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Unter unserem Himmel In der Schleife des Inn - der kleine Markt Kraiburg

Stück für Stück wird seit ein paar Jahren der alte Kern von Kraiburg saniert. Die Geschichte des kleinen, mittelalterlichen Marktes wurde jahrhundertelang vom Handel auf dem Inn vorangetrieben und mündete bisweilen in Abgeschiedenheit. Viele Kraiburger versuchen jetzt, den Markt lebendig zu halten.

Stand: 26.04.2021 | Archiv

Ein Film von Natalie Schädler

In Kraiburg hat der Inn die vergangenen Zeiten geformt. Ein Ausläufer des Inngletschers hatte sich hier immer tiefer eingegraben und so die Landschaft mit Terrassenstufen herausgewaschen. Der höchste Punkt, der in der Eiszeit entstanden ist, ist der knapp 450 Meter hohe Schlossberg. Hier thront die Kapelle der Familie Riedl, das Wahrzeichen von Kraiburg. Ihre Mauern wurden auf altem Fundament gebaut. 800 Jahre zuvor war der Schlossberg der Stammsitz der Kraiburger Grafen in einer wehrhaften Burg.

Wiederbelebung des alten Kerns

Für Schmied Toni Wittmann ist der allmorgendliche Kaffe am Marktplatz sein Lebenselixier.

Seit ein paar Jahren wird nun der alte Kern von Kraiburg saniert. Architekt Sepp Anglhuber setzt sich für die Wiederbelebung ein, legt alte Bausubstanzen frei und kombiniert sie mit neuen Elementen. Mit der Sanierung schwelt auch die Hoffnung einiger Kraiburger, dass hier oben am Marktplatz mehr Gastronomie entsteht. Derzeit gibt es nur noch ein Wirtshaus, den Unterbräu. Wirtin Antonie Mittermaier führt die Wirtschaft alleine. Sie hält sich wacker mit ihrer frischen bayerischen Küche.

Junge Bewohner ziehen in den Ort

Die Renovierungsarbeiten an seinem Kraiburger Haus scheinen für Sebastian Linz nie zu enden.

Bis heute sind die meisten Kraiburger darauf angewiesen, zur Arbeit zu pendeln. Aber seit ein paar Jahren gibt es im alten Ortskern kaum leerstehende Wohnungen mehr. Denn die alten Gemäuer ziehen neue Bewohner an, auch junge wie Sebastian Linz. Er hat sich in jahrelanger, mühevoller Arbeit ein ehemaliges Getreidemesserhaus von 1750 renoviert und bewohnt es nun mit seiner Familie.

Der Inn: Fluch und Segen

Marianne Klose liebt den Inn, verliert aber nie den Respekt vor ihm.

Der Markt wurde lange Zeit vom Handel auf dem Fluss gespeist. Einst wirtschaftlicher Mittelpunkt zwischen Wasserburg und Mühldorf, geprägt von Burg und Grafen, Reichtum und Vielfalt, geriet er ins Abseits. Der Inn als Wasserweg war nicht mehr gefragt. Zudem brachte er seit jeher Überschwemmungen. Marianne Klose wohnt im Bruckhäuslviertel, unten am Inn. Wenn es zu Hochwasser kommt, trifft es das Viertel als erstes. 1985, als es noch keinen Damm gab, ist der Inn über Nacht zur Existenzbedrohung geworden. Trotzdem gehört für Marianne Klose der Fluss zu ihrem Leben einfach dazu.


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