder Krankheit im Welpenalter kann zu einer schlechten Sozialisierung führen, denn dann fehlt das Spielen und Interagieren mit anderen Hunden als wichtiger Teil der Entwicklung.

Ungleiche Passung: Menschen, die mit sehr kleinen Hunden unterwegs sind, wird immer wieder vorgeworfen, dass sie unerzogene Kläffer an der Leine hätten und sie ihre Hunde einfach mal mit anderen spielen lassen sollten. So einfach ist das leider nicht. Wenn ein großer Hund auf einen deutlich kleineren Hund zurast und diesen umrennt, ist das kein Spaß für den kleinen Hund. Das tut weh und kann Verletzungen nach sich ziehen. Vielleicht will Ihr Hund tatsächlich nur spielen, für den Kleineren kann dies allerdings zum Kampf ums Überleben werden.

Fazit: „Meiner tut nix!“ – „Aber meiner“

Wenn Sie einen friedlichen, netten Hund haben, denken Sie bitte daran, dass nicht alle Hunde so sind und akzeptieren Sie es, wenn ein anderer Hundehalter keinen Kontakt wünscht. Sollte Ihnen jemand mit angeleintem Hund entgegenkommen, leinen Sie Ihren ebenfalls an. Wenn Sie sehen, dass ein anderer Hundehalter mit seinem Tier Abstand hält, respektieren sie dies, halten Sie diese Distanz ein und lassen Sie Ihren Hund nicht hinlaufen. Gehen Sie zügig an dem anderen Mensch-Hund-Team vorbei, ohne belehren zu wollen oder eine Diskussion anzufangen. Denken Sie daran: Es wird einen guten Grund geben, warum die anderen Ihnen ausgewichen sind.

Übrigens

Dieses Thema behandelt Anja Petrick auch in ihrem Buch „Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren“, erhältlich im BRshop.

Viel Erfolg wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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