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Allgemeinmedizin Corona – neue Impfstoffe gegen die Omikronvarianten

Seit September sind drei neue, an die Omikronvariante BA.1 beziehungsweise die Subtypen BA.4 und BA.5 angepasste Impfstoffe gegen das Coronavirus verfügbar. Wer sollte sich damit impfen lassen? Wie groß sollte der Abstand zwischen der Impfung und einer vorangegangenen Infektion sein? Macht es Sinn, vor einer Auffrischungsimpfung die Antikörper im Blut bestimmen zu lassen? Fragen über Fragen. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann hat die Antworten.

Stand: 05.10.2022 08:08 Uhr

Dr. Klaus Tiedemann lässt sich gegen Corona impfen | Bild: BR/Dr. Klaus Tiedemann

Seit Beginn der Coronapandemie vor mehr als zweieinhalb Jahren, hat sich das Virus immer wieder verändert und konnte so den Immunschutz, der durch Impfungen oder Infektionen erlangt wurde, teilweise umgehen. Derzeit ist der Großteil der Coronainfektionen in Deutschland auf den Omikron-Subtyp BA.5 zurückzuführen. Der bisher zugelassene Impfstoff wurde gegen den sogenannten Wildtyp, die Ursprungsvariante, entwickelt. Seit September sind nun auch in Deutschland neue, an Omikron angepasste Impfstoffe zugelassen. Es handelt sich dabei um je einen Impfstoff von BioNTech/Pfizer und Moderna, der vor der Subvariante BA.1 schützen solle und einen von BioNTech/Pfizer, der an die Subvarianten BA.4 und BA.5 angepasst wurde.

Was ist der Vorteil der neuen Impfstoffe?

Die an Omikron angepassten, neuen Impfstoffe sind wie die Vorgängervakzine mRNA-Impfstoffe. Es handelt sich dabei um sogenannte bivalente Impfstoffe. Das bedeutet, dass sie sowohl die genetischen Informationen (mRNA) für das Spike-Protein des Ursprungsvirus (Wildtyps) enthalten, als auch die mRNA für die Spikes der Omikron-Subvarianten BA.1 beziehungsweise BA.4 und BA.5. Diese neuen bivalenten Impfstoffe haben also den Vorteil, dass sie eine verbesserte Immunantwort auf Omikronvarianten (vor allem die der BA-Unterlinie) auslösen und gleichzeitig einen gleich guten Schutz gegen das ursprüngliche Virus (Wildtyp) bieten, wie die "alten Impfstoffe". Die an Omikron angepassten neuen Impfstoffe, können also wahrscheinlich besser vor einer Ansteckung mit einer Omikron-Variante schützen.
Da derzeit in Deutschland die Subvariante BA.5 vorherrscht, schützt der neue Impfstoff von BioNTech/Pfizer, der die mRNA der Spike-Proteine von BA.4 und BA.5 eingearbeitet hat, wahrscheinlich besser vor Ansteckung. Aber auch die zuvor entwickelten und neu zugelassenen Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer mit dem Spike-Protein von BA. 1 schützen besser, als die "alten Impfstoffe".
Aber auch die "alten Impfstoffe" bieten nach wie vor einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen.

Für wen empfiehlt die STIKO eine Impfung mit den neuen Impfstoffen?

Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die neuen Impfstoffe als Booster (Auffrischungsimpfung) für Patienten ab 12 Jahren.
Für Kinder unter 12 Jahren sind die neuen Impfstoffe nicht zugelassen. Falls Kinder dieser Altersgruppe aus medizinischen Gründen einen Booster benötigen, soll laut Empfehlung der STIKO mit einem der ursprünglichen Vakzine geimpft werden.
Für die Grundimmunisierung sind die neuen Impfstoffe derzeit ebenfalls nicht zugelassen. Dafür sollen nach wie vor die "alten Impfstoffe" verwendet werden.

Für wen wird eine vierte Impfung empfohlen?

Die STIKO empfiehlt eine vierte Impfung, vorzugsweise mit einem der neuen Impfstoffe, für Patienten ab 60 Jahren, medizinisches Personal, sowie Patienten ab 12 Jahren, die aufgrund einer chronischen Krankheit ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben.
Für gesunde Patienten unter 60, die nicht im Gesundheitswesen arbeiten, wird derzeit keine vierte Impfung empfohlen.

Welcher Abstand sollte zwischen zwei Auffrischungsimpfungen eingehalten werden?

Zwischen zwei Boostern sollte laut STIKO ein Mindestabstand von sechs Monaten eingehalten werden. 
Nach einer durchgemachten Corona-Infektion sollte ebenfalls ein Abstand von mindestens sechs Monaten zu einer Auffrischungsimpfung eingehalten werden.
Bei immungeschwächten Patienten kann in Absprache mit dem Arzt ein kürzerer Abstand sinnvoll sein.

Macht es Sinn, vor der Corona-Impfung eine Antikörperbestimmung machen zu lassen?

Da nicht genau bekannt ist, ab welchem Antikörperwert Patienten ausreichend vor einer Ansteckung oder einem schweren Verlauf geschützt sind, macht es keinen Sinn, im Vorfeld die Antikörper im Blut zu bestimmen.
Falls Patienten, die noch viele Antikörper haben, eine Auffrischungsimpfung erhalten, stellt das keine gesundheitliche Gefahr dar.

Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen zu den neuen Impfstoffen sind bekannt?

Es können - wie bei anderen Impfungen auch - typische Impfreaktionen auftreten. Dazu zählen:

  • Schmerzen an der Einstichstelle
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Fieber

Diese Impfreaktionen sind normal, wenn das Immunsystem "einen Eindringling" bekämpft und verschwinden in der Regel spätestens nach zwei bis drei Tagen wieder.

Bleiben Sie gesund wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


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