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Bulldogfieber Von alten Traktoren und Sammlern

Um 1950 brechen die goldenen Jahre der Traktorhersteller an und bis heute lassen sich noch viele vom Klang der alten Eisenmaschinen verzaubern. In einer Garage auf einem Hof in Oberviechtach beginnt die Filmreise von "Bulldogfieber".

Stand: 26.05.2022 | Archiv

Film von Ludwig Ott

Alte Traktoren, Einzylinder mit oder ohne Schwungrad, vor mehr als fünfzig Jahren gebaut von Hanomag, Schlüter, Deutz oder Lanz, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Oft sind es nur noch verrostete Eisengestelle mit einem klobigen Motor, von Blech umkleidet, auf blanken Felgen, die halb im Boden versunken sind. Auf dem Kühler findet sich vielleicht noch eine verwitterte Inschrift: Hanomag, Schlüter, Normag, Deutz, … der Name des Herstellers. Alte Traktoren im Winkel eines Bauernhofs versteckt oder bei einem Alteisenhändler, Schätze, für die sich vor Jahren nur wenige begeisterten.

Nach dem Ersten Weltkrieg um 1920 beginnt die Erfolgsgeschichte der Traktoren, der Zugmaschinen für Äcker und Felder. 30 Jahre später werden sie die Landwirtschaft revolutionieren.

Pionier im Traktorbau war die Firma Lanz aus Mannheim, deren Einzylinder-Glühkopf-Maschinen mit zehn Liter Hubraum weltberühmt wurden. Die Lanz-Bulldogs waren Kraftpakete wie Dampflokomotiven, schwer in Gang zu setzen und zu beherrschen, und sie waren, obwohl sehr effektiv, für die meisten Bauern damals zu teuer.

Um 1950 brechen die goldenen Jahre der Traktorhersteller an. Jede noch so kleine Firma, die Motoren oder landwirtschaftliche Geräte herstellte, konstruiert ihre eigene Zugmaschine, kleine und große. Landmaschinenhändler veranstalteten Traktorvorführungen vor enthusiastischen Bauern auf Äckern und Feldern, Vorführungen, die zu Volksfesten wurden.

Dorf für Dorf eroberte und veränderte so der Traktor den Alltag der bäuerlichen Welt. 20 Jahre währen die goldenen Zeiten Hersteller, dann hat jeder Bauer seinen Traktor und neue Sorgen. Der Preiskampf um Milch und Getreide setzt ein und zwingt die kleineren Bauern aufzugeben. Die alten Eisenmaschinen werden nicht mehr gebraucht, sie sind zu schwach für die neuen Aufgaben. Manch einer stellt sie einfach auf dem Hof in einer Ecke ab wie ein Erinnerungsstück. Auf dem Traktor hatte er das Fahren gelernt, ein Stück Freiheit gespürt. Andere wiederum lassen sie verschrotten oder vergessen sie einfach in einer Scheune.

Tausende lassen sich heute vom Klang der alten Eisenmaschinen verzaubern, von einem Eicher, Güldner, Röhr, Kramer, Fendt und Lanz. Mitten in der Oberpfalz liegt Oberviechtach, ein ehemaliger bäuerlicher Landkreis um eine alte Kleinstadt. Hier beginnt die Filmreise von „Bulldogfieber“. In einer Garage auf einem Hof. Mit einem alten Traktor, einem Fendt F 22 aus der Zeit um 1940, den vier Freunde entdeckt haben und zum Leben erwecken wollen. Von dort führt die Reise in ein Dorf in der Nähe von Freising, in der ein Sammler zuhause ist, der nur Traktor-Unikate sammelt aus der Zeit vor 1939 und seltene Schlüter-Exemplare.

Auf dem Traktortreffen in Maxlrain begegnet dem Filmteam ein kleiner freundlicher Bauer aus einem Dorf nahe Moosburg. Er fährt einen wunderschön restaurierten Lanz-Eilbulldog aus der Zeit um 1935. Dass dieser Mann nur für seine Lanz-Traktoren lebt, bemerkt man erst, wenn man ihn zuhause auf seinem Hof besucht. 80 Lanz-Bulldogs hat er in den letzten 20 Jahren selbst restauriert. Sie sind neben dem Hof in einer unscheinbaren Scheune versteckt.

Erstausstrahlung: 30. Mai 2010 im BR Fernsehen.


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