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Buchtipps Spannende Bücher für den Sommer

Am Badesee, am Strand oder auf der Liege auf dem Balkon – im Sommer haben viele endlich Zeit, ausgiebig in einem guten Buch zu schmökern. Buchhändlerin Sabine Abel stellt Ihnen vier spannenden Bücher vor, die Sie ihrer Meinung nach unbedingt lesen sollten.

Stand: 01.06.2022

4 spannende Sommerlektüre-Tipps | Bild: BR/Nicole Wagenpfeil

Fabio Stassi: Ich töte wen ich will

Sabine Abel: "Vince Corso lebt mit seinem Hund Django in einer kleinen Dachgeschosswohnung in Rom. Er verdient seinen Lebensunterhalt mit einem sehr ungewöhnlichen Beruf: Er ist Bibliotherapeut. Er empfiehlt seinen Klienten nach mehreren Sitzungen ein bestimmtes Buch, damit sie mit Hilfe dieses Buches ihre jeweilige persönliche Krise überwinden. Wider Erwarten läuft das Geschäft nicht schlecht. Es könnte also alles bestens sein, hätte ihn nicht vor ein paar Tagen Feng verlassen. Mit Feng verbindet ihn eine kurze, aber sehr heftige Liebesbeziehung, die mit Fengs Abreise nach China geendet hat. Eigentlich wollte Corso Feng begleiten, aus einem Gefühl heraus ist er aber in Rom geblieben.
Nach tagelanger, fast unerträglicher Hitze hat es ein schreckliches Gewitter gegeben. Die Keller der Stadt sind überschwemmt und die Straßen und Gehwege sind voller toter Insekten. Wieder hat Corso so ein komisches Gefühl. Dann erreicht ihn ein geheimnisvoller Brief aus einem Gefängnis in Rom, in dem Corso gebeten wird, einen Termin vor Ort zu vereinbaren, um sich mit dem Briefautoren, einem Insassen, zu treffen. Und schon wieder hat Corso ein komisches Gefühl.
Eines Nachmittags kommt er von einem Mittagessen zurück und findet seine kleine Wohnung verwüstet vor, sein Hund ist vergiftet. Als dann auch noch grausame Morde immer dann geschehen, wenn er in der Nähe ist, scheint sich sein Bauchgefühl zu bewahrheiten. Irgendetwas stimmt hier überhaupt nicht. Wer will ihm schaden und warum? Die Polizei verdächtigt ihn. Und wer ist eigentlich der blinde Mann, der ihm dauernd wie zufällig über den Weg läuft?

Dieser Roman ist literarischer Genuss und spannender Krimi in einem. Was jeden echten Krimi-Fan überzeugt, ist die Spannung, die Fabio Stassi innerhalb weniger Seiten aufbaut und bis zum Ende halten kann. Angefangen bei den einfühlsam beschriebenen Personen, bis hin zur Beschreibung der Schauplätze in Rom ist dieses Buch aber auch für Nicht-Krimi-Fans ein großer Gewinn.
Für mich waren die Ausflüge in die Welt der Literatur, die die bibliophile Hauptfigur bei jeder Gelegenheit unternimmt, das mit Abstand größte Vergnügen!"

Manfred Rebhandel: Erster Mai

Sabine Abel: "Rock Rockenschaub ist ein echtes Wiener Original. Er verdient sein Geld als Privatdetektiv und sein Motto 'Löst auf alle Fälle alle Fälle' sagt schon einiges über die Ernsthaftigkeit aus, mit der Rock seinen Beruf ausübt. Er wohnt in einem Gemeindebau, sein Vermieter und guter Freund Lemmy ist ein stadtbekannter Drogendealer. Für ihn regelt er den Drogenverkauf am Telefon und außerdem hat Rock noch einen Nebenjob im Pornokino.
Ein anderer Freund und Nachbar ist Ringo. Er ist Sozialhilfeempfänger und hat nur noch ein Bein. Er ist der letzte verbliebene Mieter im Gemeindebau gegenüber, nachdem ein großer Bauunternehmer auch dieses Haus gekauft hat, um daraus Luxusappartements zu machen. Jetzt treiben sich bei Ringo zwielichtige Gestalten herum, die auch ihn aus seiner Sozialwohnung vertreiben sollen. Dagegen muss etwas unternommen werden, das ist für Rock Rockenschaub klar! Vor allem, nachdem er wieder einmal vom Baulärm aufgewacht ist und außerdem der 1. Mai und damit der Marsch zum Rathaus ansteht. Rock ist nämlich überzeugter Sozialist.
Doch dann kommt ein weiterer Freund ins Spiel: Guttmann, genannt Gutti, ein Polizist bei der Wiener Mordkommission. Wann immer Gutti einen schwierigen Fall zu ermitteln hat, greift er auf seinen alten Spezi Rock zurück. Nicht nur wegen dessen Sachverstand, auch weil Rock um einiges fitter ist und nicht 100 Kilo Übergewicht mit sich herumschleppt. Diesmal handelt es sich um gleich zwei Leichen, die im 10. Bezirk gefunden wurden. Also muss Rock vor dem Marsch noch schnell zwei Morde aufklären helfen. Gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass Rock sich an den Abend vorher praktisch nicht mehr erinnern kann. Er weiß nur noch, dass er auf der Suche nach dem Bauunternehmer war und schließlich in einem noblen Club gelandet ist. Was dort passiert ist, daran erinnert er sich nur noch schemenhaft: Bauunternehmer, Wodka, Koks, Frauen
Beim Griff in seine Hosentasche auf der Suche nach Zigaretten dann der Schock: Rock greift ein menschliches Ohr – ein sehr großes menschliches Ohr!

