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Geschichten aus Niederbayern Rund um Arnstorf

Arnstorf in Niederbayern liegt zwar etwas abseits, besitzt jedoch ein historisches Schloss mit einem außergewöhnlichen Saal, sowie ein weltweit erfolgreiches Unternehmen, wie Meinhard Prill auf seiner Reise herausfand.

Stand: 12.06.2014 | Archiv

Tief in Niederbayern, im Dreieck zwischen Landau, Vilshofen und Eggenfelden, liegt der Markt Arnstorf. Keine Autobahn führt hier vorbei und keine Bundesstraße nach Arnstorf hinein. Beschaulicher und ruhiger kann das Leben nirgends sein als hier, möchte man meinen.

Das Obere Schloss von Arnstorf

Der Kaisersaal im Schloss Arnstorf wurde 1714 von Melchior Steidl ausgemalt.

Im Zentrum treffen sich zwei Staatsstraßen, die schöne alte Wirtschaft am Marktplatz steht schon länger leer. Gleich neben dem Platz befindet sich das Obere Schloss. Ein ehemaliges Wasserschloss, gut versteckt hinter einer Mauer und alten Bäumen, in dem seit 150 Jahren die Grafen Deym residieren. Der vierkantige Bau lässt nicht ahnen, dass sich in seinem Innern einer der prächtigsten spätbarocken Räume findet, die das alte Bayern kennt, der sog. Kaisersaal. 1714 wurde der Saal von Melchior Steidl ausgemalt, weil Kaiser Karl VII. beabsichtigte, für einen Tag Arnstorf zu besuchen, um in der Umgebung auf Hirschjagd zu gehen. Gekommen ist er dann doch nicht. Melchior Steidl ist als Freskomaler eher vergessen, weil die nach ihm geborenen Brüder Asam so viel mehr Ruhm eingeheimst haben, dabei muss sich Steidl vor ihnen nicht verstecken - er hat sich für Arnstorf die Galleria Farnese in Rom zum Vorbild genommen. Den Kaisersaal hat er mit Allegorien der damals bekannten vier Erdteile ausgemalt und griechische Götterfiguren, über denen an der Decke Apollo im Sonnenwagen thront. Öffentlich zugänglich ist der Park des Schlosses.

Hans Lindner und Arnstorf

Der heutige Marktplatz von Arnstorf.

Auf den Straßen von Arnstorf gibt es erstaunlich viel Verkehr. Aus einem einfachen Grund: In dem kleinen Ort sitzt eine Firma, die Hans Lindner Group, die allein in Arnstorf 2500 Menschen beschäftigt und Inneneinbauten herstellt. Wände, Decken, Verkleidungen für große Baukomplexe. Die Firma hat den Plenarsaal im Berliner Reichstag ausgestattet und Flughäfen in Hongkong, London und Malaga, die U-Bahn in Dubai, das neue Schifffahrtsmuseum in Shangai und das Polizeihauptquartier in Los Angeles.

Alles vom kleinen niederbayerischen Arnstorf aus, was für sich genommen schon unglaublich ist. Noch ungewöhnlicher aber ist der Firmengründer Hans Lindner, mittlerweile über siebzig, der nie woanders als in Arnstorf leben wollte, wo er eine Lehre in einem Sägewerk absolvierte und dann ganz klein anfing.

Hans Lindner - er ist heute der größte Arbeitgeber in und um Arnstorf.

Hans Lindner ist ein erstaunlicher Mensch - bodenständig und hellwach. Als das örtliche Bezirkskrankenhaus in Arnstorf schließen musste, erwarb er das Gebäude, wandelte es in ein Altenheim um und eröffnete in dem Heim auch noch einen Kindergarten: Damit Leben herrscht - was für eine gute Idee. Er unterstützte den Ausbau der örtlichen Realschule und unterhält Waisenhäuser in Afrika, alles verdienstvolle Aktivitäten, aber er hat auch die nicht vergessen, die es eher zufällig oder kurzfristig nach Arnstorf verschlägt. Im nahegelegenen Mariakirchen hat er neben einem alten Schlösschen ein modernes Hotel errichtet und den alten Pferdestall zu einer Wirtschaft umgebaut, mit eigener Brauerei und einem Biergarten. Eine niederbayerische Idylle.

Sendungsinfo

Autor: Meinhard Prill
Erstausstrahlung: Mai 2013
Sendelänge: 43 Minuten


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