BR Fernsehen - Unter unserem Himmel


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Unter unserem Himmel „Ziegen muss man gern haben“ - Bei Geißbauern in den Bergen

Ein Priester, zwei Bauern und ein Künstler haben eines gemeinsam – sie halten Ziegen. Dem Priester aus Stilfs im Vinschgau sind sie Heimat, dem Oberhoferbauer aus dem Ultental säugen sie seine überzähligen Ferkel, dem Künstler aus dem Grödnertal ermöglichen sie ein Eremitenleben im Gebirge und Urs, der Bergbauer aus dem Val Müstair, ist überzeugt, dass in diesen klugen Tieren noch viel mehr steckt, als wir ihnen zutrauen.

Stand: 18.06.2020 | Archiv

Ein Film von Josef Schwellensattl

"Ziegen muss man gern haben", sagt Urs, während er seinen Ziegen durchs kniehohe Heu nachlaufen muss, um sie wieder zurückzujagen ins Eingezäunte, aus dem sie ausgebrochen sind. "Sie sind von der Überzeugung, dass das Gras jenseits des Zauns immer besser ist, nicht abzubringen."

Für Urs sind Ziegen ganz besondere Tiere: Im Gegensatz zu seinen Schafen, sagt er, die eher introvertiert sind, wollen die Ziegen kommunizieren, begreifen, selber entscheiden.

Ein anderer, der Ziegen liebt so wie der Urs aus dem kleinen Berghof im Val Müstair, ist Pfarrer Florian Öttl aus Stilfs, einem kleinen Bergdorf in Südtirol. Jeden Tag, bevor er in die Kirche geht, um die heilige Messe zu lesen, melkt er seine fünf Ziegen. Pfarrer Öttl ist ein Bergbauernsohn aus dem Passeiertal. Und auch seine Ziegen stammen von dort, seine wenige freie Zeit verbringt er mit ihnen, er treibt sie morgens auf die Weide und holt sie abends wieder heim. "Ich bin der einzige Seelsorger in Südtirol, der sich um Schäflein und Geißlein kümmert", sagt Pfarrer Florian Öttl. Außer, dass ihm seine Ziegen Milch geben und damit auch sein Stierkalb mästen, sind sie ihm eine Freude: "Wenn ich sie nicht hätte, würde mir etwas Wesentliches fehlen, das Heimat ist, etwas, das mir guttut bis ins Tiefste meiner Seele."

Über Sankt Ulrich in Gröden, weit oben am Fuße einer Felswand, haust im Sommer in einem kleinen Zelt seit über 20 Jahren schon der Maler Egon Moroder, genannt Rusina. Drei Ziegen sind bei ihm, mit ihrer Milch bestreiten sie einen wichtigen Teil seiner Ernährung und sie leisten ihm Gesellschaft. Sie ermöglichen ihm das Leben eines Einsiedlers.
Auch als Ersatzmütter müssen Ziegen oft herhalten, denn Ziegen säugen auch Tiere, die nicht zu ihrer Gattung gehören, zum Beispiel Schweine, wie das BR-Team im Ultental auf der Tuferalm beim Luis und beim Wascht erfährt.


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