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Hunde Anti-Giftköder-Training

Verstreute Essensreste, Hühnerknochen oder Exkremente. Wenn Ihr Hund ständig nach Fressbarem stöbert und alles verschlingt, was ihm unter die Nase kommt, kann das gefährlich werden. Denn nicht selten liegen unverdauliche Dinge und im schlimmsten Fall Giftköder im Gebüsch. Doch es gibt eine Lösung: Sie können mit Ihrem Hund trainieren, dass er nicht alles frisst, was er findet! Wie es geht, zeigt Hundetrainerin Anja Petrick.

Stand: 08.03.2022

Wenn sich Hunde auf alles stürzen, was sie für essbar halten, kann das verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel:

  • Hunger: Ein Hund, der zu wenig oder das falsche Futter bekommt, ist immer auf der Suche nach Essbarem.
  • Mangelernährung: Wird der Kot von anderen Hunden oder viel Erde gefressen, kann es daran liegen, dass Ihrem Hund Nährstoffe fehlen.
  • Stress: Stehen Hunde zu sehr unter Stress, können sie anfangen, alles Mögliche zu fressen. Sie stürzen sich regelrecht auf alles Essbare.
  • Schlechte Sozialisierung: Wenn Hunde unter schlechten Bedingungen aufgewachsen sind, beispielsweise in einem Zwinger, haben sie nicht gelernt, was essbar ist und was nicht.
  • Es schmeckt: Es gibt Hunde, die lieben Essen einfach mehr als alles andere.

Gut zu wissen

Was für Frauchen und Herrchen mehr als unappetitlich ist, kann für Vierbeiner äußerst attraktiv sein. Kot, insbesondere Katzenkot, übt auf viele Hunde eine große Anziehungskraft aus, da er Lockstoffe enthält.

Das Training, Teil 1: "Gib's mir"

Auf das Signal "Gib's mir" hin soll Ihr Hund alles wieder abgeben, was er gerade im Maul hat. Zu Beginn sollten Sie diese Übung mit einem Spielzeug aufbauen, da dies meist als nicht ganz so hochwertig angesehen wird wie Futter. Geben Sie Ihrem Hund ein Spielzeug oder warten Sie, bis er selbst damit spielt. Dann halten Sie ihm ein gutes Leckerchen unter die Nase und sagen "Gib's mir" oder "Tauschen". In der Regel lassen die Hunde ihr Spielzeug fallen, um an das Leckerchen zu gelangen. Loben Sie Ihren Hund und geben Sie ihm das Leckerchen. Dann bekommt Ihr Hund gleich das Spielzeug wieder und Sie spielen ein wenig mit ihm. Nach einiger Zeit wiederholen Sie die Übung. Ihr Hund soll lernen, dass es sich lohnt, wenn er Ihnen seine Schätze abgibt: Dafür bekommt er etwas richtig Schmackhaftes und danach seinen Schatz wieder zurück!

Wenn das mit einem Spielzeug funktioniert, können Sie es langsam ausweiten auf andere Dinge, die Ihr Hund findet. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Hund - wenn möglich - das Eingetauschte wieder zurückgeben. Freuen Sie sich jedes Mal, wenn Ihr Hund Ihnen etwas bringt, und bewundern Sie es, auch wenn es ein Stock oder eine tote Maus ist. Wenn Sie das immer so handhaben, werden Sie einen Hund bekommen, der Ihnen gerne alles zeigt, was er findet, und auch problemlos abgibt.

"Gib's mir" mit essbaren Dingen

Funktioniert das Signal "Gib's mir" mit Spielzeug, können Sie anfangen, mit essbaren Dingen zu trainieren. Der Aufbau ist der gleiche wie beim Spielzeug. Geben Sie Ihrem Hund etwas zum Knabbern, was er nicht gleich herunterschlucken kann, zum Beispiel einen Kauknochen. Wichtig ist, dass Sie den Kauknochen festhalten können, während Ihr Hund daran knabbert. Halten Sie ihm dann etwas noch Besseres unter die Nase, sagen "Gib's mir" und tauschen den Kauknochen gegen etwas richtig Attraktives ein. Dann geben Sie den Kauknochen gleich zurück und lassen Ihren Hund in Ruhe fressen.

Tauschen Sie nur einmal, üben dies maximal zwei- bis dreimal die Woche und geben Sie Ihrem Hund dazwischen immer wieder Kausachen, die er ohne Eintauschen in Ruhe fressen darf. Sollten Sie das Eintauschen zu häufig üben, könnte Ihr Hund aggressiv werden und seinen Knochen verteidigen.

Gut zu wissen

Der Aufbau der Übung funktioniert nur, wenn Ihr Hund keine Futteraggression hat. In dem Fall wenden Sie sich bitte an einen positiv arbeitenden Trainer, denn hier müssen Sie anders trainieren.

