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Sozialer Wohnungsbau im Wandel der Zeit Fuggerei, Neuperlach, München Riem

Stand: 15.02.2022 | Archiv

Wie kann in den städtischen Ballungsräumen günstiger und hochwertiger Wohnraum für sozial Schwache geschaffen werden? Die Fuggerei in Augsburg, der Stadtteil Neuperlach und die Messestadt München-Riem sind Beispiele des sozialen Wohnungsbaus im Wandel der Zeit.

Fuggerei | Bild: BR

Vor 500 Jahren stiftete Jakob Fugger die heute älteste Sozialbausiedlung der Welt: Die Fuggerei in Augsburg. Schon damals bewegte ihn die Frage, mit der sich Generationen von Architekten, Städteplanern und Sozialpolitikern nach ihm beschäftigt haben und die bis heute nichts von ihrer Dringlichkeit verloren hat: Wie kann in den städtischen Ballungsräumen günstiger und hochwertiger Wohnraum für sozial Schwache geschaffen werden? Und wie können möglichst viele Menschen komfortabel auf möglichst engem Raum zusammenleben?

Die Fuggerei in Augsburg (1/3)

Heute ist das Thema aktueller denn je: Der starke Bevölkerungszuwachs in den Ballungsgebieten bringt die Mietpreise zum Explodieren und zwingt die Planer, immer dichter zu bauen. Selbst überdurchschnittlich Verdienende können die Mieten kaum noch bezahlen. Und nicht nur in München werden dringend bezahlbare Wohnungen benötigt. Welche Lösungen wurden im Laufe der Geschichte für das Wohnraumproblem gefunden?

Die Reihe "Schöner Wohnen für Alle" zeigt neben der 500 Jahre alten Fuggerei den inzwischen 50 Jahre alten Münchner Stadtteil Neuperlach sowie mit der Messestadt München Riem ein Projekt aus der Gegenwart.

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Das Modell Fuggerei funktioniert bis heute. Immer noch finden bedürftige Augsburgerinnen und Augsburger hier Obdach. Zentral gelegen, autofrei, ruhig und grün hat auch die spätmittelalterliche "Armensiedlung" in der wachsenden Regionalmetropole neue Attraktivität gefunden.

Stadteil München-Neuperlach (2/3)

Neuperlach ist das größte westdeutsche Siedlungsprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg und symptomatisch für die Sozial-Utopien und den Fortschrittsglauben der 70er Jahre.
Um der auch damals virulenten Wohnungsnot zu begegnen, scheute man sich nicht, dicht und stark in die Höhe zu bauen. In ganz Europa entstanden ähnliche Satellitenstädte, deren planerische Schwächen sich im Laufe der Jahre manifestierten. Der erneut gestiegene Wohnungsmangel hat Neuperlach heute wieder attraktiv gemacht.

Messestadt München-Riem (3/3)

Als der Münchner Flughafen von Riem nach Erding verlegt wurde, stand den Münchner Stadtplanern ein riesiges, unverbautes Areal zur Verfügung, auf dem sie eine Musterstadt am Reißbrett entwickeln konnten. Urban und städtisch sollte das neue Quartier am südöstlichen Stadtrand Münchens sein. Gleichzeitig aber auch grün und dem neuesten Stand des ökobewussten Zeitgeist entsprechend. Auf jeden Fall wollten Planer und Architekten die Fehler der Vergangenheit vermeiden – gesichtslose Trabantenstädte ohne Infrastruktur.

Anders als bei Neuperlach waren in der Messestadt München-Riem Schule und U-Bahnstation fertiggestellt, bevor 1999 die ersten Bewohner einzogen - in Sozialwohnungen, Eigenheime und Wohnbau-Genossenschaften. Eine Mischung, die helfen sollte, soziale Spannungen zu vermeiden. Hochhäuser gibt es in Riem nicht, dafür den ehemaligen Buga-Park. Eine weitläufige Grünanlage, die jeder Messestädter zu Fuß erreichen kann. Heute leben rund 12.000 Menschen in der Messestadt und es macht sich Ernüchterung breit: Kritiker beklagen die fantasielose Architektur und die Bewohner sind unzufrieden, weil sie zwar ein schickes Einkaufszentrum, aber keine kleinen Läden und Restaurants inmitten der Wohnblöcke haben. Alarmiert waren die Münchner zusätzlich,  als eine Studie vor sozialer Schieflage im neuen Stadtteil warnte, da überproportional viele Menschen mit Migrationshintergrund hier wohnen.

Was war geplant und was wurde realisiert? Wie lebt es sich heute in dieser vergleichsweise jungen Musterstadt? Bewohner gewähren Einblick in ihren Alltag in den verschiedenen Wohnsituationen - im gemieteten Reihenhaus, in der geförderten Eigentumswohnung, in einem sozialen Wohnbauprojekt und in einem genossenschaftlichen Wohnexperiment. Und obwohl all diese Messestädter ihr neues Wohnquartier auch kritisch sehen, leben sie gerne hier.

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