BR Fernsehen - weiß blau


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weiß blau In Immenstadt im Allgäu

Immenstadt ist gelebte Poesie. Was im ersten Moment arg pathetisch klingt, wird an dem Punkt unserer Sendung glaubhafte Realität, als ein sich an einen Bergrücken anschmiegender Regenbogen ins Bild kommt. Oder wenn das Segelschiff "Santa Maria Loreto" über den wolkenüberhangenen Großen Alpsee gleitet. Oder als der Blick vom Buddhismuszentrum Europa aus über die sonnengefluteten Schneegipfel der Allgäuer Alpen schweift.

Stand: 22.03.2014 | Archiv

Doch genug Poesie für jetzt, weiter zum kulturellen Alltag von Immenstadt im Allgäu. Auch da stoßen wir gleich wieder auf Poesie, auf Literatur, auf einen Poetry Slam junger Literaten aus der Dreiländerregion Deutschland, Österreich, Schweiz. Eine von vielen Veranstaltungen, die jedes Jahr im "Literaturhaus Allgäu" über die Bühne gehen. Irgendwie auch eine Art Bühne, wenn nicht für Theater oder Literatur, so für Religionsausübung bietet das Europazentrum Buddhismus. In eine ehemalige Industrieellenvilla oberhalb des Großen Alpsees kommen Menschen aus nah und fern zum Meditieren und zum Beten zusammen. Eher Zufall, dass man sich gerade in Immenstadt niederließ, man suchte einfach eine schöne Lage.

Apropos "schöne Lage": An der Bergstation des Sessellifts hoch zum Immenstädter Hausberg, dem Mittag, treibt sich unsere Moderation Annett Segerer auch herum. Und lässt sich vom Chef der Bergbahn mehr zum einmaligen Panorama von dort oben erklären. Bevor sie dann ein "Häusle" weiter wandert, dorthin, wo man Allgäuer Bergkäse herstellt. In der "Alpe Oberberg" der Familie Beck.

"Beck" oder anders heißen die Immenstädter heute, früher hieß einer von ihnen "Immo". Auch wenn man über diesen "Immo" nichts weiß, so war er doch so eine Art "Ur-Immenstädter". Jedenfalls ist Immenstadt nach ihm benannt, und natürlich nicht nach der "Imme", der Biene. Auch wenn hier einst ein Motorrad namens "Imme" gebaut wurde, sogar mit einer Biene drauflackiert. Nicht der Lack, sondern das Holz ist das zentrale Material für die Bildhauerin Waltraud Funk. Eine echte Immenstädterin, nach dem Studium in Eichstätt wollte sie eines Tages einfach nur wieder heim. Für ihre Inspiration ist es wichtig, dass sie von ihrem Wohnort einen Blick zum Mittag hat.

Ob viele tausend Industriearbeiter, die im Laufe der letzten Jahrzehnte in Immenstadt ihr Auskommen fanden, jemals einen wachen Blick für die schöne Natur entwickelten, ist dagegen offen. Und auch nicht so wichtig, wichtiger schon ist es festzuhalten, dass Immenstadt eine Industriestadt war und teilweise weiter ist. Was in einer als Urlaubsgebiet bekannten Gegend wie dem Allgäu nicht selbstverständlich ist. Von Bindfäden über Strumpfhosen der Firma "Kunert" und die blaue Lenorflasche bis hin aktuell zu Produkten der Firma "Bosch" – vieles entstand im Lauf der Zeit in Immenstadt. Bei einem Stadtrundgang besuchen wir das Arbeiterviertel, wo die "Fabrikler" einst lebten und natürlich auch das sehr schön renovierte Schloss, Ort der Herrscher, noch bevor es Industrie gab. Und heute ein Ort für Kulturveranstaltungen und für gutes Essen, im "Historant".

Wie finden wir zum Schluss wieder zur "Poesie" zurück? Nun, irgendwie ist das ganze Leben ja ein Stück Poesie. Jedenfalls an den schönen Tagen. Im Allgäu. In Immenstadt im Allgäu.


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