Das Training, Teil 2: Nichts vom Boden aufnehmen

Auf das Signal "Tabu" oder "Nix da" hin soll Ihr Hund das liegen lassen, was er gerade nehmen möchte. Das Training wird in kleinen Schritten aufgebaut:

  • Sie haben in der einen Hand ein gewöhnliches Leckerchen, in der anderen ein besonders gutes Leckerchen. Die Hand mit dem besonderen Leckerchen ist hinter Ihrem Rücken, die Hand mit dem gewöhnlichen Futter halten Sie dem Hund vor die Nase.
  • Wenn Ihr Hund nun an das nicht so gute Leckerchen möchte, geben Sie das Signal"Tabu" oder "Nix da" und warten einen Moment ab. In der Sekunde, in der sich Ihr Hund von der hingestreckten Hand abwendet, loben Sie ihn und geben das richtig gute Leckerchen aus der anderen Hand.

Nach einigen Durchgängen werden Sie merken, dass sich Ihr Hund sofort auf das Signal hin abwendet. Dann ist es Zeit für den nächsten Schritt:

  • Legen Sie das Leckerchen auf den Boden, schützen es aber noch mit Ihrer Hand und geben das Signal. Wiederholen Sie auch diesen Schritt so lange, bis sich Ihr Hund sofort abwendet.
  • Dann lassen Sie die Übung Stück für Stück schwerer werden und nehmen die Hand über dem Leckerchen immer öfter und länger weg, bis Sie dieses offen liegen lassen können, ohne dass Ihr Hund es nimmt.

Wenn das gut klappt, ist der nächste Schritt, ein etwas besseres Leckerchen auszulegen. Hier müssen Sie dies wieder zu Beginn mehr mit der Hand schützen, damit Ihr Hund das Leckerchen auf keinen Fall erwischt, oder Sie sichern ihn über eine Leine.

Nichts aufnehmen generalisieren

Hunde sind schlecht im Generalisieren. Wenn Sie mit Ihrem Hund das "Sitz" vor ihm stehend im Wohnzimmer geübt haben, wird er es am besten genau in dieser Konstellation ausführen: Im Wohnzimmer. Sie stehen vor ihm und halten den Zeigefinger nach oben. Versuchen Sie es aber draußen, sitzen dabei und geben ihm kein Handzeichen, hat er wahrscheinlich keine Ahnung, was Sie von ihm wollen. Deshalb ist es so wichtig, an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlichen Dingen zu üben. Wenn also die Grundübung zu Hause gut funktioniert, fangen Sie an, das Training nach draußen zu verlagern und verschiedene essbare Dinge zu verwenden.

Machen Sie die Übung immer schwerer (aber nie zu schwer, damit Ihr Hund sie schaffen kann) und legen Sie das Fressen am Wegesrand, im Gebüsch oder mitten auf dem Weg aus. Sichern Sie das Ausgelegte entweder in einer Plastikbox oder Ihren Hund an einer Leine, damit er es wirklich nicht erwischen kann. Und merken Sie sich die Stellen, an denen Sie ausgelegt haben, Ihr Hund ist im Finden deutlich besser als Sie!

Gut zu wissen

Sie sollten auf jeden Fall auch mit Fleischpflanzerln und Wiener Würstchen üben, da dies genau die Dinge sind, die häufig mit Giftködern versehen werden.

Was Sie außerdem noch tun können

Im Internet können Sie sich informieren, wo die letzten Giftköder gefunden wurden. Meiden Sie die Gassi-Wege, an denen kürzlich Giftköder ausgelegt wurden, aber lassen Sie Ihren Hund in sicheren Gegenden weiterhin ausgiebig schnüffeln, denn das gehört zu seinen Grundbedürfnissen.

Was tun, wenn der Verdacht besteht, dass Ihr Hund einen Giftköder gefressen hat?

Hier ist schnelles Handeln angesagt! Sammeln Sie eventuelle Reste des Köders auf und nehmen diese mit. Falls es keine Reste gibt, Ihr Hund sich aber bereits erbrochen hat, sammeln Sie das Erbrochene ein. Alles, was dem Tierarzt Aufschluss darüber geben kann, um welches Gift es sich handelt, ist wichtig. Markieren Sie die Stelle, damit andere Hundehalter gewarnt werden oder bitten Sie andere, dies zu tun. Je schneller Sie zum Tierarzt kommen, desto höher ist die Chance, dass Ihr Hund überlebt. Ganz wichtig ist, dass Sie nicht selbst versuchen, den Hund zum Erbrechen zu bringen. Je nachdem, was der Hund gefressen hat, könnten Sie die Situation dadurch verschlechtern.

Übrigens

Dieses Thema behandelt Anja Petrick auch in ihrem Buch "Wir sind ein Team - Hunde fair trainieren", erhältlich im BRshop.

Viel Erfolg wünschen Anja Petrick und "Wir in Bayern"!


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