BR Fernsehen - Unter unserem Himmel


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Hilde Bechert Aus der Ruhe heraus

Stand: 31.07.2019 | Archiv

Hilde Bechert, September 2019. | Bild: BR/Lisa Hinder

Geboren bin ich 1949 im kleinen oberfränkischen Dorf Köditz im Landkreis Hof. Diese Heimat ganz nahe an der Grenze zur damaligen DDR war mit dem Ende der Schulzeit schon längst zu eng geworden.

Wer hätte damals ahnen können, dass ich eine Tages Filme über meine fränkische Heimat machen würde?

Nach dem Abitur 1968 zog es mich sofort nach München. Traumberuf: Buchhändlerin. Doch die neu gegründete Hochschule für Fernsehen und Film war sehr schnell verlockender als die Germanistik-Seminare. Etwas ganz Eigenes machen. Und das konnte man da wirklich. Ein Glücksfall, denn jetzt kamen die Bilder zu den Büchern, zur Sprache. Seitdem mache ich Filme.

Mein erster Film für den BR war "Vor lauter Glück sterben" (1975). Seitdem ist der Sender auch mein Heimatsender geblieben und ich konnte sehr viele Dokumentarfilme und Literaturverfilmungen für die Redaktion "Die literarische Filmerzählung" realisieren, oft auch als Produzentin meiner eigenen Stoffe. Regelmäßige und unregelmäßige "Gastspiele" gab es für mich seit 1973 auch bei anderen Sendern: SDR, SR, RB, SWR, ARTE.

Ich arbeite schon lange auch für die BR-Redaktion "Dokumentarfilm" (z.B. "Frau Muyan singt", 2011) und die Reihe "Lebenslinien", eine Zeit lang auch für "Menschen in Bayern". Bei allem Reisen und Eintauchen in andere Lebensgeschichten wurde mir mehr und mehr bewusst, wie viele meiner Filme eigentlich "Heimatfilme" sind. Sie erzählen von Heimatliebe, vom Verlust der Heimat, von der Suche danach, von Menschen und Sprache als Heimat.

Seit ich bei "Unter unserem Himmel" mitmache, komme ich immer wieder in meine eigene Heimat zurück, zurück nach Franken, zu seinen Leuten mit ihren Mundarten, ihrem Witz, ihrem Dickschädel und nicht zuletzt zu ihren kulinarischen Genüssen.

Als ich ganz jung meine oberfränkische Heimat verließ, wusste ich natürlich nicht, wie stark ich durch sie geprägt bin. Jetzt weiß ich das schon und ich wünsche mir, dass das in meine Filme eingeht, auch mein Staunen und meine Neugier auf alles, was ich eben nicht weiß über die Leute und ihr Land. Und ich will ihnen dabei die Ruhe lassen, in der sie leben, ohne Hektik und ohne Anspruch: Hier kommt das Fernsehen! Aus ihrer Ruhe heraus können uns die Leute sehr viel zeigen und erzählen, was uns reich macht.

FILMOGRAPHIE – EINE AUSWAHL

IM LANDE DES ERBFEINDS (1979)
EIN MEISTER DER DISTANZ (1986)
WOHIN ICH IN WAHRHEIT GEHÖRE (1987)
ZÄRTLICH KREIST DIE FAUST (1990)
ERST JENSEITS DER KASTANIEN IST DIE WELT (1994)
AUF REISE – DIE MÄNNER VOM RIESENRAD (2002)
DAS WEISSE LAND (2004)
EISBRECHER VOR FINNLAND (2008)

DIE LITERARISCHE FILMERZÄHLUNG:
JULES VERNES REISEN (1977)
CHANDLER ERFINDET MARLOWE (1978)
ICH WAR SÜCHTIG NACH BILDERN (1981)
SKIZZE EINES UNGLÜCKS (1984)
ZÜRICH-TRANSIT (1992)
MEINE HEIMAT IST HIER (2001)

LEBENSLINIEN:
JAMES, GENANNT NEGERHANSI (2001)
DIE BRAUT TRUG ROT (2004)
ICH HABE ÜBERLEBT WIE EINE KATZE (2009)
DER VERRÜCKTE PROFESSOR IM PARADIES (2012)

UNTER UNSEREM HIMMEL:
KÄRWAZEIT (2005)
DER LETZTE TAG (2007)
MEER AUS STEIN – STEINHAUER IN MAINFRANKEN (2008)
DAS WIRTSHAUS IM GUT (2009)
KRENBAUERN IN FRANKEN (2011)


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