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Wirtschaftswissenschaftlerin und Wirtschaftsweise Veronika Grimm

Sie hat sich federführend für bezahlbares Heizen im Winter eingesetzt: Als Vorsitzende der Expertenkommission „Gas und Wärme“ hat Veronika Grimm die Gaspreisbremse mit entwickelt. Seit 2020 gehört sie zu den sogenannten „Wirtschaftsweisen“, dem höchsten wirtschaftlichen Expertenrat Deutschlands.

Published at: 29-11-2022

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Die gebürtige Erlangerin Veronika Grimm ist ein echter Tausendsassa: An der Universität Erlangen-Nürnberg ist sie Professorin für Wirtschaftstheorie, darüber hinaus sitzt sie in diversen Gremien und trainiert ganz nebenbei noch die Fußballmannschaft ihrer Tochter.

Sie ging ihren Weg in die Wissenschaft sehr konsequent: Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie an den Universitäten Hamburg und Kiel promovierte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Anschließend war sie an der Universidad de Alicante und der Universität zu Köln tätig. Es folgten längere Forschungsaufenthalte an der Université libre de Bruxelles und der Université Catholique de Louvain in Louvain la Neuve, Belgien. Seit 2008 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Karriere als Wirtschaftsweise

Mit 48 Jahren ereilte sie dann der Ruf zu den sogenannten „Wirtschaftsweisen“. Nachdem lange zwei Stühle im höchsten wirtschaftlichen Expertenrat vakant waren, ist das fünfköpfige Gremium seit September dieses Jahres endlich wieder voll besetzt. Ob die vielbeschäftigte Wirtschafts- und insbesondere Energiemarktexpertin Veronika Grimm deshalb nun wieder etwas verschnaufen kann, darf aber bezweifelt werden. Die kommenden Jahre werden hart – gerade auf dem Energiemarkt.

Energiewende und Energiekrise

Um Deutschland als Wirtschaftsstandort auch in Zukunft nachhaltig zu sichern, muss die Energiewende gelingen, ist Grimm überzeugt. Sie setzt sich für eine konsequente Umstellung auf erneuerbare Energien ein – warnt allerdings auch: Es dürfe keine Tabus geben. Es brauche Strom aus Solar- und Windkraft genauso wie nachhaltig erzeugten Wasserstoff für die Industrien, die nicht auf Strom umstellen können. Dazu müsse man jetzt kurzfristig auch auf alle weiteren Energiequellen setzen, die uns zur Verfügung stehen: Denn Deutschland und die Welt stecken mitten in einer Energiekrise.

"Im Strommarkt müssen übergangsweise alle Erzeugungskapazitäten aktiviert werden, Kohlekraftwerke ebenso wie Atommeiler. Denn der Angebotsengpass kann kurzfristig nicht allein durch erneuerbare Energien beseitigt werden."

(Handelsblatt, 06.10.2022)

Gaspreisbremse und bezahlbares Heizen

Als Chefin der Expertenkommission „Gas und Wärme“ war Veronika Grimm im Sommer und Herbst mit der Frage konfrontiert: Wie können Millionen von Gaskunden im Land in diesem Winter ihre Wohnung heizen oder ihren Betrieb weiterführen, ohne bankrottzugehen?

Nach umfangreicher Prüfung hat die Kommission der Bundesregierung die Gaspreisbremse vorgeschlagen. Nicht die beste Lösung, die sie sich gewünscht hätte, räumt Grimm ein – aber die bestmögliche, um die Menschen durch den Winter zu bringen. Die Preisbremse allein reicht aber nicht aus, warnt Grimm.

"Um sicher durch den Winter zu kommen, sind wir vor allem darauf angewiesen, dass Unternehmen und Menschen weiter erheblich Gas einsparen. Wir müssen also etwa die Heizungen runterdrehen und Gas in der Industrie ersetzen."

(Augsburger Allgemeine Zeitung, 14.11.22)


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