Von Zeit zu Zeit rettet mich ein Krimi von Manfred Rebhandel durch so manche Untiefen des Alltags. Man darf sich keine hohe Literatur erwarten, sondern hat es eher mit Trash im allerbesten Sinn zu tun. Schräge Charaktere, eine wilde Geschichte und jede Menge skurrile Begebenheiten reihen sich auch in diesem Buch aneinander. Beste Unterhaltung aus Österreich."

Liane Moriarty: Eine perfekte Familie

Sabine Abel: "Die Familie Delaney gilt als wahre Vorzeigefamilie. Stan und Joy führen eine glückliche Ehe, sind Betreiber einer erfolgreichen Tennisakademie und haben vier Kinder, die mittlerweile erwachsen sind.
Nach dem Verkauf der Tennisschule bewegt sich das Leben der Delaneys in sehr ruhigem Fahrwasser. Joy ist jetzt 69 Jahre alt und wünscht sich dringend Enkelkinder. Ihre Kinder haben aber ganz andere Pläne. Dann steht eines Tages eine junge Frau vor der Tür. Ohne Geld und mit einer blutenden Wunde im Gesicht erklärt sie dem Ehepaar, dass sie nach einem Übergriff ihres Freundes die gemeinsame Wohnung verlassen hat und nun auf fremde Hilfe angewiesen sei. Nach und nach breitet sie sich im Haus der Delaneys aus. Während Stan und Joy sich über die Abwechslung und die Kochkünste der jungen Frau freuen, versetzt das die vier eigenen Kinder in Aufregung.
Dann verschwindet Joy plötzlich spurlos von der Bildfläche. Ihr Mann Stan und die Kinder machen sich verständlicherweise große Sorgen, zumal ihr Fahrrad beschädigt am Straßenrand gefunden wird und das Handy unter ihrem Bett zu Hause liegt. Auch ihre Kreditkarte wird nicht benutzt.
Stan und Joy hatten vor dem Verschwinden Streit. Hat Stan sie etwa umgebracht? Das Unvorstellbare wird plötzlich denkbar, doch auch die Kinder haben ihre Geheimnisse, die nach Joys Verschwinden nach und nach ans Licht kommen. Und was hat die junge Frau, die im Haus gelebt hat, mit Joys Verschwinden zu tun?

Ich mochte besonders die Mischung aus Familiengeschichte und Kriminalroman. Ein echter Pageturner mit hohem Unterhaltungswert, einigen unvorhersehbaren Wendungen und einem absolut überraschenden Ende. Dieses Buch legt man nicht mehr weg und die gut 500 Seiten vergehen wie im Flug."

Seraina Kobler: Tiefes, dunkles Blau

Sabine Abel: "Die wunderbare Gegend rund um den Zürichsee genießen und von Zeit zu Zeit ein wenig kriminalistische Arbeit, genau das war Rosa Zambranos Plan. Doch so idyllisch, wie sie es sich vorgestellt hat, ist ihre Arbeit als Seepolizistin am Zürichsee leider doch nicht. Eigentlich ist Rosa gerade dabei, sich mit dem Thema Familienplanung auseinanderzusetzen. Sie hätte sehr gerne eigene Kinder, aber deswegen die Arbeit als Polizistin aufgeben? Kommt auch nicht in Frage.
Eines Tages beschließt die Kommissarin, sich in einer Kinderwunschpraxis genauer zu informieren und beraten zu lassen.
Kurz nach ihrem Termin wird der prominente Frauenarzt tot aus dem See geborgen.
Zunächst vermuten Rosa und ihre Kollegen, dass der Arzt nach einer drogenreichen Partynacht ins Wasser gefallen und ertrunken ist. Alles sieht nach einem Unfall aus. Schon bald tauchen aber immer mehr Ungereimtheiten auf. Beruflich und privat war Dr. Jensen kein unbeschriebenes Blatt. Er war Mitbegründer eines sehr erfolgreichen, innovativen aber auch umstrittenen BioTech-Unternehmens und hatte offensichtlich zahlreiche Kontakte ins Rotlicht-Milieu. Privat ging es ebenfalls turbulent zu, war Jensen doch kurz davor, sich von Frau und Familie zu trennen. Motive und Verdächtige gibt es also zur Genüge. Rosa steckt bis über beide Ohren in den Ermittlungen, die einfach nicht vorankommen wollen. Und sie muss sich mit Themen wie Genetik und den Erkenntnissen des Arztes und seiner Forschung auseinandersetzen. Es scheint vieles möglich, um vererbbare Krankheiten zu verhindern, aber ist das auch alles ethisch und moralisch vertretbar? Wo sind die Grenzen?

Dieses Buch ist ein Muss für Schweiz-Fans und alle, die es lieber ein wenig ruhiger mögen, ohne dabei auf Spannung verzichten zu wollen. Seraina Kobler legt viel Wert auf die Beschreibung ihrer Figuren und der wunderbaren Landschaft des Zürichsees, wobei man schnell merkt, dass die Autorin eine waschechte Züricherin ist."

Viel Spaß beim Lesen wünschen Sabine Abel und "Wir in Bayern"!


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