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Allgemeinmedizin Herzrasen – harmlos oder gefährlich?

Fast jeder hatte schon mal Herzrasen, beispielsweise bei Aufregung oder Verliebtheit. Das ist meist harmlos, aber nicht immer. Schlägt das Herz längere Zeit zu schnell, kann das sogar lebensbedrohlich werden. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt das Wichtigste, was Sie zum Thema Herzrasen wissen müssen. Und er hat Tipps, wie Sie Ihren Herzschlag mit einfachen Methoden selbst wieder in den Griff bekommen können – sofern keine Krankheit dahintersteckt.

Stand: 13.01.2023 10:37 Uhr

Mann fasst sich ans Herz | Bild: picture-alliance/dpa/Christin Klose

Das menschliche Herz hat viel zu leisten: Es schlägt etwa 100.000 Mal am Tag. Taktgeber ist der Sinusknoten. Die Impulse werden über elektrische Bahnen zu den Herzvorhöfen beziehungsweise Kammern geleitet, damit diese abwechselnd, regelmäßig kontrahieren.
Bei Herzrasen haben die Betroffenen das Gefühl, dass das Herz sehr stark pocht, stolpert oder flattert. Das kann nur ein paar Sekunden oder auch länger andauern.

Ursachen für Herzrasen

Herzrasen kann verschiedene psychische oder körperliche Ursachen haben, beispielsweise:

  • körperliche Anstrengung, beispielsweise beim Sport
  • psychische Ursachen wie Aufregung, Nervosität, Angst oder Panikattacken
  • übermäßiger Kaffee- oder Nikotinkonsum sowie Energydrinks
  • Drogenmissbrauch
  • Flüssigkeitsmangel
  • Unterzucker
  • Medikamente, beispielsweise bestimmte Antidepressiva, Histamin-Rezeptor-Blocker (Antihistaminika) oder ß-Mimetika (beispielsweise Asthmasprays)
  • Krankheiten wie Schilddrüsenüberfunktion, Blutarmut (Anämie), Bluthochdruck oder niedriger Blutdruck, koronare Herzkrankheit (Schädigung der Herzkranzgefäße), Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Lungenerkrankungen, Blutvergiftung und Reizleitungsstörungen wie das WPW-Syndrom (Wolf-Parkinson-White)
  • Mineralstoffmangel (Kalium und Magnesium)
  • Hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren

Long Covid: Herzrasen als Langzeitfolge von Corona

Herzrasen ist eine der häufigsten Langzeit-/Spätfolgen von Corona. Das liegt daran, dass das Virus auch das Herz schädigen und dort unter anderem Entzündungen verursachen kann.

Tipps zur Normalisierung des Herzschlages

Mit folgenden Methoden können Sie versuchen, den Herzschlag wieder zu normalisieren:

  • Trinken Sie zügig ein eiskaltes Getränk, so dass Sie aufstoßen können. Durch den kurzfristig erhöhten Druck in der Brust und im Bauch kann in manchen Fällen der Herzschlag normalisiert werden.
  • Valsalva Manöver: Den Druck im Brust- und Bauchbereich können Sie auch erhöhen, indem Sie sich die Nase zuhalten und mit geschlossenem Mund die Luft in die Nase pressen – so, als ob Sie einen Druckausgleich machen wollen. 
  • Karotissinus-Massage: Massieren Sie mit Zeige- und Mittelfinger die Stelle an Ihrem Hals, an der Sie Ihren Puls fühlen. Achtung: Setzen oder legen Sie sich dazu unbedingt hin, da die Massage zu einem Blutdruckabfall führen kann.

Folgen und Komplikationen von Herzrasen

Hält Herzrasen längere Zeit an, muss es behandelt werden, da bei einem zu schnellen Herzschlag nicht ausreichend Blut durch den Körper gepumpt wird und die Organe somit nicht ausreichend versorgt werden. Bei länger anhaltendem Herzrasen können zudem Gerinnsel im Herzen entstehen, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen können. Des Weiteren kann sich aus Herzrasen ein Kammerflimmern entwickeln, das ohne sofortige Behandlung tödlich enden kann.

Herzrasen als medizinischer Notfall

Längere Anfälle von Herzrasen sind ein medizinischer Notfall, vor allem, wenn weitere Symptome wie Schwäche, Schwindel, Schmerzen in der Brust oder Kurzatmigkeit hinzukommen. In diesen Fällen sollten Sie sofort eine Notaufnahme aufsuchen oder einen Notarzt rufen.

Tipps zur Vorbeugung von Herzrasen

  • Legen Sie ausreichend Entspannungs- und Ruhepausen ein und vermeiden Sie Aufregung und Stress.
  • Trinken Sie nicht zu viel Kaffee oder Energydrinks.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Trinken Sie ausreichend.
  • Essen Sie regelmäßig, um Unterzucker zu vermeiden.
  • Wenn Sie Medikamente einnehmen: Lassen Sie von Ihrem Arzt klären, ob diese zu Herzrasen führen können. Ändern Sie gegebenenfalls in Absprache mit Ihrem Arzt die Dosierung oder wechseln Sie das Präparat.
  • Gehen Sie regelmäßig zur (Herz-)Vorsorge.

Bleiben Sie gesund und entspannt wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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